Das Nettovermögen von Maria-Elisabeth Schaeffler und der Schaeffler Familie ist seit 2018 um mehr als 75 % gesunken. Anfang 2018 wurde ihr Sohn Georg Schaeffler für kurze Zeit zur reichsten Person Deutschlands, durch die Aktienanteile des Automobilzulieferers Continental AG.

Pandemie trifft die Automobilindustrie schwer

Kugellager machen Maria-Elisabeth Schaeffler und ihren Sohn Georg zu Überfliegern. Ihnen gehört gemeinsam einer der weltweit größten Hersteller von Wälzlagern, die INA Waelzlager Schaeffler KG mit einem Umsatz von 7,2 Milliarden Dollar. Sohn Georg Schaeffler hat die Leitung des Unternehmens in die kompetenten Hände seiner Mutter gelegt, während er bei Haynes and Boone in Dallas internationales Wirtschaftsrecht bis 2006 praktizierte.

In den letzten Jahren engagiert er sich wieder mehr in der Schaeffler AG, von der er 80 % Firmenanteile besitzt und seine Mutter die restlichen 20 %. In ihrer bayerischen Heimat Herzogenaurach ist Maria-Elisabeth Schaeffler eine bekannte Persönlichkeit und wurde für ihr soziales Engagement mit dem Bayerischen Verdienstorden und für ihre unternehmerischen Leistungen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Jahr 2015 legte Maria-Elisabeth Schaeffler 23 Millionen Euro für eine extravagante Party in Kitzbühel auf den Tisch.

Anfang 2018 wurde Georg Schaeffler zur reichsten Person Deutschlands, als die Aktien des Automobilzulieferers Continental AG, an dem er und seine Mutter Maria-Elisabeth Schaeffler einen Großteil der Anteile halten, in die Höhe schnellten. Damals belief sich ihr gemeinsames Vermögen auf 35 Milliarden Dollar. Jetzt sind sie etwa ein Viertel davon wert. Das liegt zum Teil an der Coronavirus-Pandemie, die den Autoverkauf erheblich gebremst hat, sowie an der allgemeinen Umstellung der Branche auf Elektroautos. Ganz im Gegenteil dazu hat Klaus-Michael Kühne sein Vermögen während der Pandemie mehr als verdoppelt.

Maria-Elisabeth Schaeffler verpasst Diversifizierung

Die Schaefflers haben die letzten Jahre seit 2018 jeweils schlechter abgeschlossen als sie begonnen haben, und so könnte es auch dieses Jahr sein. Maria-Elisabeth Schaeffler ist zwar immer noch superreich, aber der Einbruch des Vermögens der Schaefflers gehört zu den größten im Milliardären-Index und verdeutlicht den Rückgang und Umschwung der weltweiten Fahrzeugproduktion. Die Deindustrialisierung in Deutschland betrifft auch die Schaeffler AG und Continental. Der deutsche Maschinenbaukonzern Schaeffler AG steht ähnlich unter Druck wie der Reifen Produzent Continental. Die Aktien beider Unternehmen sind in diesem Jahr um mehr als ein Fünftel eingebrochen.

Solche Schwankungen sind bei Mehrgenerationen-Familienvermögen dieser Größe selten, was vor allem der Diversifizierung zu verdanken ist. Während die Gründer oft zielstrebig ihre Ziele verfolgen, versuchen ihre Erben oft, die Risiken zu verringern, indem sie sich auf neue Unternehmungen verzweigen. So begann die Mars-Familie mit der Herstellung von Süßigkeiten, stieg dann aber in die Herstellung von Haustierprodukten ein, die heute etwa die Hälfte des Jahresumsatzes des Unternehmens ausmachen, das hinter dem 120-Milliarden-Dollar-Vermögen steht. Der deutsche Reimann-Clan hat die Erlöse eines Chemieunternehmens in ein Konsumgüterimperium umgewandelt, das Krispy Kreme Doughnuts und Panera Bread Restaurants umfasst.

Laut dem Bloombergs Vermögensindex sind die Schaefflers jetzt 8,5 Milliarden Dollar wert, obwohl die Familie möglicherweise Vorkehrungen getroffen hat, um sich gegen fallende Aktienkurse zu schützen. Auch andere Vermögen, die mit der Autoindustrie verbunden sind, leiden unter der Pandemie. Susanne Klatten und Stefan Quandt, Großaktionäre des Automobilherstellers Bayerische Motoren Werke AG (BMW), und der Vorsitzende der Hyundai Motor Group, Chung Mong-Koo, mussten laut Bloomberg-Index in diesem Jahr einen Vermögensrückgang von etwa 10 % hinnehmen. Also deutlich weniger als die Schaefflers.

Olaf Scholz lehnte Staatshilfen ab

Maria-Elisabeth Schaeffler hat sich schon früher von Rückschlägen erholt. Ihre schuldenfinanzierte Übernahme von Continental zwang sie dazu, beim Staat um Notfallhilfe zu bitten, nachdem die Kreditmärkte in der Finanzkrise 2008 zusammengebrochen waren. Beinahe wäre sie von einer Milliardärin zur Schulden-Milliardärin geworden.

Der Aktienkurs des Unternehmens stieg anschließend ab 2009 stark an, bis auf ein Allzeithoch im Februar 2018. Continental, einer der weltweit größten Zulieferer von Fahrzeugkomponenten, hat danach Pläne für eine grundlegende Überarbeitung vorgelegt, um die schwachen Gewinne wiederherzustellen. Das Unternehmen kündigte daraufhin an, weitere Kostensenkungen und mögliche Werksschließungen zu prüfen, und erklärte später, es werde seine Dividendenausschüttung kürzen, um rund 350 Millionen Euro (413,5 Millionen US-Dollar) einzusparen. Unterdessen erwägt die Schaeffler AG ein neues Kostensenkungsprogramm, um die Folgen der Coronavirus-Pandemie zu bewältigen.

Während in der letzten Zeit ein stattliches Hilfepaket nach dem anderen verabschiedet wird, sagte der heutige Kanzler damals dem Tagesspiegel: „Man kann nicht im Nerzmantel nach Staatshilfe rufen“. Der damalige Arbeitsminister fügte hinzu: „Wir sind nicht dafür da, für Fehlentscheidungen von Milliardärinnen und Milliardären geradezustehen. Es kann jedenfalls nicht sein, dass jemand, der sich verspekuliert hat, auch noch einen Reibach auf Steuerzahlerkosten macht.“

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Anfang der 1990er Jahre beschäftigte Schaeffler mehr als 20.000 Mitarbeiter in Werken auf drei Kontinenten. Als Georgs Vater 1996 starb, erbte Georg Schaeffler 80 % des Kugellagerunternehmens, das seinen Nachnamen trägt, während seine Mutter Maria-Elisabeth Schaeffler den Rest erbte. Beide sitzen in den Aufsichtsräten von Continental und Schaeffler, das 2015 an die Börse ging, um seine Schulden zu tilgen.

Während Georg als Erbe eines Ingenieurimperiums aufwuchs und Abschlüsse in Wirtschaft und Recht erwarb, studierte Maria-Elisabeth Schaeffler Medizin und rechnete nie damit, eine Karriere in der Wirtschaft einzuschlagen. Geboren in Prag und aufgewachsen in Wien, studierte sie in der österreichischen Hauptstadt Medizin, als sie Georgs Vater kennenlernte. Sie heirateten im Alter von 22 Jahren und Maria-Elisabeth Schaeffler wurde schließlich in die Geschäfte ihrer Familie eingebunden.

„Ich bin Schritt für Schritt hineingewachsen„, sagte sie 2001 in einem Interview mit der deutschen Zeitung Welt am Sonntag. „Als mein Sohn alt genug war, beschlossen mein Mann und ich, dass ich mich beruflich engagieren sollte. Deshalb habe ich – ich muss mich korrigieren – eine Lehre bei meinem Mann absolviert, die hervorragend war.“

(TB)