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Die Deutschen müssen den Gürtel enger schnallen. Die Sparkasse legt in einer neuen Studie offen, wie sehr die galoppierende Inflation und die explodierenden Energiepreise den Geldbeutel der Bürger belasten. Mit weniger als 3.600 Euro Nettoeinkommen pro Haushalt lebt man unterhalb der Armutsgrenze.
Sparkasse warnt vor den Auswirkungen von Inflation und Energiepreisen
Ob an der Zapfsäule, im Supermarkt oder beim Restaurantbesuch, die Preise in Deutschland schießen in die Höhe. Zuletzt lag die Inflation bei knapp 8 Prozent. Wie bei einem Schimmelpilz, der sich langsam ausbreitet, werden die Auswirkungen der Inflationswelle erst mit der Zeit sichtbar. Wie schlimm es für die Deutschen wird, wenn die Rekordinflation anhält, beschreibt die Sparkasse mit einem deprimierenden Zahlenbeispiel.
Haushalte mit einem Nettoeinkommen von 3.600 Euro oder weniger haben nach Berechnungen der Sparkasse derzeit kein Geld am Monatsende übrig und müssen auf ihr Erspartes zurückgreifen, um finanzielle Lücken zu schließen. Das sind 60 Prozent der privaten Haushalte, so Helmut Schlewies, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes bei einer Pressekonferenz. Das würde bedeuten, dass mehr als der Hälfte der privaten Haushalte in Deutschland das Geld ausgeht. Sie müssen auf ihre Ersparnisse zurückgreifen, um ihre monatlichen Ausgaben zu decken. Eine Horrorzahl, die in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland einmalig sein dürfte.
An die Bundesregierung appellierte der Sparkassen-Präsident daher, bei zukünftig geplanten Entlastungspaketen insbesondere diese Einkommensgruppen zu unterstützen. Mit einem Nettoeinkommen von 3.600€ liegt man in Deutschland schon in der Mittelschicht. Einkommensgruppen von 2.500 bis 3.600 Euro, haben bisher in aller Regel keine staatlichen Transferleistungen von den Entlastungspaketen erhalten und mussten sich aus eigener Kraft finanzieren.
Unternehmen und Privatpersonen an Belastungsgrenze
Entsprechend klar sind die Forderungen, die der Sparkassen-Chef an die Politik richtet. Die muss sich mit ihren Hilfspaketen vor allem an diese Einkommensgruppen wenden. Denn in den Haushalten, die bisher über die Runden gekommen sind, gibt es einen hohen Investitionsbedarf. Der höhere Spardruck für Privatpersonen wird sich über längere Zeit auch auf andere Wirtschaftsbereiche wie Gastronomie oder Dienstleistungen übergreifen.
Reicht das Geld nicht mehr reduziert man automatisch die Restaurantbesuche oder holt sich Aufbackbrötchen, anstatt zum Bäcker zu gehen. Die gestiegenen Preise für Energie treffen den Mittelstand besonders hart. Die Sparkasse hat daher die Situation ihrer 300.000 Firmenkunden ausgewertet. Diese sind jedoch mit einer Eigenkapitalausstattung von 40 % relativ gut aufgestellt Für die Sparkasse geht es also auch um eine Menge Kredite, deren Tilgung ausfallen könnte. Der Präsident der Sparkasse hat sich auf der Pressekonferenz eine Begrenzung der Energiepreise gewünscht. Die Sparkasse schätzt, dass Privatpersonen und Unternehmen 20 % Energie einsparen müssen, um durch die Krise zu kommen.
Die Menge der überschuldeten Haushalte in Deutschland liegt inzwischen bei knapp 3,5 Millionen. Zwischen den Jahren 2020 und 2021 hat sich die Anzahl an neuen Privatinsolvenzen verdoppelt. Mit der Energiekrise könnte dieses Jahr eine Rekordmarke aufgestellt werden.
Wirtschaftsberatung im Jahr 2021: Singles mit 3.347 € sind reich
Die Angabe der Sparkasse von 3.600€ pro Haushalt ist etwas undurchsichtig. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts besteht ein Haushalt aus durchschnittlich 2,02 Personen im Jahr 2021. Für ein Haushalt mit 3.600 € Netto muss jeder im Schnitt 1.800 € Netto beitragen. Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland wurden auch nicht angegeben.
Merkur berichtet über einen Bericht der Schippke Wirtschaftsberatung. Demnach gehört ein Single-Haushalt mit einem Nettoeinkommen von 3.347 Euro zu den reichsten 12 % aller Bundesbürger. Das sind laut dem Brutto-Netto-Rechner von der Sparkasse rund 5600 Euro Brutto im Monat. Über solche Zahlen lachen die wirklich Reichen wie Maria-Elisabeth Schaeffler und Klaus-Michael Kühne.
Das verzerrende an dieser Definition ist, dass immer Leute mit gehobenem Einkommen und Milliardäre in einen Topf geschmissen werden. Sicherlich hat man ein entspanntes Leben, wenn man zu den oberen 12 % gehört, dennoch ist es kein Vergleich mit den superreichen Privatjet Besitzern und Superyacht Urlaubern. Mit einem Nettoeinkommen von 3.347 € zählt man allgemein noch zu der oberen Mittelschicht. Lebt man nicht als Single, sondern muss dazu noch eine ganze Familie in München ernähren, bleibt auch davon nicht mehr viel übrig.
(TB)