Sparkasse Münsterland Ost: Vergütungs-Exzess Markus Schabel 6,9 Mio. Euro

Vergütungsexzesse bei den Sparkassen erreichten 2021 neue Höchstwerte. Allen voran bei Westfalens Sparkasse Münsterland Ost in Münster.

Die Europäische Zentralbank sieht 2022 die Boni der Geldhäuser kritisch. Wie Bloomberg am 7. Oktober 2022 meldete, erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) angesichts des sich eintrübenden Konjunkturausblicks den Druck auf Finanzinstitute, ihre Boni für 2022 in Grenzen zu halten. Wie zu hören ist, hat die Bankenaufsicht der EZB verschiedenen Instituten kürzlich nahegelegt, sowohl in Bezug auf variable Vergütungen als auch hinsichtlich der Dividenden Zurückhaltung an den Tag zu legen. Dahinter stehe die Sorge, dass die Energiekrise zu einer Welle von Zahlungsausfällen führen könnte, hieß es.

Die Verwaltungsräte der Sparkassen könnten Vergütungs-Exzesse stoppen. Das sind im Fall der Sparkasse Münsterland Ost zum Beispiel ein CDU-Landrat und ein CDU-Oberbürgermeister. Der Landrat bekommt pro Sitzung bei der Sparkasse ein Sitzungsgeld von 1.000 Euro. Der Oberbürgermeister je Sitzung 500 Euro. Das läppert sich auf mehrere Tausend Euro. Schwer für die Kontrolleure, die Hand zu beschneiden, die sie füttert.

Mit einem Jahreseinkommen von 629.000 Euro und 613.00 Euro landete Markus Schabel (56) aus Münster als Vorstandschef der Sparkasse Münsterland Ost im Einkommensranking 2012 und 2013 noch auf Platz 4 unter den Spitzenverdienern der Sparkassenchefs.

Doch 2021 führte er die Liste an. Zu seinem Ausscheiden auf eigenem Wunsch Ende August 2021 erhielt Markus Schabel im Jahr 2021 Jahresbezüge: 520.000 Euro; Pension: 6,404 Millionen Euro; Gesamt: 6,924 Millionen Euro.

Schabel ist zwar damit die Spitze des Eisbergs, aber der Eisberg selbst ist auch größer geworden.

Anstieg der Vergütungs-Millionäre von 40 auf mehr als 100

Bei den Sparkassen, zur Erinnerung sie sind dem Gemeinwohl verpflichtet, ist die Zahl der Vergütungs-Millionäre im vergangenen Jahr stark angestiegen. Der große Bringer sind die seit Jahren explodierenden Pensionsrückstellungen.

Bereits 2016 förderten Recherchen von „Correctiv“ und „FAZ“ zutage, dass Spitzenkräfte bei hiesigen Kommunalinstituten mit bis zu 850.000 Euro pro Jahr entlohnt werden.

Für das zurückliegende Jahr 2021 zählte die Hamburger Finanz-Szene bei der Auswertung von Offenlegungs-Berichten mehr als 100 Vergütungs-Millionäre in den Vorständen deutscher Sparkassen. Zum Vergleich: 2017 und 2018 waren es „nur“ 40 Sparkassen-Vergütungsmillionäre.

2017/2018 gab es nur drei Spitzenreiter, die als Sparkassenvorstände ab 2 Millionen Euro im Jahr erhielten

Das waren:

►  Uwe Haddenhorst (67) aus Kamp-Lintfort in NRW, Vorstand der Sparkasse Duisburg, schied am 22. Mai 2018 aus. 2017 Jahres-Bezüge: 512.000 Euro; Pension: 1.715.000 Euro; Gesamt: 2.227.000 Euro

Und

► Udo Buschmann (60) aus Erftstadt in NRW, Vorstand der Kreissparkasse Köln. 2018 Jahres-Bezüge: 476.300 Euro; Pension: 1.585.000 Euro; Gesamt: 2.061.300 Euro

Und

► Dr. Harald Vogelsang (63), Chef der Hamburger Sparkasse AG. 2018 Jahreseinkommen rund 2 Millionen Euro.

Dieses Mal weist der Offenlegungs-Bericht für 2021 einen Betrag von 6-7 Millionen Euro für einen Vorstandschef aus.

 Spitzenreiter 2021 ist die Sparkasse Münsterland Ost

Bei der westfälischen Sparkasse Münsterland Ost in Münster zwischen Ruhrgebiet und Osnabrück gab es 2021 gleich drei Mitarbeiter mit einer Vergütung im siebenstelligen Bereich. Der scheidende Chef bekam 6,924 Millionen Euro.

Dabei ist sie gar nicht die größte Sparkasse. Gemäß der Sparkassenrangliste 2021 liegt die Sparkasse Münsterland Ost  nach ihrer Bilanzsumme von rund 12,6 Milliarden Euro lediglich auf Rang 18.

Die Nr. 1 der Bilanzsummen-Rangliste 2021 ist die Hamburger Sparkasse mit einer Bilanzsumme von rund 60,3 Milliarden Euro. Sie ist also fünf Mal größer. Deren Vorstandssprecher Dr. Harald Vogelsang  erhielt im Jahr 2019 zwischen 2 und 2,5 Millionen Euro. Also „nur“ ein Drittel gegenüber dem Chef der Sparkasse Münsterland Ost.

Zwei Mitarbeiter der Sparkasse Münsterland Ost finden sich in der Vergütungsklasse „1 Mio. bis 1,5 Mio. Euro“, der dritte in der Vergütungsklasse „6 Mio. bis 7 Mio. Euro“.

Die Markus-Schabel-Bezüge für das Jahr 2021 errechnen sich wie folgt:

Dieser erhielt dem Geschäfts-Abschluss zufolge für die 8 Monate Arbeit im Jahr 2021 insgesamt 6,924 Millionen Euro.

►  zunächst einmal ein festes Grundgehalt inklusive „allgemeiner Zulage“ (15 Prozent) in Höhe von 431.000 Euro.

► Hinzu kamen eine „Leistungspauschale“ (hier sind bis zu 15 Prozent des Grundgehalts möglich) über 84.000 Euro sowie eine „sonstige Vergütung“ von 5.000 Euro („überwiegend Sachbezüge aus der privaten Nutzung von Dienstfahrzeugen“) …

► … sodass sich eine „Gesamtvergütung“ von 520.000 Euro ergab.

► Plus 6,404 Millionen Euro Pensionsrückstellung „im abgelaufenen Geschäftsjahr zugeführt“

►  Ab 1. September 2021 erhält Markus Schabel ein Ruhegehalt von 55 % der festen Jahres-Bezüge. Mit Steigerungen: „Auf die Pensionsansprüche wird ab Beginn der Ruhegehaltszahlungen die Tarifentwicklung des öffentlichen Dienstes angewendet.“

 ► Außerdem hatte Markus Schabel zum 31. Dezember 2021 eine Pensionsrückstellung von 12,351 Millionen Euro erreicht. Verbleiben nach Abzug der 2021 ausgezahlten 6,404 Millionen Euro noch 5,947 Millionen Euro.

Zum Vergleich: Im Jahr 2017 verdiente Markus Schabel noch Bezüge: 697.000 Euro plus Pension 517.000 Euro, also ein Jahreseinkommen von 1,214 Millionen Euro.

Das bedeutet für das Jahr 2021 im Vergleich zu 2017 fast das Sechsfache innerhalb von 4 Jahren.

Die Abnicker: Verwaltungsräte werden gut entschädigt

Vorsitzendes Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse Münster Ost ist seit April 2021 Dr. Olaf Gericke (56, CDU), Landrat des Kreises Warendorf.

Erster Stellvertreter des Verwaltungsrats ist seit April 2021 Markus Lewe (57, CDU), Oberbürgermeister der Stadt Münster.

Der Landrat vom Kreis Warendorf wird von Hause aus nach Beamten-Besoldungsgruppe B7 entlohnt. Das sind seit Januar 2021 rund 10.500 Euro monatlich, im Jahr rund 126.000 Euro.

Der Oberbürgermeister von Münster wird von Hause aus nach Beamten-Besoldungsgruppe B10 entlohnt. Das sind ab Januar 2021 rund 13.800 Euro monatlich, im Jahr rund 165.000 Euro.

Dennoch zahlt die Sparkasse Münster Ost diesen Verwaltungsräten ein Sitzungsgeld von 500 Euro je Sitzung. Für zusätzlich wahrgenommene Mandate in der Zweckverbandsversammlung der Sparkasse oder im Beirat wird jeweils eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 128,00 EUR bzw. 256,00 EUR gezahlt. Die Vorsitzenden (in dem Fall der Landrat) erhalten den doppelten Betrag.

So kassierte der Landrat Dr. Olaf Gericke 2021 mal eben nebenher 16.300 Euro. Oberbürgermeister Markus Lewe durfte sich über einen Nebenverdienst von 14.000 Euro freuen.

Hierin liegt ein Interessenkonflikt: Wer mich bezahlt, dem kürze ich doch nicht das Gehalt.

Sparkassen gehören zum öffentlichen Dienst, sind ein kommunales Unternehmen

Arbeitnehmer, die 2022 in einem Job als Berater/in Sparkassen arbeiten, verdienen im Durchschnitt ein Jahresgehalt Gehalt von rund 49.100 €. Die Obergrenze im Beruf Berater/in Sparkassen liegt bei 59.800 €. Die Untergrenze hingegen bei rund 42.200 €. So die StepStone Deutschland GmbH aus Düsseldorf. Für die Position „Business Unit Manager:in“ liegt das durchschnittliche Jahresgehalt 2022 in der Sparkassen-Finanzgruppe laut Kununu bei 111.200 Euro.

Boni bei normalen Sparkassen-Mitarbeitern gekürzt

Die garantierte Leistungsvergütung (Sparkassensonderzahlung innerhalb eines 13. Gehalts) wurde im Tarifvertrag Öffentlicher Dienst Sparkassen im Jahr 2022 auf 74 Prozent bemessen am Oktobergehalt abgesenkt. 2021 lag dieser Leistungssockel noch bei 81,77 Prozent, 2020 bei 88,77 Prozent.

Kein Vergleich zu den Verdienst-Millionären auf den Chefsesseln der Sparkassen. (FM)