Berichte über flüchtende Milliardäre aus Norwegen veranlassen die Regierung zum handeln. Das Land mit einer der höchsten Steuerbelastungen der Welt, will die Steuern für Milliardäre, die versuchen aus dem sozialistischen Land zu fliehen, mit einer erhöhten Wegzugsbesteuerung bestrafen.

Opernhaus in der norwegischen Hauptstadt Oslo
Opernhaus in der norwegischen Hauptstadt Oslo

Sozialistische Regierung erhöht Steuern für Milliardäre in Norwegen

Angesichts von Berichten, dass mehr Milliardäre des Landes ins Ausland gezogen sind oder eine Abwanderung in Erwägung ziehen, führt Norwegen strengere Regeln für die Besteuerung von Auswanderern ein. Eine Kontroverse Maßnahme, die zuletzt in China benutzt wurde, um Milliardäre mit 50 Milliarden Euro an der Flucht zu hindern.

Eine fünfjährige Frist für die Wegzugsbesteuerung von nicht realisierten Gewinnen aus Aktien und anderen Vermögenswerten wird abgeschafft und die Regeln werden mit sofortiger Wirkung auf die Übertragung von Aktien an enge, im Ausland lebende Familienangehörige ausgedehnt, wie die Regierungsparteien Arbeit und Zentrum mit ihrem Haushaltspartner, der Sozialistischen Linken, vereinbarten. Eine Wegzugsbesteuerung ist die Besteuerung von Vermögenswerten auf Grund der Verlagerung des Wohnsitzes oder des gewöhnlichen Aufenthaltes ins Ausland, um Kapitalflucht zu erschweren.

Die linksgerichtete Regierung hat seit ihrem Amtsantritt im vergangenen Jahr die Steuern für die reichsten Bürger Norwegens erhöht, ähnlich wie es in anderen Ländern wie Spanien und Kolumbien seit der Pandemie der Fall ist. Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass die Wohlhabendsten der nordischen Nation Maßnahmen ergreifen, um die höhere Belastung zu vermeiden.

Prominente und Milliardäre wandern von Norwegen in die Schweiz aus

Berichten zu Folge sind die Zahl der Milliardäre, die einen Umzug in Erwägung ziehen und die Zahl derer, die bereits ausgewandert sind, stark angestiegen. Dabei geht es um Personen deren Nettovermögen 1 Milliarde norwegische Kronen (ca. 100 Millionen Euro) übersteigt.

Lokale Medien haben berichtet, dass mehrere wohlhabende Norweger, wie Bjorn Daehlie, der mehrfache Olympiasieger und Weltmeister im Skilanglauf, seit dem Regierungswechsel 2021 ihren Wohnsitz verlegt haben. Der Milliardär Kjell Inge Rokke, der viertreichste Norweger, ist nach Lugano in der Schweiz umgezogen, berichtete die Zeitung Dagens Naeringsliv unter Berufung auf einen Brief an Aktionäre und Mitarbeiter.

Einige der reichsten Norweger scheinen auch die Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben, die es ihnen jahrelang ermöglichten, keine Dividendensteuer zu zahlen, indem sie das Eigenkapital ihrer Unternehmen auf das gesetzliche Minimum herabsetzten, so Guttorm Schjelderup, Professor an der Norwegian School of Economics. Norwegen besteuert keine Zahlungen an Aktionäre, die als Rückzahlung des eingezahlten Aktienkapitals betrachtet werden.

Reiches Land mit kräftigen Steuern

Einer Analyse der Heritage Foundation zufolge beträgt der Spitzensteuersatz in Norwegen 47,8 %, und die Gesamtsteuerlast des Landes beläuft sich auf 39,9 % des gesamten Inlandseinkommens, während die Staatsausgaben 51,8 % der Wirtschaftsleistung ausmachen. Im Vergleich dazu beträgt der Spitzensteuersatz in Deutschland 47,5 %, während die Gesamtsteuerbelastung 38,8 % des gesamten Inlandseinkommens und die Staatsausgaben 46,7 % der Wirtschaftsleistung ausmachen.

Das europäische Land der Wahl, die Schweiz, hat dagegen einen Einkommenssteuer Spitzensatz von nur 11,5 %, während die Gesamtsteuerbelastung 28,8 % des gesamten Inlandseinkommens und die Staatsausgaben 33,1 % der Wirtschaftsleistung ausmachen. Die wirtschaftliche Freiheit der Schweiz ist nach dem Heritage Foundation Ranking die 2. freieste Wirtschaft der Welt und liegt auf Platz 1 von 45 Ländern in der Region Europa. Singapur liegt weltweit auf Platz 1 nach der Analyse der Heritage Foundation, wobei andere Faktoren als die Einkommenssteuer eine Rolle spielen, denn diese ist fast doppelt so hoch wie in der Schweiz ist.

Auch in den Vereinigten Staaten wurden in letzter Zeit Maßnahmen zur Erhöhung der Steuern für Wohlhabende vorangetrieben. Die Wähler im Bundesstaat Massachusetts stimmten bei den letzten Zwischenwahlen einer erheblichen Steuererhöhung für Millionäre zu, während die Wähler in Kalifornien eine ähnliche Maßnahme ablehnten, obwohl beide Staaten zu den am höchsten besteuerten des Landes gehören.

Typische norwegische Siedlung am Meer
Typische norwegische Siedlung am Meer

Norwegen erhöht Steuern für Milliardäre und verlangt alle Gewinne zu realisieren und zu besteuern

Die Regierung prüft gesetzliche Änderungen um sicherzustellen, dass „nicht realisierte Gewinne, die in Norwegen bis zum Zeitpunkt der Auswanderung angefallen sind, auch hier besteuert werden„, heißt es in der veröffentlichten Vereinbarung. Während die sozialistische Linke auch eine Erhöhung der staatlichen Vermögenssteuer und die Abschaffung des Bewertungsabschlags auf Aktien anstrebte, wurden solche Pläne in der Vereinbarung nicht erwähnt. Das nordische Land ist eines der wenigen in Europa, das eine Vermögenssteuer hat.

Die norwegischen Koalitionsmitglieder hatten sich bereits darauf geeinigt, den effektiven Steuersatz auf Dividenden und Kapitalgewinne aus Aktien auf 37,8 % anzuheben, was gegenüber dem Stand von vor zwei Jahren eine Erhöhung um 6 Prozentpunkte bedeuten würde. Die norwegische Arbeiterpartei versprach im Wahlkampf von 2021, die Steuern von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die weniger als 74 000 Euro jährlich verdienen, zu senken und stattdessen die Vermögenssteuer zu erhöhen. Mit der neuen Regelung hat sie einen wichtigen Teil aus dem Wahlkampfprogramm umgesetzt.

(TB)