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Wer sich mit dem Gedanken trägt, zeitweise oder ständig auf dem Wasser zu leben, sollte sich zuerst damit beschäftigen, ob er ein Hausboot kaufen will oder ein schwimmendes Haus erwerben möchte. Das macht in vielerlei Hinsicht einen großen Unterschied, wie sie im folgenden Beitrag sehen werden.
Die meisten Hausbootbesitzer bewohnen ihr schwimmendes Zuhause nur zeitweise, meist in den wärmeren Monaten. Einige Nutzer haben auf dem Wasser ihr Büro aufgeschlagen und nutzen die Idylle der Umgebung als inspirative Quelle. Aufgrund der geringen Größe eines Hausbootes (maximale Länge 24 Meter) können sich nur wenige Menschen ein dauerhaftes Leben auf dem Wasser vorstellen.
Hausboot kaufen vs. schwimmendes Haus
Landläufig bezeichnet man jede schwimmende Behausung auf dem Wasser als Hausboot. Das scheint auf den ersten Blick auch einleuchtend zu sein, dennoch gibt es einen wichtigen Unterschied:
Als Hausboot bezeichnet man ein Boot mit einem Wohnaufbau, welches einen eigenen Motor besitzt. Mit einem Hausboot kann man sich ohne fremde Hilfe auf dem Wasser bewegen. Und man benötigt in der Regel einen Führerschein (Sportbootführerschein).
Ein schwimmendes Haus hingegen besitzt keinen eigenen Motor und lässt sich nur mit fremder Hilfe fortbewegen. Es wird von einem Ponton (Schwimmkörper) als Unterkonstruktion getragen, der Hausaufbau ähnelt meist einem Tiny House. Für ein schwimmendes Haus benötigt man einen festen Liegeplatz, sozusagen eine Wohnanschrift.
Hausboot kaufen – welche Kosten kommen auf mich zu?
Ein Hausboot kaufen ist nicht zu vergleichen mit den Kauf einer Laube im Schrebergarten. Es handelt sich in aller Regel um ein komplettes Haus, nur einfach ohne Garten und auf dem Wasser. Deshalb muss man realistisch an die Planung herangehen und die Kosten immer fest im Blick haben. Im Folgenden stellen wir Ihnen die Kosten beim Erwerb eines „Wasserhauses“ vor. Dies sind nur die wichtigsten Positionen, individuelle Zusatzkosten haben wir hier nicht berücksichtigt.
Anschaffungskosten
Rechnen sie beim Kauf eines neuen Hausbootes mit Anschaffungskosten von mindestens 50.000 €. Hat man etwas mehr Anspruch an die Nutzfläche, kann man bei einer Fläche von 60 bis 80 qm ab 100.000 € rechnen, nach oben immer offen.
Für ein schwimmendes Haus kommen wesentlich höhere Baukosten zusammen. Das schwimmende Haus kostet etwa so viel wie ein Wohnhaus derselben Größe an Land. Kleinere Schwimmhäuser mit einfacher Ausführung (ohne Innenausbau) gibt es ab 200.000€. Für ein gut ausgestattetes Haus im Wasser kann man ca. 300.000 € – 400.000 € kalkulieren.
Versucht man es mit einem gebrauchten Hausboot kann man mit etwas Glück und Geduld schon mit 50.000 € dabei sein. Oft wird der Liegeplatz und die vorhandenen Anschlüsse an die Medien mit verkauft. Recherchieren lohnt sich hier in jedem Fall.
Erschließungskosten
Möchte man „auf dem Wasser bauen“ benötigt man Strom-, Wasser- und ggf. Gasanschlüsse. Bietet der Liegeplatz diese Anschlüsse nicht an, wird es schnell sehr teuer. Je nach Zugang und Länge der Leitungen kann die Erschließung schnell mal bei 100.000 € kosten. Findet man einen Nachbarn auf dem Wasser, kann man diese Kosten aber schnell wieder halbieren.
Liegeplatz
Ein Hausboot oder ein schwimmendes Haus darf in ausgewiesenen Zonen an Flüssen, Seen und Häfen liegen. Für einen festen Liegeplatz sollte man bei einem 15-Meter-Boot zwischen 2.000 € und 8.000 € im Jahr kalkulieren. Ein Liegeplatz für ein schwimmendes Haus dieser Größe kostet etwa gleich viel.
Versicherungskosten
Je nach Größe des Hausbootes oder des schwimmenden Hauses müssen Sie mit jährlichen Versicherungskosten zwischen 1.500 € und 2.000 € rechnen. Wenn man den Liegeplatz nicht verlässt, sind die jährlichen Versicherungskosten geringer.
Stromkosten
Kosten für Strom zählen zu den monatlichen variablen Betriebskosten. Diese können je nach Liegeplatz sehr unterschiedlich ausfallen, da man in der Regel nicht selbst der Vertragspartner des Energielieferanten ist. Ob der Verwalter des Liegeplatzes die Stromkosten dann 1:1 an die Verbraucher auf den Booten weitergibt oder er sich noch einen kleinen Aufschlag erlaubt, ist immer im Vorfeld der Anmietung des Liegeplatzes zu klären. Es empfiehlt sich jedoch immer ein Hausboot mit Solarmodulen auf dem Dach auszustatten, um zumindest teilweise Strom einzusparen und eine gewisse Unabhängigkeit zu genießen.
Wartungs- und Reparaturkosten
Je nach Alter des Hausbootes fallen entsprechende Kosten für Wartungsarbeiten und Reparaturen an. Auch wenn nicht jeden Monat gleich hohe Kosten entstehen, sollte man für größere Maßnahmen der Werterhaltung monatlich Rücklagen bilden. Durchschnittlich sollte man zwischen 2.000 € und 4.000€ für ein durchschnittliches Hausboot im Jahr rechnen.
Kosten für Wasser- und Abwasseranschlüsse
Als Besitzer eines Hausbootes oder eines schwimmenden Hauses genießt man den Luxus von Wasser umgeben zu sein. Aus Gründen des Umweltschutzes erklärt es sich von selbst, dass das Abwasser nicht in Flüsse und Seen geleitet werden darf. Man benötigt für die meisten Hausboote und schwimmenden Häuser Anschlussleitungen für Wasser und eine Einleitung in die örtliche Kanalisation oder Kläranlage. Wird das Hausboot ganzjährig bewohnt, müssen diese Leitungen zusätzlich frostsicher isoliert sein. Dazu kommt, dass diese Leitungen sehr flexibel und extrem beweglich sein müssen, um Wellengang und mögliche Gezeitenbewegungen auszugleichen.
Steuern
Hausboote und schwimmende Häuser betrachtet die Steuerbehörde in Deutschland nicht als Immobilien. Aus diesem Grund fällt keine Grunderwerbssteuer an, auch Notargebühren für den Erwerb kann man sich sparen.
Vermietet man das Hausboot an Urlauber oder als dauerhaften Wohn- oder Büroraum, kann man zusätzliche Einnahmen generieren. Daraus ergeben sich sogar steuerliche Vorteile, da Sie Kosten für Wartung, Reparatur oder Liegeplatz als Betriebskosten von der Steuer absetzen können. Natürlich muss man bei der Steuererklärung die vereinnahmte Miete als Einkünfte angeben.
Außerdem kann man (trotz Vermietung) 10 Prozent des Jahres das Hausboot selbst nutzen, ohne steuerliche Nachteile dabei zu haben.
Hausboot als Wohnsitz
Seit 2015 kann man mit einem Hausboot oder schwimmenden Haus einen Wohnsitz in Deutschland anmelden. Die Meldeadresse ist dann der Hafen oder der Vermieter, wo man seinen Liegeplatz hat.
Führerschein für ein Hausboot?
Meist benötigt man keinen Führerschein, wenn die Motorleistung des Hausbootes 15 PS nicht überschritten wird. Für die meisten Binnengewässern in Deutschland wird jedoch ein Sportbootführerschein binnen benötigt. Dort gibt es immer länderspezifische Bestimmungen, die man beachten sollte.
Für ein schwimmendes Haus benötigt man keinen Führerschein, da es ja nicht eigenständig fahren kann. Zum Abschleppen des schwimmenden Hauses benötigt man jedoch das entsprechende Patent.
Hausboot kaufen – gebraucht oder neu?
Ob man sich ein neues Hausboot leisten kann oder möchte hängt oft am finanziellen Budget ab. Wenn man das Hausboot nicht bar bezahlen kann benötigt man einen Kredit. Da beginnen für einige die ersten Schwierigkeiten, weil die Bank in der Regel eine Finanzierung eines Hausbootes ablehnen wird. Eine normale Immobilie wird auf eigenem Grund und Boden errichtet, dafür kann sich die Bank eine Grundschuld im Grundbuch eintragen lassen. Bei einer Immobilie auf dem Wasser kann man keinen Grund und Boden erwerben, der Stellplatz ist in jedem Fall nur gemietet. Deshalb scheidet eine normale Immobilien- Finanzierung aus, es kann nur eine zweckgebundene Finanzierung durch die Bank erfolgen. Diese ist meist wesentlich teuerer. Die Vorzüge einer Immobilienfinanzierung scheiden aus.
Gebraucht oder neu, das ist hier die Frage. Ein neues Hausboot hat natürlich viele Vorteile: Heizung, Warmwasserversorgung, Wasseraufbereitung, Schmutzwassertank und eine bessere Dämmung sprechen für ein neues Hausboot. Auch laufende Kosten für Reparaturen und Instandhaltung werden im Vergleich zum gebrauchten Hausboot in den ersten Jahren deutlich geringer ausfallen. Dafür ist der Preis in jedem Fall deutlich höher, als bei einem gebrauchten Boot.
Wer handwerklich begabt ist, kann sich natürlich auch an einem gebrauchten Boot versuchen. In jedem Fall muss man mit höheren Kosten für die Werterhaltung sowie für Reparaturen rechnen. Die Anschaffung eines gebrauchten Hausbootes ist für den schmalen Geldbeutel immer die bessere Alternative, wenn man auf höheren Luxus verzichten kann. Wer ein Tiny Haus als Wohnmöglichkeit schon einmal in Betracht gezogen hat, der liegt mit einem Hausboot nicht ganz falsch. Der Ausbau eines gebrauchten Hausbootes zum Ganzjahres-Domizil ist jedoch handwerklich und auch finanziell eine Herausforderung.
Eine weitere Alternative sind Bausätze, mit denen man sich ein schwimmendes Haus selbst zusammenbauen kann. Verschiedene Anbieter verkaufen von der schwimmenden Plattform bis zum individuellen Aufbau alles in Einzelteilen, die man dann selbst montieren muss. Diese Variante ist im Vergleich zum Neukauf deutlich günstiger, lässt auch mehr Spielraum für individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, benötigt aber auch handwerkliches Knowhow.
Wichtig zu beachten, wenn Sie ein Hausboot kaufen
Auch Hausboote müssen in Deutschland einem technischen Standard entsprechen. Auch bestimmte Sicherheitsstandards müssen erfüllt werden. Für Hausboote braucht man z.B. eine CE-Seetauglichkeits-Einstufung. Bei dieser Einstufung wird ermittelt, ob das Boot mit voller Beladung bestimmte Windstärken und Wellenhöhen ohne Risiko aushält.
Schwimmende Häuser benötigen diese Einstufung nicht, da sie sich nicht eigenständig auf dem Wasser fortbewegen können. Stattdessen benötigt ein schwimmendes Haus einen Schwimmfähigkeitsnachweis, der alle 10 Jahre erneuert werden muss. Mit diesem Nachweis wird bescheinigt, dass die Schwimmplattform tragfähig ist und keine Schäden aufweist.
Vor- und Nachteile von Hausbooten und schwimmenden Häusern
Vorteile
- Einzigartiges Wohnambiente
- Außergewöhnliche Wohnform
- Traum von Unabhängigkeit (Hausboot)
- Relativ geringe Anschaffungskosten
Nachteile
- nicht immer ganzjährig bewohnbar
- langwieriges Genehmigungsverfahren
- eingeschränkter Wohnraum, kaum Erweiterungsmöglichkeiten
- nicht barrierefrei
- relativ hohe Unterhaltskosten (Reparatur, Instandhaltung)
- Probleme bei Erschließung (Wasser, Abwasser)
- Knappheit der Liegeplätze
Fazit
Ein Hausboot kaufen oder ein schwimmendes Haus zu besitzen macht immer mächtig Eindruck bei Ihren Mitmenschen. Sie ernten regelmäßig neidische Blicke, wenn Sie erzählen, wo und wie Sie wohnen. Haben Sie ein dickes finanzielles Polster, dann steht einem Erwerb eines Hauses auf dem Wasser eigentlich nichts im Wege. Wenn Sie finanziell aber nicht so üppig ausgestattet sind, überlegen Sie bitte zweimal, ob Sie diesen Schritt wagen wollen. Ein ständiges Leben auf dem Wasser kann sehr reizvoll sein, hat aber auch Schattenseiten. Wenn Sie ein Hausboot kaufen wollen, planen Sie immer erst Ihre Finanzen gründlich und recherchieren Sie nach geeigneten Liegeplätzen. Denn was nützt ein schwimmendes Haus, wenn es keinen Platz in der Nähe dafür gibt.
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