Das französische Unternehmen Ledger, bekannt für seine Hardware Wallets zur sicheren Aufbewahrung von Kryptowährungen, hat kürzlich ein neues Feature namens „Ledger Recover“ eingeführt. Doch anstatt Applaus, erntet der Hardware Wallet Hersteller Kritik und Misstrauen von der Krypto Community.

 

Not your keys, not your coins!

Der Zusammenbruch der Krypto Börse FTX im November 2022 hat viele überrascht und Milliarden von Dollar an Kundengeldern in Form von Bitcoin, Ethereum, Polygon, Cardano, uvm. sind verschwunden. Dieses Ereignis hat nicht nur die Forderung nach Regulierung durch z.B. MiCA auf den Tisch gebracht, sondern eine Welle der „Ich hab’s dir doch gesagt! Not your keys, not your coins!“ in der Kryptobranche ausgelöst. Der Fokus hat sich daraufhin verstärkt auf das Thema der Selbstverwahrung von Kryptowährungen in Hardware Wallets geändert und Unternehmen wie Ledger Millionen eingebracht. Aber trotz der Vorteile der Selbstverwahrung gibt es natürlich auch Nachteile. Ein einziger Fehler bei der Verwaltung der privaten Schlüssel und der Wiederherstellungsphrase reicht aus, dass die darin enthaltenen Kryptowährungen für immer verloren gehen. Schätzungen zufolge sind auf diese Weise bereits rund 1,46 Millionen BTC verloren gegangen.

 

Deine Seedphrase auf der Cloud!

Um dieses Risiko zu minimieren, will Ledger den Ledger Recover Service einführen. Dieses neue Feature ermöglicht die Cloudbasierte Wiederherstellung der Seed Phrase, welche den Zugang zu den auf dem Wallet gespeicherten Kryptowährungen ermöglichen. Wie Pascal Gaulthier, CEO von Ledger, erklärte, soll dieses Feature die Nutzung von Kryptowährungen für Millionen von Menschen sicherer machen, indem es einen benutzerfreundlicheren Weg zur Selbstverwahrung bietet. Dieser Service teilt die Wiederherstellungsphrase in drei verschlüsselte Teile auf, und zwar auf drei externe Verwahrstellen: Ledger selbst, die Krypto Verwahrungsfirma Coincover und das Code Treuhandunternehmen EscrowTech. Verliert jemand seine Wiederherstellungsphrase, identifiziert man sich online anhand seines Personalausweises, der in eine Kamera gehalten wird. So können die Teile der Phrase kombiniert werden, um den Zugang zu den gesperrten Geldern wiederherzustellen.

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Ledger Recover Kritikpunkte

Trotz Gaulthiers Optimismus hat die Einführung von Ledger Recover einen starken Widerstand innerhalb der Krypto Community ausgelöst. Viele Nutzer sehen das neue Feature als potenzielles Sicherheitsrisiko und äußern einen erheblichen Vertrauensverlust gegenüber Ledger. Der Hauptkritikpunkt liegt darin, dass die Seedwörter in digitaler Form in der Cloud gespeichert werden, was gegen die grundlegenden Sicherheitsgrundsätze der Krypto Community verstößt. Diese empfiehlt, Seedwörter niemals digital und erst recht nicht in einer Cloud zu speichern, unabhängig davon, ob sie verschlüsselt sind oder nicht. Darüber hinaus argumentieren Kritiker, dass Ledger Recover das Prinzip der Selbstverwahrung untergräbt. Mit der Übertragung der Schlüsselelemente an Dritte wird die Sicherheit der eigenen Coins von der Sicherheit dieser Drittanbieter abhängig, was das Wallet Setup im Wesentlichen zu einem „Custodial“ Setup, also extern verwaltetes Geld, macht. Zudem könnte Identitätsdiebstahl während der Überprüfung eine ernstzunehmende Bedrohung durch Cyberangriffe darstellen.

Trotz der negativen Reaktionen auf das neue Feature scheint Ledger an seiner Entscheidung festzuhalten. Gerüchte über eine mögliche Entfernung von Ledger Recover haben sich bisher nicht bestätigt. Im Gegenteil, Paul Gauthier, CEO von Ledger, verteidigt sich gegen die Angriffe auf Twitter:

Die Kritik an Ledger Recover kommt in einer Zeit, in der Ledger sowieso schon in der Kritik steht, insbesondere nach dem Verlust von Kundendaten im Jahr 2020 und erst kürzlich durch Entdecken einer andere Sicherheitslücke, die sogar den Diebstahl von Kryptowährungen ermöglichte. 

 

Auf der Suche nach Alternativen zum Ledger

Es stellt sich nun die Frage, ob das Unternehmen in der Lage ist, das Vertrauen seiner Kunden zurückzugewinnen und gleichzeitig die Sicherheit und Zugänglichkeit von Kryptowährungen zu gewährleisten. Denn das Vertrauen in die Sicherheit ist ein zentraler Punkt im Umgang mit digitalen Währungen – und Ledger hat hier offensichtlich einen empfindlichen Nerv getroffen. Derweil suchen enttäuschte Nutzer nach sicheren Alternativen für die Verwahrung ihrer Kryptowährungen.

Natürlich ist die Bereitstellung sicherer Selbstverwahrungslösungen herausfordernd. Dass man diese Herausforderung aber auch anders angehen kann, zeigt beispielsweise Trezor, einer der Hauptkonkurrenten von Ledger auf dem Hardware Markt. Im Gegensatz zu Ledger hat Trezor ein eigenes Tool namens „Shamir Backup“ entwickelt. Dieses Tool ermöglicht es den Nutzern, ihre Wiederherstellungsphrase in bis zu 16 Teile aufzuteilen, die dann auf vertrauenswürdige Personen oder an geheimen Orten verteilt werden können. 

Ledger
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Fazit

Der Zusammenbruch von FTX hat sicherlich zu einer erhöhten Sensibilisierung für die Wichtigkeit der Selbstverwahrung geführt. Die wohl größte Herausforderung dabei ist es die Selbstverwahrung einfacher und benutzerfreundlicher zu gestalten. Es ist unabdingbar, ein Produkt anzubieten, das die Anforderungen und Erwartungen der breiten Masse erfüllt. Abschließend bleibt eigentlich nur noch anzumerken: Nimmt man die Selbstverwahrung ganz ernst, hat man keine Wahl als komplett „selbst“ zu verwalten.

 

PM.