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Die Milliarden Betrügerin Elizabeth Holmes tritt heute am 30.05.2023 ihre 11 1/4-jährige Haftstrafe wegen des Theranos-Betruges an. Die damals 19-jährige Gründerin des Bluttest-Startups Theranos (Gründung im Jahr 2003) wurde bereits im Januar 2022 verurteilt. Holmes hat die Investoren und Risikokapitalgeber um knapp eine Milliarde Dollar betrogen. Der Richter ordnet Holmes und Balwani zu einer Zahlung von 452 Millionen Dollar Restitution an. Die filmreife Geschichte wurde bereits als „The Dropout“ in einer Miniserie verfilmt.
Milliarden Startup für Bluttest: Theranos
Elizabeth Holmes und Ramesh „Sunny“ Balwani versprachen gemeinsam mit dem Startup Theranos, dass die Gesundheitsfürsorge mit einer Technologie revolutioniert wird, indem sich Krankheiten und andere Probleme mit ein paar Tropfen Blut schnell aufspüren ließen. Anstatt eine Blutprobe mit mehreren Milliliter durch eine Nadel zu entnehmen, sollte ein kleiner Tropfen für eine vollständige Analyse ausreichen. Mit dieser Idee hat sich Holmes zur selfmade Milliardärin gemacht.
Der Hype um diesen vermeintlichen Durchbruch verhalf Theranos dazu, fast 1 Milliarde Dollar von begeisterten Investoren zu erhalten, einen einflussreichen Vorstand zusammenzustellen, zu dem auch die ehemaligen Mitglieder des US-Präsidentenkabinetts George Shultz, Henry Kissinger und James Mattis gehörten, und machte Holmes zu einer Sensation im Silicon Valley mit einem Vermögen, das zum Höhepunkt im Jahr 2014 auf dem Papier auf 4,5 bis 9 Milliarden Dollar geschätzt wurde.
Doch das Ganze flog auf, nachdem in einer Reihe von brisanten Artikeln im Wall Street Journal schwerwiegende und gefährliche Fehler in der Technologie von Theranos aufgedeckt wurden, die Holmes und Balwani zu vereiteln versuchten. Holmes und Balwani, die heimlich zusammengelebt hatten, während sie Theranos leiteten, trennten sich nach den Enthüllungen des Journals und das Unternehmen brach zusammen. Im Jahr 2018 erhob das US-Justizministerium gegen beide Anklage wegen einer Vielzahl von Wirtschaftsdelikten in einem Fall, der darauf abzielte, der Silicon-Valley-Praxis, die Fähigkeiten einer sich noch in der Entwicklung befindlichen Technologie zu übertreiben, einen Riegel vorzuschieben – eine Technik, die als „fake it till you make it“ bekannt wurde.
Elizabeth Holmes geht ins Gefängnis
Die in Ungnade gefallene Theranos-Chefin Elizabeth Holmes soll in ihr neues Zuhause umziehen – ein Bundesgefängnis, in dem sie die nächsten 11 Jahre verbringen soll. Der Bundesrichter hat die 39-jährige Holmes im November 2022 verurteilte, mit der Empfehlung, sie in einem Frauengefängnis in Bryan, Texas, unterzubringen. Der Ort liegt 160 km von ihrem Heimatort Houston, Texas entfernt, wo sie mit dem Ziel aufwuchs, ein Technologievisionär nach dem Vorbild des Apple-Mitbegründers Steve Jobs zu werden.
Elizabeth Holmes ist seitdem gegen Kaution auf freiem Fuß und lebte zuletzt mit dem Vater der Kinder, William „Billy“ Evans, in der Gegend von San Diego. Das Paar lernte sich 2017 kennen, etwa zur gleichen Zeit, als gegen Holmes wegen des Zusammenbruchs von Theranos ermittelt wurde. Theranos wurde von Holmes im Alter von nur 19 Jahren gegründet, nachdem sie ihr Chemietechnik Studium an der Stanford University abgebrochen hatte.
Während sie Theranos aufbaute, kam Holmes Ramesh „Sunny“ Balwani näher, der sowohl ihr romantischer Partner als auch ein Investor und Führungskollege in dem Unternehmen in Palo Alto, Kalifornien, wurde. Balwani, 57 Jahre alt, wurde in einem Prozess, der zwei Monate nach dem von Holmes begann, in 12 Fällen wegen Betrugs und Verschwörung verurteilt. Er verbüßt bereits eine fast 13-jährige Haftstrafe in einem südkalifornischen Gefängnis. Elizabeth Holmes nutzte die Zeit auf Kaution, um Privatangelegenheiten zu klären, unter anderem das Leben ihrer 2 Kinder.
Elizabeth Holmes lässt 2 Kinder zurück
Sobald Elizabeth Holmes ins Gefängnis kommt, lässt sie ihre zwei kleinen Kinder zurück. Einen Sohn, der im Juli 2021, wenige Wochen vor Beginn ihres Prozesses, geboren wurde, und eine drei Monate alte Tochter, die gezeugt wurde, nachdem ein Geschworenengericht sie im Januar 2022 in vier Fällen von Betrug und Verschwörung verurteilt hatte. Elizabeth Holmes legt Berufung mit der Begründung ungerecht behandelt worden zu sein ein. Ihre Haftstrafe muss trotzdem jetzt schon antreten.
Elizabeth Holmes gab zu, bei Theranos Fehler gemacht zu haben, bestritt aber standhaft, während der sieben oft faszinierenden Tage ihrer Aussage im Zeugenstand während ihres Prozesses Verbrechen begangen zu haben. An einer Stelle erzählte sie den Geschworenen, dass sie von Balwani sexuell und emotional missbraucht wurde, während er sie in einer Weise kontrollierte, die ihrer Meinung nach ihr Denken vernebelte. Balwanis Anwalt bestritt die Anschuldigungen von Holmes standhaft, was einer der Hauptgründe dafür war, dass die beiden getrennt verhandelt wurden.
Während ihres viermonatigen Prozesses traf Elizabeth Holmes die ungewöhnliche und riskante Entscheidung, zu ihrer eigenen Verteidigung auszusagen. Sie schilderte unter Tränen, wie sie als Studentin in Stanford vergewaltigt wurde, und behauptete, sie sei von Balwani psychisch, physisch und sexuell missbraucht worden – Behauptungen, die er bestritt.
Der Silicon Valley Weg zur Milliarde – Fake it till you make it
Die Staatsanwaltschaft im Fall um Elizabeth Holmes hatte argumentiert, dass eine lange Haftstrafe angesichts des Ausmaßes des Betrugs und der Notwendigkeit, eine abschreckende Botschaft an die Startup-Branche zu senden, in der die Angeberei „Fake it til you make it“ allgegenwärtig ist, gerechtfertigt sei.
Das Prinzip des „Fake it till you make it“ stammt aus dem positiven Denken. Es besagt, dass eine Person durch das Vortäuschen von Selbstvertrauen und Kompetenz diese Eigenschaften in der Realität umsetzen und die gewünschten Ergebnisse erzielen kann. Es ist eine weit verbreitete Praxis unter Startups im Silicon Valley, die Gründer dazu ermutigt, potenziellen Investoren große, verlockende Behauptungen und Versprechungen zu machen, für die es aber oft nur wenig fundierte Beweise gibt.
Strafen von weiteren verurteilten Betrügern:
Name |
Unternehmen (Funktion) |
Freiheitsentzug |
Betrugshöhe |
Jahr |
---|---|---|---|---|
Elizabeth Holmes |
Theranos (CEO/Gründer) |
135 Monate |
$121 Millionen |
2022 |
Charles McCall |
McKesson (Chairman) |
120 Monate |
$8.6 Milliarden |
2010 |
Walter Forbes |
Cendant (CEO) |
151 Monate |
$1 Milliarde+ |
2007 |
Timothy Rigas |
Adelphia (CFO) |
204 Monate |
$100 Millionen+ |
2005 |
John Rigas |
Adelphia (CEO) |
144 Monate |
$100 Millionen+ |
2005 |
Bernard Ebbers |
WorldCom (CEO) |
300 Monate |
$1 Million+ |
2005 |
Sanjay Kumar |
Computer Associates (CEO) |
144 Monate |
$400 Millionen+ |
2007 |
Jeffrey Skilling |
Enron (CEO) |
168 Monate |
$80 Millionen+ |
2006 |
(TB)
Schon krass sowas.
Ein wenig Mitleid habe ich ja. Zwei Kinder zurücklassen ist schon nicht ohne. Für mich ist das schon schlimm genug, wenn mein Sohn 2 Wochen zu seiner Oma geht, weil ich mit meiner Freundin im Urlaub bin. Aber ich glaube 2 Wochen sind nix, im Gegensatz zu 135 Monaten 😀