Leadership
Der transformationale Führungsstil – Ein Überblick: Für den Erfolg eines Unternehmens ist es mit entscheidend, wie Führungskräfte ihre Teams motivieren und leiten. Ein oft diskutierter Führungsansatz ist der transformationale Führungsstil.
Führungskräfte mit transformationalem Führungsstil sind in der Lage, ihre Mitarbeiter durch Inspiration und Begeisterung zu Höchstleistungen anspornen. Anstatt sich nur auf die Erreichung kurzfristiger Ziele zu fokussieren, konzentrieren sich diese Führungskräfte darauf, langfristige Visionen zu entwickeln. Teams werden dazu motiviert, über sich hinauszuwachsen. Die Kreativität der Mitarbeiter wird gefördert. Der transformationale Führungsstil erfordert eine hohe emotionale Intelligenz und großes persönliches Engagement von der Führungskraft.
Ein Nachteil dieses Führungsstils ist, dass er sehr stark von der Persönlichkeit und den Fähigkeiten der Führungskraft abhängt. Nicht jeder Manager hat die charismatische Ausstrahlung oder die visionäre Denkweise, die für diesen Führungsstil erforderlich sind.
Der transformationale Führungsstil – Eine Definition
Transformationale Führung ist mehr als nur ein Managementansatz – sie ist ein Paradigmenwechsel, der die Art und Weise, wie Mitarbeiter arbeiten und motiviert werden, grundlegend verändert.
Transformationale Führung fördert die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden und ermöglicht ihnen, gesetzte Ziele eigenständig und selbstorganisiert zu erreichen. Die Führungskräfte agieren als Vorbilder, setzen anspruchsvolle Ziele und formulieren inspirierende Visionen, um Engagement, Loyalität, Vertrauen und Selbstbestimmung in Ihrem Team zu stärken.
Historischer Hintergrund
Der Begriff „transformationale Führung“ wurde erstmals 1978 vom US-amerikanischen Politikwissenschaftler James MacGregor Burns in seinem Buch „Leadership“ erwähnt. Er beschrieb, wie Führungskräfte durch die Veränderung von Werten und Normen ihrer Mitarbeitenden positive Veränderungen bewirken können. Der US-amerikanische Psychologe Bernard Morris Bass prägte den Begriff weiter. In seiner Studie „Leadership and Performance Beyond Expectations“ aus dem Jahr 1985 erläuterte Bass, wie transformationale Führung Ergebnisse produziert, die „jenseits der Erwartung“ liegen.
Die Essenz der transformationalen Führung
Die transformationale Führung hebt sich von anderen Führungsstilen ab, weil sie ihren Fokus auf Inspiration, Innovation und langfristige Visionen legt. Sie strebt nicht nur nach kurzfristigen Erfolgen, sondern nach einer tiefgreifenden Veränderung und Weiterentwicklung der Mitarbeitenden und der Organisation als Ganzes. Diese Art der Führung schafft ein Umfeld, in dem Mitarbeiter ihre kreativen Potenziale entfalten und über sich hinauswachsen können.
Im Gegensatz zu extrinsischen Motivationsfaktoren wie Gehaltserhöhungen oder Boni, zielt die transformationale Führung darauf ab, die inneren Antriebe der Mitarbeitenden zu aktivieren. Dies geschieht durch Anerkennung, Wertschätzung und die Möglichkeit, an sinnvollen Projekten zu arbeiten.
Die vier Elemente der transformationalen Führung
Die vier Elemente der transformationalen Führung nach Bernard Morris Bass sind:
- Vorbildfunktion
- Inspirierende Motivation
- Intellektuelle Anregung
- Individuelle Unterstützung
Vorbildfunktion
Eine transformationale Führungskraft agiert als Vorbild, indem sie das Verhalten, das sie von ihren Mitarbeitenden erwartet, selbst vorlebt. Als glaubwürdiger und vertrauenswürdiger Leader bietet sie ihren Mitarbeitenden sowohl soziale als auch fachliche Orientierung. Diese Führungskraft formuliert klare Erwartungen an die Leistung und definiert gemeinsam mit dem Team die Werte und Prinzipien der Zusammenarbeit. Durch ihr vorbildliches Verhalten fungiert sie als „Leuchtturm“ im Unternehmen, der die Standards vorlebt und die Teammitglieder dazu anregt, ihrem Beispiel zu folgen.
Eine wesentliche Eigenschaft einer transformationalen Führungskraft ist, dass sie ihre Mitarbeitenden nicht vor vollendete Tatsachen stellt. Stattdessen erklärt sie die Beweggründe ihres Handelns ausführlich. Diese Transparenz fördert das Verständnis und die Akzeptanz innerhalb des Teams. Die Mitarbeitenden erkennen, warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden und wie diese mit den übergeordneten Zielen und Werten des Unternehmens im Einklang stehen.
Wenn eine Führungskraft jedoch selbst gegen die vereinbarten Werte verstößt oder ihre gegebenen Versprechen nicht einhält, hat dies schwerwiegende Konsequenzen. Mitarbeitende beginnen, an ihrer Autorität zu zweifeln und hinterfragen, warum sie selbst die Absprachen einhalten sollten, wenn es die Führungskraft auch nicht tut. Ein solches Verhalten untergräbt nicht nur die Glaubwürdigkeit der Führungskraft, sondern führt auch zu einem Vertrauensverlust im Team. Unter normalen Umständen muss die Führungskraft nach solchen Vorfällen ausgetauscht werden.
Vertrauen ist das Fundament jeder erfolgreichen Zusammenarbeit. Ohne Vertrauen sind die meisten Mitarbeitenden weniger bereit, sich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen. Sie werden skeptisch gegenüber den Anweisungen und Visionen der Führungskraft und können in Resignation verfallen. Dies mindert das Engagement und die Power im Team erheblich.
Inspirierende Motivation
Transformationale Führungskräfte wecken Begeisterung bei den Mitarbeitenden und schwören Ihr Team auf ein gemeinsames Ziel ein. Sie treiben Ihr Team zur bestmöglichen Leistung an. Um dies zu erreichen, formulieren und kommunizieren Sie eine inspirierende Vision und leiten daraus klare Ziele und Strategien ab. Die Vision der Führungskraft dient als Richtungsweiser, der den Mitarbeitenden Orientierung und Sinn in ihrer Arbeit vermittelt. Ein solches gemeinsames Ziel hat eine starke Signalwirkung und verleiht der täglichen Arbeit eine tiefere Bedeutung.
Transformationale Führungskräfte sind sich der Bedeutung eines klaren und motivierenden Zielbildes bewusst. Durch regelmäßige und offene Kommunikation sorgen Sie dafür, dass alle Mitarbeitenden diese Vision verstehen und sich mit ihr identifizieren können. Sie schaffen es, das Große Ganze im Blick zu behalten und ihr Team dazu zu inspirieren, ihren Beitrag zu diesem übergeordneten Ziel zu leisten.
Indem transformationale Führungskräfte ihren Mitarbeitenden das Gefühl vermitteln, dass ihre individuelle Arbeit einen wertvollen Beitrag zum Erfolg des gesamten Unternehmens leistet, erhöhen sie das Engagement und die Zufriedenheit im Team. Die Mitarbeitenden fühlen sich anerkannt und wertgeschätzt, was zu einer positiven Arbeitsatmosphäre und einer hohen Leistungsbereitschaft führt. So tragen transformationale Führungskräfte entscheidend dazu bei, dass die Mitarbeitenden nicht nur ihre Aufgaben erfüllen, sondern sich aktiv und engagiert für den Erfolg des Unternehmens einsetzen.
Intellektuelle Anregung
Transformationale Führung bedeutet auch intellektuelle Anregung der Mitarbeitenden. Anstatt Anweisungen zu erteilen oder Lösungen vorzugeben, regen transformative Führungskräfte die kreativen und intellektuellen Fähigkeiten ihrer Mitarbeitenden an. Sie fordern ihr Team heraus, eigenständig Lösungen zu finden, neue Prozesse oder Methoden auszuprobieren und den Status quo ihrer Abläufe zu hinterfragen. In dieser Hinsicht agiert die Führungskraft eher als Unterstützer, weniger als Problemlöser. Sie regt Diskussionen an, stellt gezielte Fragen und fördert die Selbstständigkeit der Mitarbeitenden.
Transformationale Führungskräfte fördern kreatives und innovatives Denken, indem sie bestehende Annahmen hinterfragen und die Mitarbeitenden ermutigen, neue Wege zu finden und Problemlösungen zu entwickeln. Durch diese Herangehensweise entsteht eine dynamische Arbeitsumgebung, in der innovative Ideen gedeihen können. Die Führungskraft ermutigt die Mitarbeitenden, innovative Ideen zu entwickeln und neue Ansätze auszuprobieren. Sie schafft eine Kultur, in der Kreativität und Experimentierfreude hoch geschätzt werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Umgang mit Fehlern. Eine transformationale Führungskraft schafft eine Kultur, in der Fehler als Lernchancen gesehen werden, nicht als Misserfolge. Diese Einstellung fördert ein offenes und angstfreies Arbeitsklima, in dem Mitarbeitende bereit sind, Risiken einzugehen und aus ihren Erfahrungen zu lernen. Durch die Anerkennung von Fehlern als wertvolle Lernmomente stärken Führungskräfte das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden in ihre eigenen Fähigkeiten und ermutigen sie, weiterhin innovativ und kreativ zu denken.
Individuelle Unterstützung
Zur transformationalen Führung gehört die individuelle Unterstützung der Mitarbeitenden. Führungskräfte nehmen die individuellen Bedürfnisse und Potenziale ihrer Mitarbeitenden wahr und fördern deren persönliche und berufliche Entwicklung. Das geschieht durch eine gezielte individuelle Betreuung, bei der regelmäßige Einzelgespräche geführt werden, um die Bedürfnisse, Stärken und Ziele jedes Mitarbeitenden zu verstehen. Einfach ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitarbeitenden: Diese Gespräche ermöglichen es der Führungskraft, maßgeschneiderte Entwicklungspläne zu erstellen und sicherzustellen, dass jeder Mitarbeitende die notwendige Unterstützung erhält, um persönliche Ziele zu erreichen.
Coaching und Mentoring spielen ebenfalls eine große Rolle in der transformationalen Führung. Führungskräfte bieten individuelles Coaching und Mentoring an, um die Entwicklung der Mitarbeitenden zu unterstützen. Durch gezielte Beratung und Anleitung helfen Sie Fähigkeiten zu erweitern und neue Kompetenzen zu entwickeln. Dies trägt nicht nur zur persönlichen Weiterentwicklung bei, sondern steigert auch die Leistung und Zufriedenheit im beruflichen Kontext.
Eine transformationale Führungskraft versteht sich zudem als Coach ihres Teams. Sie unterstützt die Mitarbeitenden in ihrer individuellen Weiterentwicklung und schafft einen Rahmen, in dem sich alle optimal einbringen und ihre Fähigkeiten bestmöglich einsetzen können. Sie erkennt Entwicklungspotenziale und fördert diese gezielt, um das Beste aus jedem Einzelnen herauszuholen.
Laut Bernard Morris Bass übernimmt eine transformationale Führungskraft die Rollen von „consultant, coach, teacher and mother figure“.
Die Expertenmeinung zum Thema „Der transformationale Führungsstil“ von Tim Nixdorff
„Transformationale Führung ist mehr als nur das Management alltäglicher Aufgaben und Prozesse. Es geht darum, eine Vision zu vermitteln, die die Mitarbeiter inspiriert und motiviert, ihr Bestes zu geben. In meiner Erfahrung als Vorstand habe ich festgestellt, dass inspirierende Führungskräfte diejenigen sind, die nicht nur durch ihre Worte, sondern vor allem durch ihre Taten überzeugen. Sie setzen klare Ziele, schaffen eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit und ermutigen ihre Teams, innovative Lösungen zu finden und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Ein wesentlicher Aspekt des transformationalen Führungsstils ist die Fähigkeit, individuelle Bedürfnisse und Stärken der Mitarbeiter zu erkennen und zu fördern. Indem wir unsere Teams dazu ermutigen, ihre Fähigkeiten voll auszuschöpfen und ihnen die Freiheit geben, kreativ und eigenverantwortlich zu handeln, schaffen wir ein Umfeld, in dem jeder Einzelne zur Erreichung der Unternehmensziele beiträgt.
Darüber hinaus ist es entscheidend, authentisch und transparent zu kommunizieren. Mitarbeiter müssen spüren, dass ihre Führungskräfte ehrlich sind und ihre Versprechen halten. Diese Vertrauensbasis ermöglicht es uns, gemeinsam Herausforderungen zu meistern und Veränderungen proaktiv anzugehen.
Letztlich geht es bei transformationaler Führung darum, eine positive und nachhaltige Veränderung zu bewirken, die weit über die kurzfristigen Geschäftsergebnisse hinausgeht. Indem wir unsere Mitarbeiter inspirieren und empowern, legen wir den Grundstein für langfristigen Erfolg und eine Unternehmenskultur, die von Engagement, Innovation und Zusammenhalt geprägt ist.“
Tim Nixdorff, Vorstand der GORE German Office Real Estate AG
Warum Führungskräfte weiterhin wichtig sind
Auch in agilen Unternehmen sind Führungskräfte weiter unverzichtbar, jedoch in einer transformierten Rolle. Ihre Aufgaben umfassen weniger direkte Kontrolle und mehr strategische Steuerung, Unterstützung und Förderung von Selbstorganisation und Innovation. Die Führungskraft der Zukunft ist Visionär, Coach und Enabler, der den Wandel im Unternehmen vorantreibt und die Mitarbeitenden auf diesem Weg unterstützt.
Diese neue Art der Führung trägt dazu bei, dass Organisationen agiler und anpassungsfähiger werden, was in der heutigen schnelllebigen und komplexen Geschäftswelt entscheidend ist. Führungskräfte sind somit nicht obsolet, sondern wichtiger denn je, um den Wandel und die kontinuierliche Verbesserung innerhalb der Organisation zu steuern und zu begleiten.
Transformationale Führung: So etablieren Sie das Führungsmodell
2024 funktioniert Führung anders als in klassischen Managementmodellen von 1970. Agile Führungsansätze setzen auf Beteiligung und delegieren Verantwortung direkt an die Teams. Führungskräfte nehmen dabei neue Rollen und Zuständigkeiten wahr. Doch wie kann der transformationale Führungsstil – der die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden fördern soll – erfolgreich in einem Unternehmen etabliert werden?
Die veränderten Rahmenbedingungen durch die zunehmende Komplexität der Umwelt erfordern auch einen Wandel in der Führung. Ob Produktentwicklung, große Projekte oder Tagesgeschäft – alle Tätigkeiten im Unternehmen unterliegen einem steigenden Druck. Mit der klassischen Kommando-Kontrolle-Führung lässt sich dieses Umfeld kaum noch steuern.
Doch wie gelingt der Wechsel der Führungsrolle hin zu transformationaler Führung?
Zunächst einmal sollten Sie und Ihr Team sich der Situation bewusst machen: Der Wechsel muss gut moderiert und erklärt werden. Auch hilft es, sich die verschiedenen Bedürfnisse von Führung und Mannschaft, zum Beispiel mit dem SCARF-Modell, bewusst zu machen.
Eine Veränderung des Führungsstils „über Nacht“ wird das Team nicht akzeptieren. Für einen solchen Wechsel braucht es ein gutes Wechselspiel zwischen Vertrauen der Führungskraft an die Fähigkeiten des Teams und dem Selbstvertrauen der Mannschaft, zusätzliche Verantwortung übernehmen zu können.
Sie sollten den Wandel in der Führungsmethode also als Prozess betrachten:
Hierbei wachsen Sie in Ihre neue Führungsidentität hinein und das Team übernimmt andere Aufgaben und Verantwortungen. In vielen Organisationen unterstützt ein Agile Coach den Entwicklungsprozess als Begleiter und Moderator: Das führt zu einer höheren Akzeptanz und einem besseren Verständnis für die Veränderung bei den Mitarbeitenden.
In der veränderten Rolle übernimmt die transformationale Führungskraft neue Aufgaben und gibt Verantwortung und Entscheidungsbefugnisse an das Team ab. Ihr Fokus liegt nun auf den Mitarbeitenden, denen sie als Vorbild dient und die sie motiviert und unterstützt. Aus dem operativen Tagesgeschäft halten sich transformationale Leader weitgehend heraus. Das ist nicht immer einfach – gerade für Führungskräfte, die aus einer fachlichen Rolle in diese Position gewachsen sind oder es gewohnt waren, fachlich zu führen und überall mitzumischen.
Neben der Festlegung neuer Aufgaben und Zuständigkeiten ist für den Rollenwechsel vor allem ein Perspektivwechsel notwendig. Eine transformationale Führungskraft nimmt eine andere Haltung ein als ein direktiver oder transaktionaler Vorgesetzter. Vertrauen in die Fähigkeiten Ihrer Mitarbeitenden spielt hierbei die wichtigste Rolle.
Neben der veränderten Haltung sind ein neues Rollenverständnis der Führungskraft und der Mitarbeitenden entscheidend: Wer macht was? Welche Aufgaben und Verantwortung übernimmt die Führungskraft und welche das Team?
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