Ab dem 1. Oktober 2024 gelten neue Exportbeschränkungen für Seltene Erden. China hatte sie bereits vor einigen Monaten angekündigt, nun ist es soweit. Was bedeutet das für die Versorgung mit lebenswichtigen Rohstoffen und wie werden sich die Preise entwickeln?

Chinas Exportbeschränkungen für Seltene Erden im Überblick:

  • China führt zum 1. Oktober ein Rückverfolgbarkeitssystem für Unternehmen ein, die Seltene Erden abbauen, verarbeiten oder exportieren. Die Ressourcen werden als Staatseigentum deklariert und unterliegen stärkerer staatlicher Kontrolle. Illegaler Abbau, Weiterverarbeitung sowie unrechtmäßiger Ex- und Import sollen bestraft werden.

  • China förderte 2022 etwa 70 Prozent der weltweiten Seltenen Erden und kontrolliert 80-85% der Verarbeitung.

  • Die 17 Seltenen Erden sind essenziell für Hightech-Produkte wie Smartphones, Computer und militärische Ausrüstung.

  • Die neuen Regelungen unterstreichen Chinas dominante Position im Markt für Seltene Erden und könnten weitreichende Folgen für die globale Technologiebranche und geopolitische Beziehungen haben.

 

Neue Eskalation im Handelsstreit zwischen China und den USA?

Sind die Exportkontrollen eine neue Eskalationsstufe im Handelsstreit mit den USA oder nur ein weiterer Baustein in der chinesischen Rohstoffpolitik, die bereits seit Mitte der 2000er Jahre die Produktion und den Handel mit Seltenen Erden regulieren will? Fakt ist: Ab dem 1. Oktober brechen für die Händler Seltener Erden neue Zeiten an. Ab diesem Zeitpunkt müssen sie ihre gesamte Wertschöpfungskette offenlegen und dabei auch angeben, in welche Länder die Seltenen Erden exportiert werden. China hält sich mit Drohgebärden meist zurück, reagiert aber immer wieder auf Sanktionen der USA oder Europas. Vorläufiger Höhepunkt dieses Sanktionswettlaufs sind die Strafzölle auf Elektroautos für den europäischen bzw. US-amerikanischen Markt.

 


Lesen Sie hier weitere Hintergründe zu Chinas Exportbeschränkungen für Seltene Erden:


 

Welche Rolle spielen Neodym und Dysprosium in den neuen Exportkontrollen?

Neodym und Dysprosium gehören zu den 17 Elementen der Seltenen Erden, die von den neuen Exportkontrollen betroffen sind. Beide Elemente sind besonders wichtig für die Herstellung von Hochleistungsmagneten, die in vielen modernen Technologien zum Einsatz kommen, zum Beispiel in der Elektromobilität und in modernen Waffensystemen. Neodym erhöht die Sättigungsmagnetisierung, Dysprosium die Temperaturstabilität der Magnete. China kontrolliert etwa 70 % der weltweiten Förderung und bis zu 85 % der Verarbeitung von Seltenen Erden, einschließlich Neodym. Bei besonders seltenen und teuren Seltenen Erden wie Dysprosium ist China sogar für bis zu 90 % der globalen Produktion verantwortlich.

Die neuen Exportkontrollen zielen darauf ab, die Marktmacht Chinas bei diesen strategisch wichtigen Rohstoffen zu stärken. Es ist daher nicht auszuschließen, dass die Exportkontrollen zu Versorgungsengpässen und deutlichen Preissteigerungen führen. Als Reaktion darauf suchen westliche Länder und Unternehmen nach Alternativen, wie z.B. verstärktes Recycling oder die Erschließung neuer Lagerstätten außerhalb Chinas. So arbeitet der Rohstoffimporteur Noble Elements an einer Kooperation mit der Monazitmine Steenkampskraal in Südafrika, die ab 2025 wichtige Seltene Erden nach Europa liefern könnte.

 

 

Die chinesische Regierung hat in den letzten Jahrzehnten eine langfristige Strategie verfolgt, um die Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette der Seltenen Erden zu erlangen – von der Förderung über die Verarbeitung bis zur Herstellung von Endprodukten. Dafür wurde 2006 ein Quotensystem eingeführt, das seit 2017 eine Gesamtquote von 100.000 Tonnen Seltene Erden vorsieht, die auf sechs Konzerne aufgeteilt sind. Tatsächlich liegen die Abbau- und Verarbeitungsmengen deutlich darüber – ein Hinweis auf illegale Förderaktivitäten. Auch die sollen mit der neuen Regelung unterbunden werden. So sieht die Regelung vor, illegalen Abbau, dessen Weiterverarbeitung und Export zu bestrafen.

China will durch Exportbeschränkungen eigene Wertschöpfung stärken

China nutzt seine dominante Marktposition, um über die Exportkontrollen und -beschränkungen die Abhängigkeit anderer Länder zu verstärken und letztlich auch die Preise beeinflussen zu können. Neben diesen Bestrebungen einer Monopolstellung, will China aber auch einen möglichst hohen Anteil der Wertschöpfung im eigenen Land behalten – wie etwa bei Neodym-Magneten, die zu mehr als 90 Prozent in China produziert werden. Dabei profitiert China insgesamt von den leicht zugänglichen Vorkommen, niedrigen Kosten und weniger strengen Umweltauflagen.

Dies betrifft viele Länder, vor allem aber die USA, Europa und Japan mit ihren technologieorientierten Unternehmen. Deshalb wird überall nach Alternativen gesucht, um zumindest die Unabhängigkeit von China zu erhöhen. Die USA wollen wieder verstärkt eigene Projekte nutzen und damit eine strategische Reserve aufbauen. In der EU sucht man nach alternativen Bezugsquellen und will in einzelnen Projekten auch eigene Projekte fördern und eine umweltfreundlichere Weiterverarbeitung ermöglichen. Ähnlich geht Japan vor. Dort hat man bereits mit mehreren Ländern eine Forschungskooperation zur Rohstoffgewinnung geschlossen. Unternehmen erhalten Subventionen, um sich an Minen für Seltene Erden zu beteiligen. 

 

 

Die Abhängigkeit von China ist ein Sicherheitsrisiko.

Die Abhängigkeit von China stellt für die USA und Europa ein hohes Sicherheitsrisiko dar. Denn betroffen sind nicht nur Zukunftsthemen wie erneuerbare Energien und Elektromobilität, sondern vor allem auch die Rüstungsindustrie. „Ohne Seltene Erden kann heute kein Krieg mehr gewonnen und kein Land mehr verteidigt werden“, sagt Andreas Kroll, Geschäftsführer des Rohstoffimporteurs Noble Elements. Damit hat China einen wirksamen Hebel in der Hand, um auf weitere Handelsbeschränkungen seitens der USA oder der EU mit entsprechenden Blockademaßnahmen bei der Versorgung mit Seltenen Erden zu reagieren.

Für die betroffenen Industrien bedeutet dies ein hohes Versorgungsrisiko, für das es kurzfristig keine Alternativen gibt. Und die Unternehmen müssen sich auf stark steigende Preise einstellen, wie sich in der Vergangenheit z.B. bei Gallium und Germanium gezeigt hat.

 

„Ohne die Seltenen-Erden-Metalle, lässt sich heute kein Krieg mehr gewinnen und kein Land mehr verteidigen.“

Andreas Kroll, Geschäftsführer des Rohstoffimporteurs Noble Elements GmbH.

 

Exportbeschränkungen bieten Investmentchance

Genau von diesen Entwicklungen können Anleger profitieren. „Trotz der Unsicherheiten an den Märkten bietet der Bereich der Seltenen Erden gerade für geduldige Anleger enorme Renditechancen“, sagt Lars Kruse, Geschäftsführer der Noble BC GmbH, die es Anlegern ermöglicht, direkt von der Preisentwicklung der Seltenen Erden zu profitieren. Kruse rechnet ab Oktober mit stark steigenden Preisen bei einzelnen Rohstoffen und rät interessierten Anlegern, schnell zu handeln. „Man sollte die Gelegenheit nutzen und Seltene Erden kaufen, solange sie noch günstig sind“, so Kruse. Schaut man sich die Entwicklung bei Gallium und Germanium an, könnte sich diese Prognose bewahrheiten. Für beide Metalle hat China bereits im Sommer 2023 Exportkontrollen eingeführt. Das hat zwar auch in Einzelfällen zu temporären Versorgungsengpässen geführt, aber die Preise für beide Metalle wurden um mehr als 60 Prozent in die Höhe getrieben. Deshalb rät Lars Kruse: „Jetzt handeln, bevor es zu teuer wird!

 

Hier können Sie mehr über unsere Gesprächspartner erfahren: