Business-Leaders
Die halbjährliche Auffrischungsspritze (Boostern) gegen das Coronavirus könnte die börsengehandelte Mainzer BioNTech SE glatt zu einem Dauer-Goldesel werden lassen.
Ihren ersten Coup landete die BioNTech SE vor einem Jahr
Am 4. Dezember 2020 wurde der von den eigentlichen Krebsforschern entwickelte weltweit erste Impfstoff gegen Corona in Großbritannien zugelassen. Am 10. Dezember 2020 in den USA, am 21. Dezember 2020 in Deutschland und ganz Europa.
Inzwischen hat die Europäische Arzneimittelagentur EMA den BioNTech-Impfstoff COMIRNATY auch für Kinder ab 5 Jahren zugelassen. Darüber hinaus wurde das CMA (die Marktzulassung) von der EMA um eine Auffrischungsdosis (dritte Dosis) mindestens 6 Monate nach der zweiten Dosis bei Personen ab 18 Jahren erweitert. Bei immungeschwächten Personen kann die dritte Dosis frühestens 28 Tage nach der zweiten Dosis verabreicht werden.
BioNTech und Partner Pfizer Inc. aus New York vereinbarten im Mai 2021 die Lieferung von 900 Millionen Dosen an die Europäische Kommission in den Jahren 2022 und 2023 mit der Option, bis zu weitere 900 Millionen Dosen anzufordern.
Am 20. Dezember 2021 gaben beide Unternehmen in einer Presseerklärung bekannt, dass mit der Europäischen Kommission und ihren Mitgliedstaaten eine Vereinbarung über die Ausübung einer Option zum Kauf von mehr als 200 Millionen zusätzlicher Dosen COMIRNATY®, dem COVID-19-Impfstoff der Unternehmen, getroffen wurde. Die vertraglichen Details werden derzeit ausgearbeitet.
Diese 200 Millionen Dosen kommen zu den 450 Millionen Dosen hinzu, deren Lieferung im Jahr 2022 auf der Grundlage bereits unterzeichneter Vereinbarungen geplant ist. Die Zahl der von den Unternehmen im Jahr 2022 an die EU-Mitgliedstaaten zu liefernden Dosen beläuft sich damit auf insgesamt mehr als 650 Millionen Dosen.
Deutscher Zukunftspreis vom Bundespräsidenten
Für diese Leistung erhielt das Team um den Medizin-Doktor Ugur Sahin (56) aus Mainz am 17. November 2021 von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (65, SPD, wohnt in der Dienstvilla Wurmbach in Berlin Dahlem) den Deutschen Zukunftspreis 2021, der mit 250.000 Euro dotiert ist.
Aktienkurs seit Börsengang 2019 verzehnfacht
Als die BioNTech SE 2019 an die Börse ging, dachte noch niemand an Corona. 17,25 Prozent der Anteile hält Unternehmensgründer Sahin, 47,37 Prozent eine Beteiligungsgesellschaft der Strüngmann-Brüder, die 2015 ihren Pharmakonzern Hexal verkauft haben und seitdem in aufstrebende Firmen investieren. Bislang zahlt BioNTech keine Dividende. Aber die Aktie erlebte einen Höhenflug.
Am 6. Dezember 2019 kostete eine Aktie 20,21 Euro. Am 30. Dezember 2021 musste man für eine Aktie 214,30 Euro an der Börse auf den Tisch legen. Das ist das rund Zehneinhalbfache.
Laut Forbes landete BioNTech-Co-Gründer Dr. Ugur Sahin mit einem Vermögen von 6,8 Milliarden Euro auf Platz 20 der reichsten deutschen Familien, wie Business Leaders berichtete.
Der Aktienkurs schwankte. Warum?
Die Dortmunder ECOreporter erklären das Phänomen so: „Seit Anfang August, als die Aktie bei 380 Euro stand, zeigt sich eine Abwärtstendenz, allerdings auf hohem Niveau…
Der Kurs ist schwankungsanfällig, weil die Aktie für viele Anlegerinnen und Anleger ein Spekulationsobjekt ist und entsprechend oft ge- und verkauft wird.
Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2021 liegt bei 7 – ein niedriger Wert. Allerdings profitiert BioNTech derzeit stark von seinem medizinischen und logistischen Vorsprung im Impfstoffgeschäft… Auch mit einem Drittel des aktuellen Gewinns wäre das Unternehmen immer noch akzeptabel bewertet. Und BioNTech ist derzeit an der Börse günstiger als der US-Konkurrent Moderna: Dessen erwartetes KGV liegt bei 10.“
Die ECOreporter schätzen zu BioNTech ein: „BioNTech ist ein junges, nachhaltiges Unternehmen, das sich trotz Milliardengewinnen weiterhin im Aufbau befindet. Bislang vertreibt die Firma nur ein Produkt, die nächsten Marktzulassungen werden noch Zeit brauchen. Aber: BioNTech ist führend bei innovativen mRNA-Verfahren und hat jetzt dank der wahrscheinlich noch auf Jahre hinaus hohen Nachfrage nach Corona-Impfstoff das Kapital, um die Entwicklung seiner anderen Präparate voranzutreiben. Ein erheblicher Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten wie CureVac, die nach wie vor rote Zahlen schreiben.“
Milliardengewinne mit wenigen Mitarbeitern
Mit ihren rund 2.500 Mitarbeitern macht die BioNTech SE im Jahr 2021 voraussichtlich einen Gewinn von 8,84 Milliarden Euro.
Zum Vergleich: Der als hochprofitabel geltende Schweizer Konzern Roche wird in seinem Kerngeschäft in diesem Jahr voraussichtlich 15 Milliarden Euro Gewinn erzielen – allerdings mit 100.000 Mitarbeitern.
Hohe Gewinnmargen
Innerhalb weniger Monate hat Comirnaty aus dem defizitären Start-up BioNTech SE eines der wertvollsten deutschen Unternehmen gemacht.
Für das Geschäftsjahr 2021 rechnet BioNTech mit einem Umsatz von 14 bis 15 Milliarden Euro, fast ausschließlich aus dem Verkauf von Corona-Impfdosen. In den ersten neun Monaten verbuchte das Unternehmen einen Nettogewinn von 6,27 Milliarden Euro.
Etwa 1 Milliarde Dollar wollen CEO Sahin und Medizinvorständin Özlem Türeci (44) aus Mainz bis Jahresende für Forschung und Entwicklung ausgeben.
Aktuell arbeiten die Mainzer Forscher an rund 20 Präparaten, von denen einige wie der Corona-Impfstoff auf neuartigen mRNA-Wirkmechanismen basieren. Die Medikamente sollen unter anderem zur Behandlung von Eierstockkrebs, Prostatakrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs und Hautkrebs eingesetzt werden. Vier Präparate befinden sich mittlerweile in der zweiten von drei klinischen Testphasen, einige weitere in Phase eins. Zudem entwickelt BioNTech Impfstoffe gegen Malaria, Tuberkulose und die Grippe.
Ende September 2021 verfügte BioNTech über einen Cash-Bestand von 2,12 Milliarden Euro. Der Konzern ist solide finanziert: Vermögenswerten von 12,55 Milliarden Euro standen Ende September 2021 Schulden in Höhe von 4,86 Milliarden Euro gegenüber. Am 30. Dezember 2021 war BioNTech an der Börse mehr als 51,53 Milliarden Euro wert.
2022: Impfstoff von BioNTech beflügelt die deutsche Pharmaindustrie
Der Impfstoff-Erfolg von BioNTech beflügelt die deutsche Pharmaindustrie. Angesichts der starken Nachfrage nach Corona-Impfstoffen erwartet die Branche im neuen Jahr einen Umsatzsprung um acht Prozent, wie der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) aus Berlin prognostizierte.
Die Produktion werde demnach um drei Prozent steigen, ebenso die Beschäftigung. Der Verband geht von 122.000 Beschäftigten bis Ende 2022 aus. „Die Pharmaindustrie in Deutschland zeigt sich in der Krise äußerst robust“, sagte vfa-Präsident Han Steutel der Deutschen Presse-Agentur.
Steutel. „Es ist nicht nur die Produktion deutscher Unternehmen gestiegen, auch ausländische Konzerne wie Astrazeneca und Johnson & Johnson lassen verstärkt hier produzieren.“ Schon dieses Jahr hat die Pharmabranche einen rasanten Aufschwung erlebt: Der Umsatz dürfte laut vfa um 13 Prozent steigen, die Produktion um fünf Prozent.
Allein am Vakzin COMIRNATY von BioNTech und Partner Pfizer wirken in Deutschland 13 Betriebe mit. Vom Wachstum der deutschen Wirtschaft von 2,7 Prozent, dass die „Wirtschaftsweisen“ für 2021 prognostizieren, dürften allein 0,5 Prozentpunkte auf BioNTech entfallen, errechnete der Verband. Er vertritt 45 Unternehmen mit rund 92.000 Beschäftigten. (FM)
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