In einer Welt, die auf technologischen Fortschritt angewiesen ist, sind Seltene Erden die stillen Helden. Diese gar nicht so seltenen Mineralien machen Innovationen erst möglich. Doch ihre Abhängigkeit birgt ökonomische und ökologische Risiken. Das Buch „Das Kokain der Industrie“ beleuchtet die faszinierende Welt der Seltenen Erden, ihren Abbau und ihre Nutzung. Eine spannende Geschichte über die Schattenseiten der Industrialisierung, über geopolitische Spannungen, verdeckte Machtkämpfe und die gefährlichen Wege globaler Abhängigkeiten.

 

Noch vor wenigen Jahren waren Seltene Erden vor allem Insidern ein Begriff. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert. Neue Funde wie in Norwegen, geopolitische Spannungen unter anderem mit China und deren Folgen und nicht zuletzt der sogenannte Ukraine-Deal, mit dem sich US-Präsident Donald Trump den Zugriff auf entsprechende Vorkommen in der Ukraine sichern will, haben den Blick auf die Bedeutung der sogenannten Seltenen Erden gelenkt.

 

Seltene Erden – „Muskeln“ der stärksten Magnete

Es war also an der Zeit, Licht ins Dunkel zu bringen. Was liegt da näher, als dass sich zwei ausgewiesene Rohstoffexperten dieser Aufgabe widmen. „Das Kokain der Industrie“ macht schon im Titel deutlich, dass es um mehr geht als den klugen Einkauf von Rohstoffen, es geht um die Abhängigkeit der deutschen und europäischen Industrie von Seltenen Erden und damit letztlich auch um die Aufrechterhaltung der nationalen Sicherheit.

Die 17 Seltenen Erden oder besser Seltenen Erden-Elemente (SEE) sind unverzichtbare Rohstoffe für moderne Technologien. Sie sind die „Muskeln“ der stärksten Magnete, schreiben Kroll und Pietsch.

Die Herausforderung liegt in ihrer Gewinnung. Anders als ihr Name vermuten lässt, kommen sie nicht in großen Mengen vor. Vielmehr sind sie in verschiedenen Erzen enthalten und müssen von diesen getrennt werden. Ihre „Seltenheit“ beruht also auf ihrem verstreuten Vorkommen und dem Mangel an hochkonzentrierten, wirtschaftlich abbaubaren Lagerstätten. Hier liegt eines der Hauptprobleme.

Im Zusammenhang mit Seltenen Erden wird oft auch von Leichten Erden gesprochen. Damit sind in erster Linie die Vorkommen gemeint. Während die leichten Seltenen Erden wie Neodym rund 95 Prozent der weltweiten Vorkommen ausmachen, entfallen die restlichen fünf Prozent auf die schweren Seltenen Erden wie Erbium und Scandium.

In „Das Kokain der Industrie“ werden die wichtigsten SEE, ihre Verbreitung und ihre Verwendungsmöglichkeiten in einem eigenen Kapitel ausführlich beschrieben. Ergänzt wird diese Wissensbasis durch eine Übersichtskarte und eine Auflistung der Abbaugebiete sowie der vorhandenen Raffinerien.

 

 

Das Kokain der Industrie – die Abhängigkeit

Wie stark diese Abhängigkeiten sind, wird besonders deutlich, wenn man einen Blick auf verschiedene Anwendungsgebiete wirft, in denen Seltene Erden und Technologiemetalle bislang noch unverzichtbar sind. Kroll und Pietsch führen dafür einige Megatrends an, die in den kommenden Jahrzehnten von Bedeutung sind. Dazu gehören Smart Cities genauso wie künstliche Intelligenz, Klimaschutz und militärische Aufrüstung. In all diesen Bereichen kommen Seltene Erden zum Einsatz, wenn auch manchmal nur in geringen Mengen.   

Man könnte auch sagen: Ohne Seltene Erden kein Fortschritt, vor allem in den zentralen Bereichen Klimaschutz und Militär. Deshalb werden einige der Seltenen Erden und Technologiemetalle von der EU auch als sogenannte kritische Rohstoffe eingestuft. Sie sind beispielsweise für die Entwicklung der Elektromobilität unverzichtbar.

Dabei darf man sich nicht von den teilweise geringen Mengen täuschen lassen, die in einem Elektroauto verbaut sind. Ein durchschnittliches Elektroauto wiegt je nach Größe zwischen 1.200 und 2.200 Kilogramm. Davon entfällt nur etwa ein Kilogramm auf Seltene Erden, davon weniger als ein Gramm auf Indium. Indium gehört zu den Technologiemetallen, deren gewinnbare Menge als sehr begrenzt eingeschätzt wird. Dies führt nicht nur zu Engpässen, sondern hatte in der Vergangenheit auch starke Preissteigerungen zur Folge.

 

 

Das Kokain der Industrie – der Dealer

Bei Abhängigkeiten profitiert vor allem der Dealer. Im Fall der Seltenen Erden heißt er China. Ein Blick auf die Karte der Hauptlieferländer macht deutlich: Ohne China geht nichts. Das liegt nicht nur an den Vorkommen im Reich der Mitte, sondern auch an einem weiteren Engpass. Es geht um die Aufbereitung der Erze und die Gewinnung der Seltenen Erden und Technologiemetalle.

Ein extrem schmutziger Prozess, den die westlichen Länder nur allzu gerne ausgelagert haben. „Die Ignoranz hat den westlichen Industrieländern Wohlstand beschert und China eine Quasi-Monopolstellung auf dem Markt für Seltene Erden & Co. verschafft“, schreiben Kroll und Pietsch. Die Folgen sind für die europäische Industrie inzwischen bedrohlich. Derzeit importiert Europa jährlich rund 18.000 Tonnen dieser Rohstoffe. Deren Verarbeitung erfolgt dabei größtenteils in China. China hat den Markt fest in der Hand und damit einen Hebel, um seine wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen durchzusetzen.

Beispielsweise ist die Produktion von Permanentmagneten sowohl bei den Rohstoffen als auch bei den verarbeiteten Produkten fast vollständig von China abhängig. Rund 82 Prozent der SEE und 84 Prozent der Dauermagnete kommen aus China. Beide Bereiche sind theoretisch von Exportkontrollen bedroht. Auch an anderer Stelle versucht China, seine Position zu verbessern. Da der Abbau von Seltenen Erden ein „schmutziges Geschäft“ ist, versucht China, diesen Part der Wertschöpfungskette inzwischen teilweise auszulagern, z.B. in bestimmte Regionen Myanmars.

Das Kokain der Industrie – der Entzug

Der unangenehme Teil der Sucht ist der Verzicht auf die Droge. „Wie wir uns von den Fesseln befreien“, nennen Kroll und Pietsch den Entzug. Um Chinas Monopol zu brechen, müssten die westlichen Industrieländer eigene Vorkommen erschließen. Dafür müssten mindestens zwei Billionen US-Dollar investiert werden. Doch selbst wenn eigene Bergbauprojekte in Angriff genommen werden, ist deren wirtschaftlicher Betrieb keineswegs gesichert. Grund dafür ist wiederum China, das mit seiner Vormachtstellung in die Preisbildung auf den Märkten eingreifen kann und dies auch zum eigenen Vorteil nutzt. Auf jeden Fall, so das Fazit von Kroll und Pietsch, sei mehr Tempo nötig, denn die Rohstofflücke müsse jetzt geschlossen werden.

Neu entdeckte Vorkommen in Europa, etwa in Schweden, sorgten zwar für Euphorie. Tatsächlich ist davon kurzfristig keine Entlastung zu erwarten. Wirklich unabhängig könnte Europa nur werden, wenn neben der Exploration auch die Verarbeitung unter Berücksichtigung europäischer Umwelt- und Sozialstandards übernommen würde. Erste vielversprechende Projekte gibt es bereits, auch wenn sie den Bedarf bei weitem nicht decken können.

Auch die Wiederbelebung stillgelegter Minen könnte ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu mehr Unabhängigkeit sein. Ein großes Rohstoffreservoir liegt zudem im Recycling. Jeder Deutsche produziert durchschnittlich 21 Kilogramm Elektroschrott pro Jahr. Ein Teil davon wird zwar recycelt, aber die Technik ist noch lange nicht ausgereizt. Die Recyclingquote von SEE liege derzeit bei etwa einem Prozent, schreiben Kroll und Pietsch. Experten gehen davon aus, dass sie bei mindestens 50 Prozent liegen könnte.

Eine dritte Alternative ist die künstliche Gewinnung von Seltenen Erden. Phytomining ist ein Weg, metallische Erze mit Hilfe von Pflanzen zu gewinnen. Technisch ist schon vieles möglich, aber wie so oft scheitert es an den Kosten. Es wird also noch einige Jahre dauern, bis Phytomining eine ernsthafte wirtschaftliche Alternative darstellt.

 

Die Autoren von „Das Kokain der Indsutrie“ - Andreas Kroll und Andreas Pietsch
Die Autoren von „Das Kokain der Indsutrie“ – Andreas Kroll und Andreas Pietsch | ©Noble Elements GmbH, André Rostalsk

 

Die Autoren: Rohstoffexperten mit tiefem Einblick in die Branche

Andreas Kroll und Andreas Pietsch sind die Autoren des Buches „Das Kokain der Industrie„.

Andreas Kroll

Andreas Kroll ist ein ausgewiesener Experte auf dem Rohstoffmarkt und gründete 2014 das Unternehmen Noble Elements. Sein Ziel ist es, einen unabhängigen und verantwortungsvollen Rohstoffhandel aufzubauen. Er konzentriert sich auf die transparente und nachhaltige Versorgung der Industrie mit wichtigen Technologiemetallen und Seltenen Erden. Mit der Finomet GmbH sorgt er durch eine digitale Dokumentation auf einer öffentlichen Blockchain für Transparenz bei Rohstoffinvestments. Die geopolitische Bedeutung von Rohstoffen und das Bedürfnis nach Aufklärung haben ihn dazu bewogen, zusammen mit Andreas Pietsch „Das Kokain der Industrie“ zu schreiben.

Andreas Pietsch

Andreas Pietsch ist Investment-Experte mit langjähriger Erfahrung auf dem Finanzmarkt. Im Jahr 2008 gründete er das erste deutsche Unternehmen, das Investitionen in Technologiemetalle für Privatkunden zugänglich machte. Er legt großen Wert auf Transparenz, Nachhaltigkeit und die Verknüpfung von physischen Werten mit Megatrends, insbesondere unter ESG-Kriterien. Gemeinsam mit Andreas Kroll hat er die Finomet-Plattform entwickelt. Diese revolutioniert den Rohstoffhandel, indem sie digitale Rückverfolgbarkeit ermöglicht. In „Das Kokain der Industrie“ zeigt er zusammen mit Andreas Kroll die geopolitische Bedeutung von Rohstoffen und ihren Einfluss auf Märkte und Gesellschaft auf.

 

Fazit zum Buch „Das Kokain der Industrie“

Was Sie schon immer über Seltene Erden und Technologiemetalle wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten. Andreas Kroll und Andreas Pietsch geben die Antworten. Auf informative und unterhaltsame Weise gelingt den beiden Rohstoffexperten ein tiefer Einblick in eine Branche, die erst durch die geopolitischen Spannungen der letzten Jahre in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Kroll und Pietsch zeigen die Abhängigkeiten der Wirtschaft auf, geben aber auch einen Ausblick auf mögliche Lösungen.

Auch die Themen Transparenz und Umweltverträglichkeit sowie die Möglichkeit, als Investor von dieser Entwicklung zu profitieren, kommen nicht zu kurz. Mit „Das Kokain der Industrie“ haben Kroll und Pietsch ein Buch vorgelegt, das sich immer auch als ein Plädoyer für technischen Fortschritt liest und die Notwendigkeit der Energiewende betont, untermauert mit zahlreichen Argumenten.

 

Buchcover - Das Kokain der Industrie

Andreas Kroll & Andreas Pietsch

Das Kokain der Industrie

Seltene Erden & Co.: Stoff für Zukunftstechnik, Chinas Faustpfand, Investmentchance einer Generation

272 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, mit zahlreichen Illustrationen, 13,5 × 21,5 cm

28,00 € (D) / 28,80 € (A) inkl. MwSt.

ISBN 978-3-95890-643-3