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Die Industrieproduktion ist im September zum vierten Mal in Folge gesunken, womit die Deutsche Industrie stärker als erwartet schrumpft. Europas größte Volkswirtschaft verdeutlicht damit weitere Risiken für eine kommende Rezession. Das Bundesamt für Statistik hat vorläufige Daten für September 2023 veröffentlicht. Der Auftragsbestand sank um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat (2022).
Deutsche Industrie schrumpft stärker als erwartet
Die deutsche Wirtschaft schrumpfte im dritten Quartal um 0,1 %, da die Haushalte ihre Ausgaben zurückfuhren. Analysten sagen für das letzte Quartal des Jahres einen Rückgang in der gleichen Größenordnung voraus, was zu einer flachen Rezession führen würde, obwohl das Wachstum im nächsten Jahr zurückkehren könnte, wenn die Inflation zurückgeht. Im September 2023 wurde der stärkste Rückgang der Auftragslage seit 2015 gemessen, im Vergleich zu September 2022. Damit bestätigen sich frühere Prognosen zu einer Rezession in Deutschland.
Wie das Statistikamt mitteilte, sinkt der Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe im September um 0,8 % im Vergleich zum Vormonat. Dagegen wurde zwei Tage zuvor verkündet, dass die Anzahl der Beschäftigten im gleichen Sektor um 0,8 Prozent gestiegen sind. Damit kommt die Deutsche Industrie und das Verarbeitende Gewerbe auf einen Umsatz von 2,5 Billionen Euro mit 8 Millionen Beschäftigten auf 24.537 Unternehmen verteilt. Das produzierende Gewerbe macht einen Anteil von 24 % der Bruttowertschöpfung in Deutschland aus, während das Baugewerbe noch einmal 5,7 % ausmachen. Die Deutsche Industrie schrumpft damit deutlich mehr als erwartet, durch einen Bereich, der etwa 1/4 der Wirtschaftsleistung ausmacht,
Das verarbeitende Gewerbe, von dem Deutschland mehr als viele andere Länder abhängt, leidet unter den hohen Energiekosten, den weltweit gestiegenen Zinssätzen und der Abschwächung in China. Insgesamt ist der Auftragsbestand seit etwa 2023 leicht rückläufig, nachdem dieser zuvor ein paar Monate stagniert hatte. Der Auftragsbestand liegt damit aber immer noch über dem Niveau während Corona und im Vergleich zu Januar 2015 noch 43,6 % höher.
Was bedeutet ein hoher Auftragsbestand für die Deutsche Wirtschaft?
Den aktuellen Rückgang im Auftragsbestand begründet das Statistikamt mit einem Rückgang im Maschinenbau und der Automobilindustrie. Durch Lieferengpässe ist der Auftragsbestand in den Jahren 2020 bis 2022 stark angestiegen, da die Automobilindustrie nicht mehr auf voller Kapazität produzieren konnte. Die angestauten Aufträge werden nun wieder abgebaut. Ab 2022 wurde vermehrt Auftragsrückgänge gemeldet.
In diesem Fall bedeutete der hohe Auftragsbestand eine schwächelnde Autoindustrie, die die Aufträge nicht bedienen konnte. Viele Aufträge sind gut, aber produzieren erst Geld für Unternehmen und den Staat, wenn diese auch erfüllt werden können. Auch in vielen anderen Bereichen sind die Aufträge zurückgegangen, aber meistens nur um weniger als 1 %. Der aktuelle Auftragsbestand reicht nach den Angaben für 7 Monate aus, während es im August noch 7,1 Monate waren. Die Abwanderung der deutschen Industrie lässt sich schon länger beobachten. Die neuen Zahlen bestätigen eine abflachende deutsche Wirtschaft.
Einkaufsmanagerindex (PMI) fällt
Der saisonbereinigte Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers‘ Index – PMI) für die Exportbedingungen des Gewer-bes in Deutschland lag im Oktober 2023 aktuell bei 47,6 und damit leicht unter dem Wert von 48,0 im September. Der internationale Bewertungsfaktor bewertet die Wirtschaft eines Landes anhand von Export und Handelsaktivitäten. Für Deutschland signalisiert der PMI für Export einen anhaltenden Abschwung der weltweiten Wirtschaftstätigkeit mit Deutschland. Der jüngste Wert war aber nur der niedrigste seit November 2022. Ein unter den Erwartungen liegender Wert wird als schlecht für den EUR gewertet, da es schwerer wird die Waren aus Deutschland zu exportieren.
Dagegen ist der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland (PMI activity level) im Oktober 2023 von einem vorläufigen Wert von 40,7 auf 40,8 leicht nach oben korrigiert worden, verglichen mit 39,6 im September. Trotz des Anstiegs dieses PMIs deutet dieser weiterhin auf eine tiefe Schrumpfung im verarbeitenden Gewerbe hin, die durch einen anhaltenden Rückgang der Auftragseingänge bedingt ist, wobei die Produktion häufig durch die Abarbeitung von Arbeitsrückständen gestützt wird. Als Vergleich hatte der PMI im Juli 2021 sein letztes Hoch bei einem Wert um 65.
Der deutsche Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) misst das Aktivitätsniveau der Einkaufsmanager im verarbeitenden Gewerbe. Ein Wert über 50 zeigt eine Expansion des Sektors an, ein Wert darunter eine Kontraktion der Wirtschaft.
Rezession oder schwache Phase der deutschen Industrie?
Der Rückgang der Indikatoren und der Auftragslage verlangsamte sich in den letzten Meldungen und die Erwartungen der Unternehmen in Bezug auf die künftige Produktion waren zwar immer noch pessimistisch, verbesserten sich jedoch leicht. Im Gegensatz dazu wurde die Zahl der Beschäftigten in den Betrieben massiv erhöht, um den Produktionsbestand beschleunigt abzubauen. Nach Berichten von S&P ließ der Druck auf die Lieferketten aufgrund der schwächeren Nachfrage weiter nach, was gleichzeitig zu einem weiteren Rückgang sowohl der Inputkosten als auch der Produktionskosten beitrug, da die Unternehmen über einen starken Wettbewerb um neue Aufträge berichteten.
Der PMI Index ist seit sechs Monaten rückläufig und spiegelt die Herausforderungen auf den deutschen Exportmärkten wider. Die deutschen Hersteller sind immer noch mit Herausforderungen wie der Energiekrise und dem zunehmenden Protektionismus konfrontiert. Obwohl die Deutschland Japan überholt hat und damit die 3 größte Volkswirtschaft ist, kann man nicht von einem neuen Aufschwung der deutschen Industrie sprechen. Japan verfolgt bei dem Kampf gegen die Inflation ein gänzlich anderes Modell und hat den Leitzins bisher nicht erhöht und will dies auch in Zukunft nicht tun. Die Zinspolitik hat eine große Rolle dabei gespielt, dass sich die Wirtschaftsleistung der beiden Länder in absoluten Zahlen so entwickelt hat.
Deutsche Industrie schrumpft seit Monaten
Eine ältere Meldung des Statistischen Bundesamts teilte einen Rückgang der Auftragseingänge der deutschen Industrie um 4,2 % im August im Vergleich zum Vorjahr mit. Auch im Juli waren die Aufträge im Jahresvergleich um 10,1 % gesunken, wie Destatis mitteilte. Auf Monatsbasis stiegen die Aufträge im August um 3,9 %, nachdem sie im Juli um 11,3 % gegenüber dem Vormonat gesunken waren. Die Deutsche Industrie schrumpft insgesamt um 1,8 Prozent im Vormonat, während das Baugewerbe einen 2,6 Prozent höheren Anteil der Wirtschaft ausmacht.
„Der starke Anstieg der Auftragseingänge im August 2023 ist zu einem großen Teil auf die Entwicklung im Bereich ‚Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen‘ (+37,9 %) zurückzuführen“, erklärt Destatis einen Anstieg im August. „Die Herstellung von elektronischen Bauelementen war maßgeblich für den Anstieg verantwortlich, wobei sowohl bei den Inlands- als auch bei den Auslandsaufträgen Zuwächse zu verzeichnen waren.“
Positiv auf die Gesamtentwicklung wirkten sich auch die Zuwächse bei den Auftragseingängen in der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen mit 8,7 % und in der pharmazeutischen Industrie mit 4 % aus. „Leicht negativ wirkten sich dagegen die rückläufigen Aufträge in der Automobilindustrie (-0,7 %) aus„, heißt es weiter.
(TB)
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