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Fahrrad-Aktien sind zuletzt überwiegend gut gelaufen. Die Pedal-Branche boomt. Drei Börsenunternehmen ragen mit ihren Fahrradprodukten besonders hervor. Die Fahrräder der Accell Group, die Fahrradgangschaltungen & Co. von Shimano und der Helmschutz von MIPS.
Accell: ein Basisinvestment bei Fahrrad-Aktien
Groß im Kommen ist der niederländische Fahrradhersteller und E-Bike-Marktführer Accell Group N.V. Elektroräder bleiben voll im Trend. Nach Lieferverzögerungen im ersten Halbjahr sieht Accell ein starkes zweites Halbjahr. Die Aktie ist ein Basisinvestment für langfristig orientierte Anleger.
Der Aktienkurs hat sich im 5-Jahresvergleich mehr als verdoppelt – von über 20 Euro auf über 42 Euro.
Zur Accell Group gehören bekannte Fahrradmarken wie Haibike, Winora, Ghost, Batavus, Koga, Lapierre, Raleigh, Sparta, Babboe und Carqon. Und Zubehör unter der Marke XLC.
Auch Shimano Inc. erwies sich als zuverlässige Gewinnmaschine
Fahrrad-Aktien – Als Performance-Garant für Zuwachs ohne Rückschläge hat sich in den letzten fünf Jahren auch der japanische Fahrradteile-Zulieferer Shimano Inc. erwiesen. Das Unternehmen, das in diesem Jahr im März seinen 100. Geburtstag feierte, produziert Ketten, Bremsen, Schaltungen, Pedale, seit einigen Jahren auch E-Bike-Motoren.
Shimano hat im Jahr 2020 seinen Umsatz trotz Lieferkettenproblemen um 4 Prozent steigern können. Der Gewinn stieg sogar um 22 Prozent. Im ersten Quartal 2021 legte der Umsatz um 64 Prozent zu, der Nettogewinn lag 45 Prozent über dem Vorjahreswert.
Die Shimano-Aktie hat auf Jahressicht 23 Prozent an Wert gewonnen, auf Fünf-Jahressicht sogar fast 67 Prozent. Eine Aktie kostet mittlerweile 209 Euro.
MIPS-Helmsicherheit macht Aktionären richtig Freude
Den dicksten Geld-Zuwachs innerhalb der Branche verzeichnet allerdings ein Fahrrad-Helm-Zulieferer ein. Ein Geheimtipp für Einsteiger.
Es handelt sich um den schwedischen Helm-Sicherheitsausrüster MIPS AB. Seine Sicherheitstechnik ist bereits mehrfach patentiert. Einen Helm, der damit ausgerüstet ist, erkennt man an dem gelben Logo Mips auf dem Helm.
Das Unternehmen konnte seinen Umsatz im letzten Jahr um ein Drittel auf umgerechnet 36 Millionen Euro steigern. Unter dem Strich blieb ein Nettogewinn von 12,6 Millionen Euro – das sind 50 Prozent mehr als 2019. Bis 2025 will MIPS seinen Umsatz in etwa verdreifachen.
Der Kurs der MIPS-Aktie hat sich seit dem Börsengang 2017 von 5 Euro auf fast 80 Euro vervielfacht. Eine Wertentwicklung von fast 1.500 Prozent (zum Vergleich: die Aktie der Accell Group wuchs in fünf Jahren um rund 117 Prozent, von Shimano um rund 67 Prozent).
Die Erwartungen von 4 Analysten für das laufende Fiskaljahr belaufen sich auf einen durchschnittlichen Gewinn von 7,89 Schwedischen Kronen (0,77 Euro) je Aktie. Ein Jahr zuvor waren 4,97 Schwedische Kronen (0,49 Euro) je Aktie erlöst worden.
MIPS bedeutet auf Deutsch Multidirektionales Aufprallschutzsystem. Es wurde von 5 schwedischen Wissenschaftlern der KTH (Königlich Technischen Hochschule) in Stockholm entwickelt und ist das Ergebnis von 30 Jahren Arbeit.
Das Vorbild des MIPS ist das menschliche Gehirn
Um das Gehirn zu schützen, gibt es zwischen dem Gehirn und dem Schädelknochen eine Flüssigkeit. Bei einem Schlag auf den Kopf wird die dabei entstehende Rotationskraft durch minimale Bewegungen dieser Flüssigkeitsschicht abgebaut und die Kraft nicht auf das Gehirn übertragen.
Das MIPS ist sozusagen eine Kopie dieser Schicht. Dafür wird in die Außenschale des Helmes eine bewegliche zweite Schale montiert. Diese zweite Schale liegt direkt am Kopf auf.
Wenn nun ein Aufschlag in einem Winkel auftritt, wird die dabei entstehende Rotationskraft nicht auf den Kopf übertragen, sondern durch die Bewegung zwischen erster und zweiter Schale abgebaut.
Das soll den Helmträger bei Stürzen unter anderem vor Hirnschäden bewahren. Deshalb heißt die MIPS-Helmtechnologie auch „Brain Protection“. Das neueste Produkt heißt MIPS INTEGRA.
Etliche Helmhersteller stehen bei MIPS Schlange, wollen die Brain Protection auch für ihre Helme. Über 100 Unternehmen verbauen die Technik von MIPS bereits in ihre Fahrrad-, Motorrad-, Sport- und Arbeitsschutzhelme. Darunter sind bekannte Marken wie Abus, Bell, Uvex und Lazer, POC oder Sweet Protection. MIPS Fahrradhelme gibt es beispielsweise von Smith, KED oder Giro.
Bis 2020 gingen mehr als 20 Millionen Helme mit MIPS-Schutzsystem über den Ladentisch
Das diesjährige erste Verkaufsquartal der MIPS AB – normalerweise das schwächste Jahresquartal der Schweden – war vom Umsatz her das viertbeste jemals erzielte seit Gründung der Firma im Jahr 2001: Der Nettoumsatz im ersten Quartal 2021 wuchs um 48 Prozent auf 83 Millionen Schwedische Kronen (8,2 Millionen Euro).
Der Nettogewinn lag bei 32 Millionen Schwedischer Kronen (3,16 Millionen Euro) ebenfalls mit 166,7 Prozent im Plus.
Der schwedische Schutzbekleider POC etwa will ab 2021 alle neuen POC-Schneesport-Helme mit dem neuen Mips-System MIPS INTEGRA ausgestatten. 2022 soll dann POCs-Radsporthelm-Kollektion folgen, wie es in einer Presseerklärung heißt.
Das Fürther Familienunternehmen UVEX Group um Rainer und Michael Winter und Gabriele Grau schaffte es mit seinem Modell City i-vo Mips (ab 90 Euro unter anderem bei Amazon, Rose Bikes oder BOC24) auf Platz 1 der Stiftung Warentest.
Dabei beschäftigt das Unternehmen MIPS AB nur 50 Mitarbeiter. Während in Schweden weiter geforscht und entwickelt wird, wurde die Produktion ins billigere China ausgelagert.
Es gibt einen Grund für für den aktuellen Boom von Fahrrad-Aktien: eine Fahrrad-Renaissance
2020 wurde zum Rekordjahr für die europäische Fahrradindustrie. Und 2021 setzt sich der Trend fort. Das melden die beiden großen Fahrrad-Verbände der EU und aus Deutschland.
Durch den Corona-Boom hat die europäische Fahrradindustrie mit 22 Millionen verkauften Einheiten 2020 ein Rekordjahr wie zuletzt vor 20 Jahren hingelegt. Um 40 Prozent auf 18,3 Milliarden Euro seien die Umsätze innerhalb der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich insgesamt gegenüber dem Vorjahr gestiegen, hieß es in einer Mitteilung des europäischen Fahrraddachverbands Conebi vom 12. Juli 2021 aus Brüssel.
Dessen Präsident Erhard Büchel machte hierfür unter anderem Investitionen in die Infrastruktur und politischen Willen verantwortlich: Mit 1,5 Milliarden Euro an Investitionen, gegenüber nur einer Milliarde im Vorjahr 2019, sei ein beispielloses Produktionswachstum in Europa erzeugt worden.
Für Deutschland meldete der Zweirad-Industrie-Verband ZIV mit Sitz in Bad Soden am Taunus für 2020 über 5 Millionen verkaufte Fahrräder – fast 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2020 konnten die Umsätze im deutschen Fahrrad- und E-Bike-Markt um 60,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden.
Kundinnen und Kunden mussten teilweise monatelang auf ihre bestellten Räder warten, denn einige Hersteller kamen kaum noch mit der Produktion hinterher.
Der neue Trend heißt: Im Freien radeln statt Gedränge in Bus und Bahn, Fahrradurlaub statt Flugreise.
Der durchschnittliche Verkaufswert stieg auf 1.279 Euro pro Rad oder E-Bike. Das entspricht einer Steigerung von 38 Prozent gegenüber 2019. Die ZIV-Marktpräsentation 2021 prognostiziert: „Der Trend zu hochwertigen und sicheren E-Bikes und Fahrrädern hält an.“
Und trotz Lieferengpässen verspricht ZIV-Geschäftsführer Ernst Brust für 2021: „Die Nachfrage ist extrem hoch. Zulieferindustrie als auch Hersteller arbeiten mit Hochdruck daran, diese hohe Nachfrage zu bedienen. Auch wenn es im Laufe des Jahres zu Lieferverzögerungen kommen kann: Jeder Kunde bekommt sein Fahrrad oder E-Bike! Die Versorgung mit Ersatzteilen ist gesichert.“ (FM)