John F. Kennedy hat es schon früh gewusst. “Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung. Keine Bildung.” Kennedys Zitat lässt sich wunderbar auf den Bereich der ökonomischen, oder noch konkreter auf die finanzielle Bildung übertragen. In Deutschland sieht es damit allerdings düster aus. Die ING-Bank attestierte 2018 der deutschen Bevölkerung als Ergebnis einer europaweiten Studie mehrheitlich finanzielles Analphabetentum. Mit 51 Prozent gab die Mehrheit der Deutschen an, keine Finanzbildung erhalten zu haben. Vor allem die junge Generation zwischen 18 und 34 Jahren schneidet besonders schlecht ab, insbesondere wenn diese ihren Schulabschluss auf einer Haupt- oder Realschule gemacht haben.

Neue Initiative will finanzielle Bildung stärken

Neu sind diese Erkenntnisse allerdings nicht. Schon seit Jahrzehnten wird mehr ökonomische Bildung gefordert, innerhalb der schulischen Ausbildung aber auch darüber hinaus. Auch in der Bevölkerung halten mehr als 90 Prozent eine finanzielle Grundausbildung für dringend notwendig. Passiert ist bislang wenig und so sieht Deutschland in internationalen Vergleichen eher schlecht aus. Das soll sich nun ändern. Bundesfinanzminister Christian Lindner und seine Kabinettskollegin Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, haben in dieser Woche die Eckpunkte für die Initiative Finanzielle Bildung im Rahmen einer gleichnamigen Auftaktveranstaltung vorgestellt.

Strategie für finanzielle Bildung ist überfällig

Deutschland ist das einzige Land der G20-Staaten, dass keine Strategie für die finanzielle Bildung der Bevölkerung hat. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 wird ein solches System jedoch auch von der OECD gefordert. Es ist also mehr als überfällig, diesem Thema mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Wie das mit dem neuerlichen Vorstoß genau aussehen sollen, dazu bleiben Lindner und Stark-Watzinger eher vage. Bereits im November hatte das Bundesbildungsministerium eine Strategie für mehr ökonomische Bildung angekündigt und dafür im Haushalt zwei Millionen Euro reserviert. Viel zu wenig war die einhellige Meinung.

Bemerkenswert ist aber die nun angekündigte Verkürzung auf finanzielles Wissen. Das ist zwar wichtig und richtig. Eine breitere Betrachtung im Sinne einer ökonomischen Bildung würde allerdings helfen, wirtschaftlicher Zusammenhänge insgesamt besser zu verstehen und beurteilen zu können. Schließlich müssen nicht nur finanzielle Entscheidungen getroffen werden, auch an anderer Stelle, beispielsweise als Konsument oder Arbeitnehmer sind sorgfältige Abwägungen notwendig. Konkret wurden für die Initiative Finanzielle Bildung auch nur drei Eckpunkte formuliert, Details und Konzepte müssen noch erarbeitet werden.

Mit diesen drei Maßnahmen soll die finanzielle Bildung in Deutschland gestärkt werden:

  1. Zusammen mit der OECD soll eine Finanzbildungsstrategie erarbeitet werden. Dafür werden zunächst die Defizite adressiert, um daraus konkrete Handlungsanweisungen zu formulieren.
  2. Es wird eine Finanzbildungsplattform entwickelt, auf der die unterschiedlichen Angebote gebündelt werden und die eine leichtere Vernetzung der beteiligten Akteure ermöglicht.
  3. Die zielgerichtete Forschung wird ausgeweitet, damit eine evidenzbasierte Datengrundlage zur Verfügung steht und die Maßnahmen zielgerichtet bereitgestellt werden können.

„Finanzbildung kann Verbraucher jeden Alters helfen, sich mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen und komplexe Märkte zu verstehen. Dafür muss sie qualitativ hochwertig, inhaltlich richtig und unabhängig von der Finanzwirtschaft sein“, kommentiert Ramona Pop, Vorständin des vzbv, die Initiative. „Eine nationale Finanzbildungsstrategie muss verbindliche Qualitätsstandards definieren. Wir erwarten, dass die Perspektive des Verbraucherschutzes dabei berücksichtigt wird.“

Finanzielle Bildung sichert den Wohlstand

Bundesfinanzminister Lindner ist überzeugt, dass die neue Initiative dazu beiträgt, den Wohlstand und den persönlichen Vermögensaufbau in Deutschland zu stärken. „Erwerb von Eigentum und Aufbau von Vermögen sind in Deutschland ohnehin schon unnötig schwer. Hier wollen wir Barrieren abbauen“, so Lindner. Und die scheinen für die Deutschen immer noch sehr hoch zu sein. Die zunehmende Digitalisierung im Finanzbereich und die unsichere wirtschaftliche Lage mit steigenden Zinsen und einer hohen Inflation befeuern diese Entwicklung. So ist der Anteil der Aktionäre in Deutschland in den letzten Jahren zwar leicht gestiegen, aber immer noch auf einem niedrigen Niveau. Das Deutsche Aktieninstitut zählte hierzulande im vergangenen Jahr rund 5,25 Millionen Aktionäre. Das entspricht etwa 7,4 Prozent der Bevölkerung. In dieser Zahl sind die Anleger enthalten, die Aktien in ihrem Depot haben, aber auch jene, die über Aktienfonds beteiligt sind.

Mangelnde finanzielle Bildung wirkt sich im Alltag aus

„Ein Aufschlag wurde gemacht, nun müssen Taten folgen“, sagt Verena von Hugo zur Initiative der Bundesregierung. Von Hugo ist Expertin für Finanzbildung und Co-Vorsitzende im Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland (BÖB). Der Verein setzt sich seit vielen Jahren für mehr ökonomische Bildung in den Schulen ein und fordert unter anderem eine adäquate fachbezogene Ausbildung der Lehrkräfte sowie ein Pflichtfach Wirtschaft. Fehlt dieses Wissen, schränkt es die Fähigkeit ein, solide finanzielle Entscheidung zu treffen.

„Finanzielle Bildung ist ein Instrument zur Selbstermächtigung. Zur vollen gesellschaftlichen und ökonomischen Teilhabe gehört es, dass jede und jeder individuell für sich kompetente finanzielle Entscheidungen treffen kann – von Versicherungs- und Vorsorgeentscheidungen bis hin zur Frage, ob und mit welchem Risiko Kapitalmarktchancen genutzt werden“

Bundesfinanzminister Christian Lindner bei der Vorstellung der Initiative Finanzielle Bildung

Eine Studie des DIW aus dem vergangenen Jahr zeigt die Relevanz für den Alltag. So kannten 40 Prozent der Befragten, die einen Konsumenten- oder Kontokorrentkredit bedienten, ihren eigenen Zinssatz nicht. Zudem konnte ein Drittel der Befragten einfache Finanzfragen nicht beantworten. Diese Unkenntnis macht es der Finanzindustrie leicht, ihre Angebote so zu gestalten, dass die Kosten kaum richtig erfasst werden können. So zeigt die Studie eine höhere Bereitschaft zur Kreditaufnahme, wenn nicht nur der Zinssatz, sondern auch die monatliche Belastung angegeben wird. Kleine Kostenbeiträge verleiten dann offenbar eher zur Verschuldung, weil die Menschen die Gesamtbelastung oft nicht erfassen können.

Schulen sind in der Pflicht, die ökonomische Bildung zu verbessern

Damit finanzielle Bildung gelingen kann, muss sie an den Schulen unterrichtet werden. In einigen Bundesländern ist dies tatsächlich schon zumindest teilweise eingeführt, beispielsweise in Baden Württemberg, in anderen noch gar nicht. Und genau da liegt ein Problem, denn die Initiative von Lindner und Stark-Watzinger agiert bislang ohne Beteiligung der Länder, die aber für die schulische Bildung zuständig sind. Zwar wollen sich die Minister um die Mitarbeit der Länder bemühen, tatsächlich können sie aber nur Impulse geben und einzelne Projekte finanzieren. Der Bedarf ist auf jeden Fall da, wie die jüngste Jugendstudie des Bankenverbands zeigt. Demnach hatte jeweils rund ein Drittel der befragten Jugendlichen in der Schule entweder viel, wenig oder gar nichts über Wirtschaft gelernt.

Wirtschaftliche Bildung über Social Media

Weil die Schule als Anbieter von wirtschaftlicher Bildung ausfällt, informieren sich die Jugendlichen an anderer Stelle. Wie eine Studie der Verbraucherkreditplattform Younited aus dem vergangenen Jahr zeigt, gewinnen Social Media und Podcasts für Finanzbildung bei jüngeren Menschen eine immer größere Bedeutung. Immerhin 37 Prozent informieren sich auf Social Media über Finanzthemen und knapp die Hälfte der jüngeren Befragten folgt mindestens einem sogenannten Finanz-Influencer. Allerdings vertrauen die jungen Menschen den Influencern nicht. Nur etwa 20 Prozent würden Ratschläge, die sie auf Social Media-Plattformen erhalten, auch tatsächlich umsetzen. „Unsere Studie zeigt deutlich, dass eklatante und alarmierende Wissenslücken im Finanzbereich bestehen,“ sagt Jana Koch, CMO von Younited, und sieht Potenzial für Influencer-Marketing im Finanzbereich. Die fehlende Expertise der Influencer, Hauptgrund für das fehlende Vertrauen, könnten Finanzexperten und Finanzinstitute mit dem gewünschten Know-how für sich nutzen.

Auf diesen Weg hat sich die digitale Informationsplattform Squarevest begeben und bringt Anbieter von Finanzprodukten mit Anlegern zusammen. Dazwischen steht die Überprüfung durch eine unabhängige Ratingagentur und ein umfangreiches Informationsangebot mit Beiträgen zu allen Aspekten der Geldanlage. „Geldanlage ist Vertrauenssache“, sagt Max Maurischat, Gründer der SQUAREVEST AG. „Anleger können bei uns bequem unter einer Vielzahl von geprüften Anlagen auswählen und sich so die Grundlage für einen sicheren Vermögensaufbau schaffen.“

(TF)