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Die ersten Quartalsergebnisse von 2023 zeigen, dass sich die Schweiz als globaler Finanzplatz erholt. Die Schweizer Bank UBS hat viel Aufmerksamkeit erhalten, als sie die Credit Suisse mit Staatshilfen übernommen hat, um ein Fiasko im Finanzwesen zu verhindern. UBS teilt mit, dass der Geldzufluss von neuen Kunden in den ersten drei Monaten des Jahres 28 Milliarden Dollar eingespült hat. Alleine 7 Milliarden davon kamen in den zehn Tagen nach der Ankündigung der Übernahme des angeschlagenen Rivalen Credit Suisse.
UBS stärkt den Finanzplatz Schweiz
Die in Zürich ansässige UBS ist auf dem Weg zum einzigen Schweizer Bankentitan aufzusteigen, wenn die Fusion mit der Credit Suisse in den kommenden Monaten vollständig abgeschlossen ist. UBS meldet im Quartalsbericht die ersten Zahlen für 2023. Besonders auffällig sind 28 Milliarden US-Dollar (25,3 Milliarden Euro) an neuen Kundengeldern durch besonders vermögende Kunden. Alleine 7 Milliarden US-Dollar wurden in den ersten 10 Tagen nach der Ankündigung zur Übernahme der Credit Suisse verzeichnet.
„Unsere Leistung in diesem Quartal zeigt, dass wir für unsere Kunden in Zeiten großer Unsicherheit weiterhin eine Quelle der Stabilität sind“, sagte CEO Sergio Ermotti, der im vergangenen Monat zu UBS zurückkehrte, um die Übernahme der Credit Suisse zu begleiten. „Unsere starken Zuflüsse im globalen Wealth Management und in der Vermögensverwaltung spiegeln das anhaltende Vertrauen unserer Kunden in uns wider“.
UBS erzielte im ersten Quartal einen Reingewinn von fast 1,04 Milliarden Dollar, was trotz der neuen Mittelzuflüsse einem Rückgang von 52 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Nach Angaben eines Bankensprechers der UBS war die Übernahme aber nicht der Hauptgrund für den enormen Kapitalzufluss. Knapp die Hälfte, also 14 Milliarden US-Dollar, kommen von Pensionskassen und Versicherungen, lediglich die 7 Milliarden US-Dollar kurz nach der Credit Suisse Krise könnten sich direkt auf die Credit Suisse beziehen lassen. Die Credit Suisse hat bisher einen Vermögensabfluss von 61,2 Milliarden US-Dollar erlebt, die der UBS bis zur vollständigen Übernahme im Sommer damit größtenteils entgehen.
UBS gut vorbereitet
Der Gewinn wurde geschmälert, weil die Bank 665 Millionen Dollar zurückstellte, um die erwarteten zusätzlichen Kosten einer Klage des US-Justizministeriums zu bewältigen, die besagt, dass die Bank amerikanische Anleger mit dem Verkauf von hypothekarisch gesicherten Wertpapieren für Wohnimmobilien, die zur weltweiten Finanzkrise 2008 beitrugen, betrogen hat.
„Wir befinden uns in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem US-Justizministerium, und ich freue mich, dass wir Fortschritte bei der Lösung dieser 15 Jahre zurückliegenden Angelegenheit machen“, sagte Ermotti in einer Medienmitteilung.
UBS gab an, im Berichtsquartal Aktien im Wert von 1,3 Milliarden Dollar zurückgekauft zu haben, wies aber erneut darauf hin, dass das Aktienrückkaufprogramm im Vorfeld des Abschlusses der am 19. März angekündigten Übernahme der Credit Suisse durch die Regierung in Höhe von 3 Milliarden Schweizer Franken (3,25 Milliarden Dollar) vorübergehend ausgesetzt worden sei.
Finanzplatz Schweiz verliert 61 Milliarden durch Credit Suisse
Die Kundenzuflüsse bei UBS stehen in deutlichem Kontrast zu den 61 Milliarden Schweizer Franken (fast 69 Milliarden Dollar) an Abflüssen, die die Credit Suisse am Montag für die ersten drei Monate des Jahres gemeldet hat. Wie die angeschlagene Bank mitteilte, ziehen die Kunden weiterhin Vermögenswerte ab.
Die Zwangsehe der beiden größten Schweizer Banken – arrangiert von der Schweizer Exekutive, der Zentralbank und der Finanzmarktaufsicht – sollte die Credit Suisse retten und zur Stabilisierung des globalen Finanzsystems nach dem Zusammenbruch zweier US-Banken im vergangenen Monat beitragen. Zusätzlich soll die Schweiz als führender Finanzplatz gestärkt werden, wodurch auch Schweizer Staatsanleihen noch attraktiver werden.
UBS erwartet, dass die Übernahme „unsere Position als führender und wahrhaft globaler Vermögensverwalter stärken wird„, räumt aber auch ein, dass sie „anhaltende, sorgfältige Anstrengungen“ erfordern wird. Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher sagte, die Zusammenführung der beiden globalen Banken berge ein „enormes Risiko„, aber auch „enorme Chancen“. Wie hoch die Risiken für deutsche Banken sind und ob ein Bankenkollaps möglich ist, lesen sei hier.
Einfluss von der Schweiz als Finanzplatz
Die Schweiz als Finanzplatz ist eine tragende Säule der heimischen Wirtschaft, die rund 10 % des Bruttoinlandproduktes ausmacht. Seit vielen Jahren setzen die Schweizer internationale Standards im Bankenwesen in Bezug auf Steuerfragen, die Bekämpfung der Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung sowie Finanzmarktstabilität um. Besonders beliebt ist die Diskretion und das Schweizer Bankengeheimnis.
Die UBS Bank wies darauf hin, dass die hohe Inflation, das langsame Wirtschaftswachstum, geopolitische Spannungen wie der Krieg Russlands in der Ukraine und die Sorge um die Stabilität der Banken in den kommenden Monaten eine mögliche Belastung darstellen könnten. Eines der wenigen Probleme in der Schweiz ist der Neubaumangel von Wohnraum. Im Interview stellt Drazen Mijatovic, Verwaltungsrat des börsennotierten Amagvik AG, seine persönliche Geschichte vor und wie er starke Renditen im Schweizer Markt erzielt.
Die Schweizer Wirtschaft ist seit 2015 auf Platz 1 des Global Innovation Index und nach Daten der UN das drittreichste Land ohne Zugang zu einem Ozean, hinter Luxemburg und Liechtenstein. Zusätzlich gehört die Schweiz mit den beiden vorherigen Staaten und Norwegen zu den einzigen Ländern auf der Welt mit einem BIP pro Kopf von über 90.000 US-Dollar.
„Die makroökonomische Situation bleibt ungewiss, und die Sorgen um die Stabilität der Banken haben zwar nachgelassen, sind aber nicht verschwunden“, so UBS in einer Mitteilung. „Infolgedessen könnte das Niveau der Kundenaktivitäten im zweiten Quartal 2023 gedämpft bleiben.“
(TB)
Die Großbank UBS hat die Garantien mit dem Schweizer Staat für die Notübernahme der Credit Suisse freiwillig aufgelöst. Alle außerordentlichen Hilfen seien zurückbezahlt – es fließe kein Steuergeld.
12. Juni 2023
Die Schweizer Großbank UBS bringt die Notübernahme der Credit Suisse heute unter Dach und Fach. Damit entsteht ein Bankkoloss, dessen Bilanzsumme zweieinhalb Mal größer ist als die Wirtschaftskraft der Schweiz. Geht das schief, muss einer als erstes helfen: Deutschland. Die Beteiligten sind schon jetzt beunruhigt.
Die UBS ist damit das herausragendste Beispiel für ein Problem, das mit der Finanzkrise vor 15 Jahren sichtbar geworden war. Es nennt sich „too big to fail“ und beschreibt, dass eine Bank, statt in die Insolvenz zu gehen, besser staatlich gerettet wird, weil ansonsten die Folgeschäden teurer würden, als alles andere. Vor allem die Großbanken in Europa haben dieses Problem: Die spanische Banco Santander käme auf 127 Prozent der spanischen Wirtschaftsleistung. Auf den ersten sechs Plätzen einer entsprechenden „Gefahrenliste“, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung errechnet hat, stehen ausschließlich europäische Banken.
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