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„Präsident Selensky ist kein Milliardär.“ So lautet das Fazit einer Recherche des Milliardär-Experten Matt Durot am 20. April 2022 im US-Magazins Forbes.
Wolodymyr Selensky (44) selbst erklärte zur Amtseinführung als Präsident der Ukraine am 21. Mai 2019 seine Einnahmen für das Jahr 2018 auf 9,7 Millionen Griwna (etwa 310.000 Euro), das seiner Frau auf die Hälfte von 4,9 Millionen Griwna. Die Einkommenserklärung ist auf der Website der Nationalen Agentur zur Verhütung von Korruption veröffentlicht. Familie Selenskyi verfügte beim Amtsantritt nach eigenen Angaben über Sparguthaben auf den Konten und Bargelder in Höhe von gut 950.000 Euro.
Anlass der jüngsten Forbes-Recherche über Selensky:
In sozialen Medien wird behauptet, er sei Milliardär.
Ein beliebtes Internet-Memo, das derzeit die Runde macht, behauptet ohne Beweise, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky sei 1,4 Milliarden Dollar wert – „mehr als Will Smith, Chris Rock und Dave Chapelle zusammen“.
Die Andeutung ist eindeutig. Damit Selensky, ein ehemaliger Komiker, ein Vermögen dieser Größenordnung anhäufen kann, muss Korruption im Spiel sein. Und während diese Behauptung von einer ganzen Reihe anonymer Twitter-Nutzer nachgeplappert wurde, haben sich auch eine Reihe von angeblich seriösen Checkern zu Wort gemeldet.
Lee Stranahan, ein amerikanischer Moderator des vom Kreml kontrollierten Senders Radio Sputnik, der in der Oliver Stone-Dokumentation „Revealing Ukraine“ zu sehen ist, twitterte an seine fast 100.000 Follower: „Warum ist Selenskyi ein Milliardär?“
Die Antwort von Forbes: Er ist es nicht
Laut der 36. jährlichen Forbes-Liste der Milliardäre der Welt gibt es nur noch sieben im Land, und Selenskyi gehört nicht dazu (ebenso wenig wie sein Vorgänger, der ehemalige Präsident und Schokoladenmagnat Petro Poroschenko, 56, der in diesem Jahr aus der Rangliste herausfiel).
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger war Selensky jedoch nie ein Milliardär.
Nach einem Bericht von Forbes Ukraine ist er derzeit etwa 20 Millionen Dollar wert. Nach weiteren Berichten von Forbes US liegt diese Zahl bei weniger als 30 Millionen Dollar.
Sein wichtigstes Vermögen, bei dem er immer noch als Endnutznießer gilt, ist ein geschätzter Anteil von 25 % an Kvartal 95
Kvartal 95 ist eine Gruppe von Unternehmen, die humoristische Sendungen produzieren. Nach der Wahl zum Präsidenten übertrug er seine Anteile an seine Partner, obwohl er seine Anteile nach seinem Ausscheiden aus dem Amt wahrscheinlich zurückerhalten wird.
Kvartal 95 ist Produzent und Eigentümer der Serie „Diener des Volkes“, einer beliebten politischen Komödie mit Selenskyi in der Hauptrolle als ukrainischer Gymnasiallehrer, der zum Präsidenten gewählt wird. Die Serie kann man sich hierzulande etwa über die Mediathek von Arte ansehen.
Netflix, das die Serie bereits zwischen 2017 und 2021 ausstrahlte, erwarb die Rechte im März 2022 erneut. Bei geschätzten Einnahmen von 30 Millionen Dollar pro Jahr schätzt Forbes Ukraine Selenskys Anteil auf 11 Millionen Dollar.
Pandora Papers: 41 Millionen Dollar, die nicht verschwinden wollen
Im Oktober 2021 wurde durch Veröffentlichungen zu den Pandora Papers bekannt, dass Selensky eine Briefkastenfirma in einer Steueroase unterhielt – eine Praxis, für die er seinen Vorgänger vor Amtsantritt noch kritisiert hatte.
Im Fall Selenskyi handelt es sich um ein Netzwerk von Offshore-Firmen in Belize, Zypern und den Britischen Jungferninseln, an denen nicht nur er vermutlich beteiligt ist (oder einst war), sondern auch einige wichtige Figuren in seinem Präsidialteam und Mitarbeiter der Produktionsfirma Kvartal 95. Selenskyi hatte seine Beteiligung an nur einigen dieser Unternehmen während seiner Kandidatur erklärt.
Auch dabei ist der berüchtigte Oligarch Igor Kolomojskij (59), in dessen Fernsehkanal die Sendungen von Kvartal 95 ausgestrahlt wurden. Die ukrainischen Aufsichtsbehörden glauben, dass Kolomojskij Milliarden von Dollar aus der PrivatBank abgezweigt haben könnte. Er selbst hatte diese inzwischen größte Bank der Ukraine in den 90er-Jahren mitgegründet. Er verließ das Land, nachdem eine Lücke von 5,5 Milliarden Dollar in den Büchern der Bank entdeckt und mit Steuergeldern gestopft worden war, und kehrte erst zurück, als Selenskyi Präsident geworden war.
Schon während seines Wahlkampfs warfen Selenskyis Gegner ihm vor, bloß eine Marionette Kolomojskijs zu sein, und verwiesen auf nicht näher erläuterte Zahlungen von insgesamt 41 Millionen Dollar von der PrivatBank an sein Offshore-Netzwerk. Die ukrainische Investigativseite Slidstvo.Info enthüllte, dass diese Firmen dazu benutzt wurden, Luxusimmobilien im Zentrum Londons zu kaufen.
Sein engster Berater Sergej Schefir (57) kaufte seine Anteile, hielt sie aber auch noch in seiner Stellung als Berater Selenskyis, und Selenskyis Frau erhielt trotz des Verkaufs Dividenden aus den Anteilen. Steueroasen sind in der Ukraine nicht illegal und ein Sprecher Selenskyis rechtfertigte die Anlage damit, dass er sich so gegen „aggressive Methoden“ des 2014 gestürzten Präsidenten und Putin-Freunds Wiktor Janukowitschs abgesichert habe.
Selensky – Immobilien
Zwar besitzt Selenskyi eine Wohnung in einem der teuersten Wohnhäuser der Ukraine im Zentrum von Kiew, doch ist diese für westliche Verhältnisse relativ bescheiden. Forbes schätzt Selenskys gesamtes Immobilienportfolio auf 4 Millionen Dollar, darunter zwei weitere Wohnungen, die ihm vollständig gehören, zwei, an denen er Miteigentümer ist, ein einziges Gewerbeobjekt und fünf Parkplätze.
Selenskyi besaß im Dezember 2019 eine 4,6 Millionen Dollar teure Villa in Forte dei Marmi, Italien, wie aus den jüngsten Unterlagen seiner Holdinggesellschaft hervorgeht.
Er verkaufte sie offenbar im Jahr 2020 (sie tauchte in seinen Steuererklärungen für 2018 und 2019, aber nicht für 2020 auf), zusammen mit einem kleinen Grundstück und fünf Hotelzimmern in Georgien (beliebte Investitionen der oberen Mittelschicht in der Ukraine).
Das Bargeld aus diesen Verkäufen wurde deklariert und ist in der Schätzung von Forbes enthalten. Da die Summe jedoch unter dem geschätzten Wert der Immobilien liegt, ist es möglich, dass Selensky de facto ein Nutznießer bleibt oder das Geld anderweitig investiert ist.
Jacht-Flotte und Aktien?
Internetspürnasen der eher russischen Propagandisten haben Selensky den Besitz von bis zu fünf Luxusjachten und drei Privatjets zugeschrieben, zusätzlich zu 60 Millionen Dollar an Aktien von Unternehmen wie Saudi Aramco, Meta und Tesla.
Forbes-Milliardär-Experte Matt Durot: „Forbes hat keine Beweise für eine solche Flotte gefunden, und wenn Selensky tatsächlich Aktien dieser Unternehmen besitzt, ist es schwer zu glauben, dass diese Aktien auch nur annähernd 60 Millionen Dollar wert sind. Wir schätzen, dass er und seine Frau Olena Zelenska sich ein Bankkonto mit etwa 2 Millionen Dollar in bar und Staatsanleihen teilen. Ihr sonstiges Vermögen, bestehend aus zwei Autos und etwas Schmuck, ist nicht mehr als 1 Million Dollar wert.“
Matt Durot schätzt weiter ein: „Selensky wird in absehbarer Zeit nicht in die Forbes-Liste der Milliardäre aufgenommen werden.“
Auf der Forbes-Liste 2022 stehen 7 ukrainische Milliardäre
Die russische Invasion hat die Milliardäre der Ukraine hart getroffen, wie Forbes im April 2022 veröffentlichte.
► Rinat Achmetow
Der reichste Ukrainer ist der Öl- und Kohlemagnat Rinat Achmetow (55) aus dem Donezk. Ihm gehört die Metinvest Group und zu 30 Prozent der Elektrizitätskonzern DTEK. Sein Vermögen schrumpfte durch den Krieg um 4,3 Milliarden Dollar auf 4,2 Milliarden Dollar (Stand: 22. April 2022).
► Wiktor Pintschuk
Der zweitreichste Ukrainer ist Wictor Pintschuk (61) aus Kiew. Er ist Gründer des Stahlproduzenten Interpipe und verlor während des Krieges 700 Millionen Dollar und besitzt jetzt 1,9 Milliarden Dollar (Stand: 22. April 2022).
► Vadim Novinsky
Der drittreichste Ukrainer ist der gebürtige Russe Vadim Novinsky (58), der 2012 die ukrainische Staatsbürgerschaft annahm. Er besitzt die Smart Holding Group, die wiederum 24 Prozent an dem Stahlproduzenten Metinvest von Rinat Achmetow hält. Sein Vermögen ist durch den Krieg um 2,2 Milliarden Dollar gesunken und beläuft sich auf 1,3 Milliarden Dollar (Stand: 22. April 2022).
► Kostyantin Zhevago
Der viertreichste Ukrainer ist Kostyantin Zhevago (48). Er ist Mehrheitseigner der Bergbaufirma Ferrexpo. Sein Vermögen sank während des Krieges um 800 Millionen Dollar auf 1,3 Milliarden Dollar (Stand: 22. April 2022).
► Henadiy Boholyubov
Der fünftreichste Ukrainer ist Henadiy Boholyubov (60). Gemeinsam mit Igor Kolomojskij war er 1992 Mitgründer und Mitinhaber der größten Bank der Ukraine, der PrivatBank. Um diese Bank herum hat sich die einflussreiche Privat-Gruppe entwickelt, welche Teile der Stahl-, Öl-, Chemie-, Energie- und Nahrungsmittelindustrie in der Ukraine kontrolliert. Im Jahr 2007 erwarb Boholyubov über eine Beteiligungsgesellschaft die australische Bergbaufirma Consolidated Minerals Ltd. (CML), welche etwa 10 % der weltweiten Mangan-Reserven kontrolliert.
► Vlad Yatsenko
Der sechstreichste Ukrainer ist Vlad Yatsenko. Er wurde in der DDR in der Familie eines Berufssoldaten geboren und hat 2006 seinen Abschluss an der Nationalen Schwarzmeer-Universität (damals eine Zweigstelle der Kiew-Mohyla-Akademie) in Nikolajew gemacht. Yatsenko war zunächst Software-Entwickler bei Credit Suisse und Deutscher Bank und wurde 2015 Mitgründer der Londoner Fintech-Bank Revolut. Er machte durch den Krieg keine Verluste. Sein Vermögen beläuft sich auf 1,1 Milliarden Euro.
Am Tag der russischen Invasion am 24. Februar 2022 nannte Yatsenko den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) „einen der dreistesten Lügner der Geschichte“, und Revolut spendete 2 Millionen Dollar an das Ukrainische Rote Kreuz.
► Igor Kolomojskij
Der siebentreichste Ukrainer ist Igor Kolomojskij. Der 59-Jährige war bis zur Verstaatlichung der ukrainischen PrivatBank Ende 2016 deren Hauptgesellschafter und besitzt die Mehrheit an der Fernsehgruppe 1+1, bei der Wolodymyr Selenskyi unter Vertrag stand. Sein Vermögen sank durch den Krieg um 800 Millionen Dollar auf jetzt 1 Milliarde Dollar (Stand: 22. April 2022).
Selensky – Gesetz gegen Oligarchen
Selensky verabschiedete 2021 mit Hilfe des Parlamentes ein Lobbygesetz, das den Einfluss der Oligarchen offenlegte und etwas beschnitt. Seit Geltung dieses Gesetzes ist es Oligarchen in der Ukraine verboten, Parteien zu finanzieren. Amtspersonen müssen zudem jedes nicht öffentliche Treffen mit Oligarchen deklarieren. Außerdem gründete Selenskyi im selben Jahr einen Nationalen Sicherheitsrat, der Sanktionen gegen Oligarchen verhängen kann (und dies auch sofort nach Gründung gegen den Großindustriellen Wiktor Medwedtschuk, 67, der als persönlicher Freund Putins gilt, tat). Damit wurde Selensky der erste Präsident in der Geschichte der Ukraine, der eine konfrontative Politik gegenüber Oligarchen einführte. (FM)
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