Business-Leaders
„Seit März 2021 gehen vom Prinzip her komplette Haushalte containerweise hier runter“, beobachtet Martin Kraeter (57), CEO der MCI CLT Group in Dubai.
Business Leaders: Was ist denn Deiner Meinung nach die Hauptursache für das große Kofferpacken in Deutschland für das Steuerparadies Dubai?
Martin Kraeter: „Nun ja, das ist ein zweistufiger Prozess. Ich beschreibe das immer ganz gerne, wie folgt: Du weißt ja selbst, was im Frühjahr 2021 in Deutschland los war – Lockdown. Alles war runtergefahren. Keine Gastronomie. Und in den Frühjahrsferien haben sich viele Leute gesagt, wir wollen einfach mal hier aus dieser Schei.. raus. Und da führte eigentlich groß kein Weg an Dubai vorbei. Weil, da konnte man hinfliegen, musste nicht in Quarantäne. Man musste halt nur einen PCR-Test bei Ankunft machen. Also ein paar Tage weg von Lockdown, COVID und allem. Die Hotellerie war ordentlich ausgelastet. Da hat es dann scheinbar bei vielen Leuten „Klick“ gemacht. Warum fliegen wir hierher, um uns nur auf Urlaub von dem Mist in Deutschland zu erholen? Warum gehen wir nicht ganz hier runter?
Das hat dann wieder abgeebbt, nachdem die Impfstrategie in Deutschland auch als eine solche bezeichnet werden konnte. Das war so im April 2021, Ich denke, als die Impferei auch auf Arztpraxen ausgeweitet wurde. Der Ansturm auf Dubai ebbte also etwas ab – bis der Bundestagswahlkampf eröffnet wurde. Und die Parteien ihre Wahlprogramme zum Besten gegeben haben. Da kam auch Annalena Baerbock.
Da haben dann viele, insbesondere Unternehmer, mal ein wenig in die Parteiprogramme geschaut. Insbesondere in die von den Sozialdemokraten, den Grünen und den ganz Roten. Und haben eigentlich eine Gesichtslähmung bekommen und für sich selbst realisiert: Wer zahlt denn die ganze Zeche des staatlich finanzierten Covid-Wahnsinns? Was gibt es denn eigentlich für neue Steuerideen? Vermögenssteuer, Erhöhung des Einkommenssteuerspitzensatzes usw. Da haben sich dann etliche Leute gesagt: So, jetzt ist Schluss mit Lustig! Das ist immer wieder fester Bestandteil von Gesprächen, die ich mit vielen Mandanten geführt habe. Sie sagen: Was zu viel ist, ist zu viel! Es reicht jetzt!“
Eine richtig große Welle nach Dubai
Business Leaders: Und dann haben sich etliche auch zum Kofferpacken entschieden. Das ist ja für Deutsche im Allgemeinen ganz schön bemerkenswert, denn Deutsche sind eigentlich nicht so mobil und flexibel, das liegt den Deutschen nicht unbedingt in den Genen.
Kraeter: „Aber jetzt ist das so. Dadurch ist hier eine richtig große Welle entstanden. Das kann man beispielsweise hieran merken: Einige internationale Schulen in Dubai wurden letztes Jahr wegen Schülermangels sogar geschlossen. Jetzt gibt es in verschiedenen Schulen sogar Wartelisten. Es kommen aber nicht nur Deutsche. Es kommen noch viel mehr aus Großbritannien wegen des Brexits.“
Besser als die Schweiz?
Business Leaders: Die Schweiz meldet auch einen Ansturm von deutschen Millionären. Warum ist Deiner Meinung nach Dubai besser als die Schweiz? Wegen des Wetters alleine ja nicht nur oder?
Kraeter: „Schweiz – da hat sich eigentlich rumgesprochen, dass die Schweizer selber nicht unbedingt deutschfreundlicher geworden sind. Ich habe selber etliche Freunde, die in der Schweiz leben. Die sagen, es wird eigentlich immer schlimmer. Die Schweizer Banken haben auch nicht mehr die Magnetwirkung auf einen, wie das noch früher der Fall gewesen ist. Weil sie ja eigentlich gar nicht mehr so viel Geschäft wollen. Ich denke, Dubai hat weiterhin mehr Vorteile. Das ist natürlich erst mal die Steuerfreiheit. Und dann der Lebensstandard, der ist natürlich genial. Und die Infrastruktur ist absolut phänomenal.“
Zugpferd Null Steuern
Business Leaders: Kannst Du das mit der Steuerfreiheit sagen? Gibt es tatsächlich keine Steuern?
Kraeter: „Gar keine. Wenn man eine 5%ige Mehrwertsteuer, also Konsumsteuer, nicht in Betracht zieht.“
Business Leaders: Für Ausländer, also wenn ich als Ausländer nach Dubai komme?
Kraeter: „Nein, auch ein Inländer zahlt gar keine Steuern. Wir haben keine Einkommenssteuer. Gibt es nicht. Und wir haben auch keine Körperschaftssteuer, sprich Unternehmensbesteuerung. Gibt es auch nicht.“
Business Leaders: Das ist einem gar nicht so stark bewusst.
Kraeter: „Das ist schon immer der Hauptanziehungspunkt für Dubai gewesen. Die Steuerfreiheit. Und eben nicht: Wir haben niedrige Steuersätze. Nein, wir haben gar keine.“
Schnelleres Unternehmens-Wachstum als in Deutschland
Business Leaders: Was bedeutet das für deutsche Unternehmer?
Kraeter: „Ich treffe viele Unternehmer, die es brennend interessiert, sich in Dubai einen Unternehmensstandort aufzubauen, also ein Unternehmen zu entwickeln. In Deutschland ist ja das Problem in der Entwicklungsphase eines Unternehmens: Mir wird ständig von dem, was ich erwirtschafte, die Hälfte abgenommen. Das heißt: Ich wachse nicht so schnell weil ich nicht so viel arbeitendes Kapital zur Verfügung habe. Hier in Dubai wird Dir quasi gar nichts weggenommen. Das heißt: Du kannst Dein Unternehmen schneller entwickeln. Dein Unternehmen wächst schneller. Dein Unternehmen macht schneller mehr Umsatz, mehr Gewinn. Und hat auch mehr Mitarbeiter.“
Business Leaders: Und wie steht es mit der Bürokratie?
Kraeter: „Die haben wir hier auch, keine Sorge. Die bekommen wir ja von der EU-Kommission oder der OECD regelmäßig brutal aufs Auge gedrückt, in Form von Regularien. Alternative wäre der erneute Einzug des Landes auf Grau- oder sogar Schwarzlisten. Also gut, was soll es? Das gehört dazu. Ich meine, es gibt keinen Standort, der eine eierlegende Wollmilchsau ist. Das war noch nie gewesen, wird auch nie sein.“
Schulbildungssupermarkt Dubai
Business Leaders: Welche Vorteile bietet Dubai noch?
Kraeter: „Die Leute realisieren für Dubai: Ich habe hier besseres Wetter. Ich habe hier bessere Bildungsmöglichkeiten für meine Kinder. Schauen Sie sich doch in Deutschland allein den Bildungssektor an. Wenn Du nicht in Deutschland in der Lage bist, dein Kind in eine Privatschule zu geben, dann hat das Kind doch schon verloren. Hier hast du einen Schulbildungs-Supermarkt. Oder sogar Hypermarkt. Wir haben hier beispielsweise nicht so etwas wie wohnungsnahe Schule, wie in Deutschland. Wo Du, wenn Du in der X-Straße wohnst, Dein Kind einzuschulen hast: Nämlich geografisch auf die nächstbeste Schule. Hier steht es Dir frei, da das alles Privatschulen sind, die aber wirklich auch ein Haufen Geld kosten. Aber man kann hier eben auch mehr Geld verdienen.“
Kraeter weiter: „Hier kann ich mir alles aussuchen. Was für ein Curriculum soll mein Kind denn haben? Amerikanisch, englisch, italienisch, deutsch, französisch. Das gibt es alles. Es ist wirklich so, als wenn Du in einen Supermarkt reingehst. Ich pack mir jetzt das mal in den Korb. Ich kann mir hier auch aussuchen, in welchen wie auch immer gearteten Umfeld mein Kind auf die Schule geht – oder auch nicht. Ja, dann gehe ich in die Statistiken rein. Die gibt es hier. Hier gibt es Screenings von der Schulaufsichtsbehörde. Eltern können sich aussuchen, mit welchem Umgang und Umfeld das Kind die Schulbildung erfährt. Das sind ganz andere Freiheitsgrade.“
Dubai ist kein Sozialstaat
Business Leaders: Das sind Dinge, die sich nur mit Geld realisieren lassen.
Kraeter: „Wir erheben hier auch keinen Anspruch darauf, dass wir ein Sozial- oder Wohlfahrts-Staat sind. Sondern das Land der Möglichkeiten. Ergreif sie oder lass es bleiben.“
Business Leaders: Es gibt also kein Arbeitslosengeld, wenn man arbeitslos wird.
Aufenthaltsgenehmigung an Arbeit geknüpft
Kraeter: „Nein, warum denn auch? Noch viel besser: Wenn Du arbeitslos bist, also wenn Du deinen Job verlierst, hattest du bisher 30 Tage, jetzt hast du 180 Tage, um einen neuen zu finden und um eine neue Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Deine Aufenthaltsgenehmigung ist an Deine Arbeit geknüpft. Und wenn Du Deinen Job verlierst, dann wird diese Aufenthaltsgenehmigung gecancelt und Du hast seit der Gesetzesänderung vom 7. September 2021 nun 180 Tage Zeit, einen Arbeitgeber zu finden, der auch Deine Aufenthaltsgenehmigung sponsert. Andernfalls heißt es: Packe bitte deine Sachen, fahr zum Flughafen und flieg dahin, wo du hergekommen bist. Das ist total un-sozial. Aber jedem, der das Land betritt, wird von Anfang an klar gemacht, das ist hier so. Wenn dir das nicht gefällt, dann musst du ja nicht hierherkommen.“
Business Leaders: Und die Lebenshaltungskosten im Vergleich zu Deutschland?
Kraeter: „Du kannst sagen, dass die Lebenshaltungskosten auf einem Niveau gestaltbar sind, wie das in Deutschland der Fall ist. Das Einzige, was hier im Prinzip herausragt auf der Kostenseite, das sind 2 Faktoren: Wohnen und Bildung. Diese Kosten sind relativ hoch.“
Business Leaders: Und was macht man als Rentner? Muss man da vorgesorgt haben?
Kraeter: Als Rentner hast Du entweder entsprechende wie auch immer entwickelte Renteneinkünfte. Und wenn Du das nachweisen kannst, dann kriegst Du hier inzwischen ein sogenanntes Retirement Visum. Dann hat man hier eine Aufenthaltserlaubnis.“
Die Bedingung für so ein Retirement Visum sind:
Man erwirbt eine Immobilie in Dubai im Wert von mindestens 2 Millionen AED (ca. 460.000 Euro). Oder man verfügt über finanzielle Ersparnisse im Wert von mindestens 1 Millionen AED (ca. 230.000 Euro). Oder man verfügt über ein aktives Einkommen von mindestens 20.000 AED (ca.4.600 Euro) pro Monat aus Investitionen, Renten, Boni etc.
Kraeter weiter: „Auch hier sagt Dubai unmissverständlich: Wenn Du das nicht hast, dann sei bitte woanders Rentner.“
Deutsche spielen nicht die erste Geige
Business Leaders: Wie ist denn das Ansehen der Deutschen in Dubai?
Kraeter: „Eigentlich gut. Aber wir spielen jetzt hier nicht wirklich die Riesenrolle. Wir haben hier momentan als Residents knapp 10.000 Deutsche. Im Vergleich dazu: 250.000 Chinesen. 3,5 Millionen Inder. Und so geht das weiter. Das verstehen zuerst auch viele Deutsche gar nicht so richtig, wenn sie hier aufschlagen. Dass sie hier nicht unbedingt im Bereich Ansehen ganz oben stehen oder dass man sich auf sie fokussiert mit Dienstleistungen, wie man das aus Deutschland gewohnt ist. Dass sie hier eben nicht die erste Geige spielen. Das ist einfach zahlenmäßig nicht darstellbar.“
Vor Wegzugsbesteuerung bewahren
Business Leaders: Welcher Klientelschicht hilfst Du und wie?
Kraeter: „Wir haben Klienten aus aller Herren Länder. Wir haben nicht nur Deutsche. Wir betreuen und begleiten hier in Dubai viele Firmengründungen und Sitzverlegungen. Da stehen wir unseren Mandanten da mit Rat und Tat „von A bis Z“ zur Verfügung. Wir strukturieren weiterhin den Leuten ihre Unternehmen, wenn das mit internationalem Hintergrund ist. Im Bereich unserer deutschen Landsleute sind wir momentan schwerpunktmäßig sehr, sehr intensiv damit beschäftigt, die Leute davor zu bewahren, dass sie völlig kaputt gemacht werden mit der Wegzugsbesteuerung Deutschland. Das ist momentan ein ganz großes Thema.“
Business Leaders: Was verlangt Deutschland da?
Kraeter: „Das ist ganz einfach. Also, Du hast eine GmbH. Und diese GmbH hat im Schnitt der letzten 3 Jahre einen Jahresgewinn erwirtschaftet von, sagen wir: 100.000 Euro. Das Finanzamt sagt: Jetzt zieht der GmbH-Inhaber ja weg. Wenn der dann irgendwann später seine GmbH verkauft, muss er ja uns gar keine Steuer mehr zahlen auf den Gewinn, den er mit dem Verkauf macht. Weil er ja in irgendeinem anderen Land ansässig ist und dort Steuern zahlt. Und nun geht Deutschland einfach in der alten Tradition des mittelalterlichen Ablasshandels vor – Entschuldigung, aber es ist echt Ablasshandel.“
Kraeter weiter: „Das Finanzamt sagt: Wir besteuern den einfach auf der Grundlage eines völlig theoretisch angenommenen Unternehmensverkaufs. Das heißt, zum Zeitpunkt seines Wegzugs, wenn sein Unternehmen in Deutschland weiterhin bestehen bleibt, sagt das Finanzamt: Gut, dann tun wir einfach so, als würde er verkaufen. Das Finanzamt ermittelt daraus die Steuer, die er eigentlich zu zahlen hätte und die muss er dann auch zahlen, wenn er wegzieht. Deshalb machen viele, bevor sie wegziehen, ihre Buden einfach zu – aber Du hast auch viele, die ihre Firma in Deutschland weiterlaufen lassen wollen oder müssen. Wir reden hier z.B. auch über mittelständische Unternehmen mit 200, 300 oder mehr Beschäftigten.“
Das Dreieinhalbfache des Jahresgewinns
Business Leaders: Wie hoch ist der Ablass beziehungsweise die Wegzugssteuer?
Kraeter: „Die berechnet sich wie folgt: Also, wir gehen wieder zurück zu dem durchschnittlichen Jahresgewinn über die letzten 3 Jahre von 100.000 Euro. Da sagt das Finanzamt, das bewerten wir mal mittels Ertragswertverfahren. Und zwar multiplizieren wir das mit dem Faktor 13,75. 13,75 Jahresgewinne sind der Wert deiner GmbH. Das heißt, Deine Nuckel-GmbH, die im Jahr 100.000 Euro abwirft, hat für das Finanzamt einen Wert von 1,375 Millionen Euro! Dann haben wir ja bei dem Verkauf von Unternehmensanteilen dankenswerter- und gnädiger Weise das Teilwertverfahren. Das heißt: 60 Prozent von dem Wert sind tatsächlich zu versteuern. 40 Prozent sind steuerfrei.“
Kraeter weiter: „Dieses Teilwertverfahren hat man eingeführt, weil insbesondere mittelständische Unternehmer größtenteils ihre ganze Altersversorgung daran aufgehängt haben, dass sie irgendwann, wenn sie sich zur Ruhe setzen, ihr Unternehmen verkaufen, und von dem Verkaufserlös den Rest ihres Lebens bestreiten. Also sind ‚nur‘ in Anführungszeichen 60 Prozent zu versteuern. Das sind in unserem Fall: 825.000 Euro. Die sind nach aktuellem Stand, die Bundestagswahl haben wir ja noch vor uns, mit dem Spitzensteuersatz von 42 Prozent anzusetzen. Macht eine Wegzugssteuer von 346.500 Euro. Plus Soli, plus ggfls. Kirchensteuer. Also, man kann es auch einfacher machen. So das Dreieinhalbfache Deines durchschnittlichen Jahresgewinns der letzten 3 Jahre, das drückst Du ans Finanzamt ab.“
Stundung bei Umzug in EU-Land
Business Leaders: Bleibt die Frage, warum das gerade jetzt so hochkocht?
Kraeter: „Nun haben wir gleichzeitig so etwas wie die EU. Wir sind also auch EU-Bürger und nicht nur deutsche Bürger. Und EU-Bürger haben gemäß der Verfassung der EU die sogenannte Freizügigkeit. Diese Freizügigkeit lebt ja auch jeder normale EU-Bürger aus, der zum Geldverdienen nach Deutschland kommt. Finde ich auch voll in Ordnung. Ja, aber wenn Du Unternehmer bist und Anteile an einer Kapitalgesellschaft hast, dann sollst Du also für diese Freizügigkeit Wegezoll bezahlen. Nämlich 346.500 Euro, wie in unserem Beispiel. Da hat man bis dato gesagt, ok, damit es hier auch nicht so viele Verfassungsklagen gibt gegen die Wegzugsbesteuerung, bieten wir Menschen, die in ein anderes EU-Land ziehen, die Möglichkeit, der Stundung.“
Business Leaders: Wie funktioniert diese Stundung?
Kraeter: „Das heißt, Du bekommst zwar Deinen Wegzugs-Steuerbescheid. Aber Du kannst einen Antrag auf Stundung stellen. Der muss dann auch bewilligt werden. Da gibt es keine Möglichkeit der Ablehnung. Du beantragst also eine Stundung für 10 Jahre. Und wenn die 10 Jahr rum sind, stellst Du den nächsten Stundungsantrag. Also Du zahlst diese Wegzugssteuer nie. Wenn Du in der EU lebst, halt in einem anderen EU-Land. Nun sind die Vereinigten Arabischen Emirate kein EU-Mitglied, also ein Land außerhalb der EU. Das kann auch Thailand sein, das kann auch die Türkei sein. Wenn Du in ein Nicht-EU-Land auswanderst, wird diese Steuer sofort fällig. Du musst sie bezahlen.“
Deutschland schafft 2022 mit ATAD-Umsetzungsgesetz die Stundung ab
Kraeter: „Jetzt kommt das ATAD-Umsetzungsgesetz, also das Geldwäsche- und Steuervermeidungs-Umsetzungsgesetz, was zum 1. Januar 2022 in Kraft tritt, das ist schon klar, denn es ist bereits veröffentlicht. Und dort findet dann eine Änderung der Wegzugssteuer-Regel im Außensteuergesetz, §6, in der Form statt, dass es diese Stundung grundsätzlich nicht mehr gibt. Sie wird ersetzt durch die gönnerhafte Gewährung von Ratenzahlung über 7 Jahre, sogar noch nicht mal mit Zinsen. Diese wird auf Antrag bewilligt – kann aber auch abgelehnt werden, anders als bei der Stundung. Nur: Wenn Du mit dem Finanzamt eine Ratensteuervereinbarung triffst, musst Du eine Sicherheitsleistung erbringen.“
Business Leaders: Wie reagieren die Leute darauf?
Kraeter: „Das ist natürlich ein ganz schlechtes Szenario für jeden, der früher oder später eigentlich eh vorhatte, sich aus Deutschland abzuseilen. Weil, er ist jetzt unter Zeitdruck. Bis 31. Dezember 2021 gilt noch die alte Regelung. Und dann nicht mehr. Und das setzt momentan massive Karawanen in Bewegung.“
Ausweg: Personengesellschaft statt Kapitalgesellschaft
Business Leaders: Hast Du da schon einen Ausweg gefunden?
Kraeter: „Es gibt verschiedene Auswege. Es gibt unheimlich viele Leute, die sagen: Okay, dann richte ich mir halt in irgendeinem EU-Land einen kleinen, überschaubaren Haushalt ein. Und von dort aus gehe ich dann dahin, wo ich eigentlich hinwill.“
Business Leaders: Man macht also eine Zwischenstation in Tschechien oder so?
Kraeter: „Ja. Das Problem ist dabei natürlich, wenn Du dich da nie aufhältst, kann das vom Finanzamt relativ leicht nachgeprüft werden. Steuerbeamte auf Exkursion schicken. Ich meine, wir haben ja hier in Dubai manchmal auch Steuerbeamte aus Deutschland rumhüpfen, die in irgendwelchen Briefkästen gucken oder sich zum Beispiel irgendwelche Carports angucken – was hat denn der A oder der B so an Autos im Fuhrpark. Wenn eine Finanzverwaltung in der Lage ist, Leute in einen Flieger nach Dubai zu setzen, dann könnten sie diese ja erst recht ins Auto oder einen Zug setzen, um nach Tschechien, Rumänien oder sonstwohin in der EU zu fahren.“
Business Leaders: Was kann man denn anderes tun?
Kraeter: “Der eigentlich sinnvollste Lösungsansatz sind zwei Möglichkeiten: Erstmal zu gucken, was ist mir das Weiterbetreiben der Firma wert, mach ich sie einfach zu oder verkaufe ich sie, bevor ich wegziehe. Oder ich strukturiere die Firmen um. Weil: Wegzugsbesteuerung ist ja nur bezogen auf Anteile an Kapitalgesellschaften. Aber nicht auf Anteile an Personengesellschaften.“
Business Leaders: Was machst Du da konkret als Umstrukturierung?
Kraeter: „In den allermeisten Fällen betreuen wir die Leute dahingehend, dass wir über die GmbH eine Holding setzen. Als Holding wählst Du Dir zum Beispiel eine GmbH & Co. KG. Das ist eine Personengesellschaft. Und dann überträgst du das Eigentum an Deinen GmbH-Anteilen, die auf Dich persönlich ausgestellt sind, auf diese Personengesellschaft. Und dann bist du dort ganz oben Gesellschafter. Und dann fällt keine Wegzugssteuer an.“
Business Leaders: Das hört sich ganz schön schlau an, ist das Euer Alleinstellungsmerkmal?
Kraeter: „Nein, das ist nichts Besonderes oder Neues. Aber es ist halt ganz schön viel Arbeit dafür, dass man ja eigentlich nichts anderes leben möchte als seine eigene Freizügigkeit. Ich meine, im Wort ‚Freizügigkeit‘ steckt ja auch das Wort Freiheit. Aber Wegezoll hat meiner Meinung nach nichts mit Freiheit zu tun.“
Business Leaders: Martin Kraeter, wir danken für das Interview. (FM)
Was ist wenn die Firma keine Gewinne macht? Entfällt dann die Wegzugssteuer?
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Na ja, ob Dubai tatsächlich mehr Reiz hat als die Schweiz, das wage ich doch zu bezweifeln. Mag vielleicht sein, dass der steuerliche Aspekt gewiss seine Vorteile hat – aber was für Nachteile muss man dafür in Kauf nehmen? Da wäre zuerst einmal das Klima. Selten gibt es Tage unter 30 Grad. Dann die Preise, ist ja nicht so, dass Dubai als Billigland bekannt ist und auch das ist doch völlig logisch, irgendwoher müssen Einnahmen für den Staat ja auch herkommen – neben der riesigen Energiereserven natürlich. Was mich aber abnerven würde, ist die Mentalität der Bewohner. Dem islamischen Glauben kann ich nichts abgewöhnen und wie man dort mit Frauen umgeht erspare ich mir zu erwähnen. Als Millionär ist man kurz vor dem sozialen Abstieg. Und dann die ganzen Verbrecher aus Europa die sich in Dubai tummeln. Wie dem auch sei, interessant ist das Land der Superlative bestimmt, aber ob es jedermanns Sache ist, das glaube ich nicht. Muss aber, wie immer im Leben, jeder für sich entscheiden.
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toller Bericht und endlich mal einer der Ahnung hat.