News
Die Staatsanwaltschaft hat gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Wirecard AG, Markus Braun, und zwei weitere ehemalige Führungskräfte Anklage wegen des Verdachts der Marktmanipulation und der Falschdarstellung der Finanzdaten des Unternehmens erhoben. Die Anklagen stellen den Höhepunkt einer fast zweijährigen Arbeit dar, um die Details des Finanzbetrugs, der Deutschland erschütterte, zusammenzufügen.
Neben Markus Braun sind noch zwei weitere angeklagt
Die Staatsanwälte sagten, dass sie den Verdacht haben, dass Herr Braun, genannt Dr. B., die Jahresabschlüsse für die Jahre 2015 bis 2018 unterschrieben hat, obwohl er wusste, dass sie falsch waren, so eine am Montag veröffentlichte Erklärung. Zwei weitere Verdächtige hätten ihn bei diesem Vorhaben unterstützt, so die Staatsanwaltschaft. Die Anklagen sind der Höhepunkt von fast zwei Jahren Arbeit der Staatsanwälte, um die Details eines Finanzbetrugs zusammenzufügen, der Deutschland erschüttert hat. Der in München ansässige Zahlungsabwickler, der einst im deutschen Leitindex DAX notiert war, meldete im Juni 2020 Insolvenz an, wenige Tage nachdem er festgestellt hatte, dass 1,9 Milliarden Euro, umgerechnet etwa 2,1 Milliarden Dollar, die er in seinen Konten verbucht hatte, wahrscheinlich nie existierten.
Der Zusammenbruch von Wirecard war ein blaues Auge für die deutschen Finanzaufsichtsbehörden (BaFin), die ein Jahrzehnt lang Warnungen ignorierten und später zugaben, dass Mitarbeiter mit Aktien des Unternehmens handelten, während sie es beaufsichtigten. Eine Anwaltskanzlei, die Herrn Braun vertritt, erklärte, sie weise die Vorwürfe in vollem Umfang zurück und fügte hinzu, dass die Anklageschrift ein falsches Bild von seinem Mandanten zeichne und schwerwiegende Mängel aufweise. Die Staatsanwaltschaft erklärte, sie habe 26 Fälle mutmaßlicher Marktmanipulation und sechs Fälle mutmaßlicher Verletzung der Treuepflicht aufgedeckt. Die Angeklagten hätten gehandelt, um sich zu bereichern. Herr Braun hielt einen erheblichen Anteil an Wirecard-Aktien, zuletzt 7 %, und profitierte von Dividenden in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro, hieß es in der Erklärung.
Vorwurf der Bilanzmanipulation
„Spätestens Ende 2015 war allen Beschuldigten klar, dass die Wirecard AG mit dem eigentlichen, realen Geschäft nur noch Verluste macht, was letztlich zur Insolvenz führen würde“, so die Staatsanwaltschaft. „Mit der Veröffentlichung der deutlich geschönten Zahlen wollten die Beteiligten bei den Anlegern den Eindruck erwecken, dass es sich bei der Wirecard AG um ein wirtschaftlich erfolgreiches und solventes Unternehmen handelt.“ Die Staatsanwaltschaft wirft Herrn Braun unter anderem vor, im April 2020 fälschlicherweise den Eindruck erweckt zu haben, dass eine externe Prüfung durch die KPMG Wirecard von allen Vorwürfen der Bilanzmanipulation entlasten würde. Tatsächlich habe das Unternehmen die geforderten Unterlagen zu seinen Drittgeschäften nicht eingereicht, heißt es in der Erklärung.
Braun wurde im Juni 2020 von der Polizei verhaftet und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Der gebürtige Österreicher wurde 2002 zum CEO von Wirecard ernannt. Der selbsternannte Visionär trug dazu bei, Wirecard zu einem scheinbaren Zahlungsabwicklungsgiganten aufzubauen, der Einzelhändler, vor allem im Internet, und Banken mit kritischer Zahlungsinfrastruktur verbindet. Auf Tech-Konferenzen war er sofort erkennbar, oft trug er einen schwarzen Rollkragenpullover im Stil von Steve Jobs.
(FW)