Leadership
Ein patriarchalischer Führungsstil ist autoritär und paternalistisch. Die Führungskraft trifft ihre Entscheidungen eigenständig und erwartet Gehorsam und Loyalität von allen Untergebenen (=Mitarbeitern). Im Gegensatz zum autoritären Führungsstil legt der patriarchalische Führungsstil aber großen Wert auf Fürsorge. Er kann zuweilen auch als bevormundend von den Mitarbeitern wahrgenommen werden. Der patriarchalische Führungsstil hebt sich durch klar geregelte Verantwortlichkeiten, schnelle Entscheidungsfindung und ein stabiles Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter von anderen, demokratischen Führungsstilen ab.
Gleichzeitig betrachten Kritiker diese Art der Führung als überholt, da sie demotivierend auf die Mitarbeiter wirkt. Auch bewerten die Kritiker eine starke Abhängigkeit von der Führungskraft als großen Nachteil dieses Stils. Beispiele für diesen Führungsstil finden sich häufig in traditionellen Familienunternehmen.
Der patriarchalische Führungsstil steht heute vor seiner Existenzfrage, da moderne Unternehmen auf Partizipation und inklusive Ansätze setzen. Die Digitalisierung und globale Vernetzung erfordern flexiblere Führungsmodelle. Die Zukunft der Führung liegt wahrscheinlich in einer Mischung aus verschiedenen Führungsstilen, die sich an die Bedürfnisse der Mitarbeiter anpasst.
Was ist ein patriarchalischer Führungsstil?
Beim patriarchalischen Führungsstil übernimmt die Führungskraft die dominante Führungsrolle, trifft Entscheidungen allein oder in einem kleinen Kreis. Der Begriff „patriarchalisch“ leitet sich vom griechischen Wort „patriarchēs“ ab, was „Oberhaupt einer Familie“ bedeutet. Diese Form der Führung hat ihre Wurzeln in traditionellen Familienstrukturen, in denen das männliche Oberhaupt die zentrale Entscheidungsinstanz darstellt.
Die Führungskraft sieht sich als Beschützer und Versorger der Mitarbeiter und trifft Entscheidungen im vermeintlich besten Interesse der Belegschaft. Entscheidungen und Überlegungen basieren in der Regel auf Traditionen und bewährten, „altmodischen“ Praktiken, die sich jedoch lange Zeit bewährt haben.
Patriarchalischer Führungsstil ist ein Konzept, das tief in der Geschichte verwurzelt ist und durch eine autoritäre Herangehensweise bei der Leitung von Unternehmen gekennzeichnet ist. Obwohl diese Form der Führung in modernen Gesellschaften zunehmend in Frage gestellt wird, gibt es noch immer Betriebe, in denen sie noch heute praktiziert wird.
Unterschied zwischen autoritärem und patriarchalischem Führungsstil
Der autoritäre Führungsstil und der patriarchalische Führungsstil weisen Ähnlichkeiten auf, vor allem in der hierarchischen Struktur und der absoluten Kontrolle durch die Führungskraft. Der wesentliche Unterschied liegt jedoch im paternalistischen Ansatz des patriarchalischen Stils. Während der autoritäre Führungsstil streng und oftmals ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden agiert, legt der patriarchalische Führungsstil Wert darauf, als Beschützer und Förderer der Mitarbeitenden zu fungieren. Diese Fürsorge kann jedoch von den Mitarbeitern auch als übergriffig wahrgenommen werden.
Patriarchalischer Führungsstil: Die Vorteile
Befürworter des patriarchalischen Führungsstils argumentieren, dass sich dieser Führungsstil bereits über hunderte Jahre hinweg als Erfolgsmodell bewährt hat und nur Vorteile bietet:
- Klarheit und Ordnung: Eine strenge Hierarchie schafft klare Verantwortlichkeiten und Strukturen für die Mitarbeiter. Die Mitarbeiter „wissen, woran sie sind.“
- Schnelle Entscheidungsfindung: Da Entscheidungen top-down (von oben nach unten) getroffen werden, ist der Entscheidungsprozess schneller und effizienter, als bei demokratischen Stilen.
- Schutz und Fürsorge: Die Mitarbeiter fühlen sich in einem stabilen, schützenden Arbeitsumfeld wohl. Sie haben keine Angst um ihre berufliche Zukunft oder um den Fortbestand des Unternehmens.
Patriarchalischer Führungsstil: Nachteile und Kritik
Vertreter moderner Führungsstile sehen diesen Führungsstil als veraltet und nicht mehr zeitgemäß an. Moderne Führungsstile stellen nicht das Unternehmen und seine Führungskraft in den Fokus, sondern die Mitarbeiter und deren tragende Rolle für ein Unternehmen:
- Mangel an Innovation: In der Unternehmensführung spielt Tradition eine große Rolle. Dazu gehört, dass die Führungskraft die alleinige und absolute Kontrolle über das Unternehmen hat. Für Kreativität und Innovation bleibt hier wenig Platz, da sie die gewohnten Strukturen gefährden könnte.
- Demotivation der Mitarbeiter: Mitarbeiter werden nicht in Entscheidungsprozesse eingebunden. Sie haben kein Mitspracherecht bei Unternehmensentscheidungen. Das kann zu Frustration und Demotivation der Mitarbeiter führen.
- Ungleichheit: Ein patriarchalischer Führungsstil basiert auf alten Traditionen, die sich aus Sicht der Unternehmer über Jahrzehnte bewährt haben. So gibt es in vielen patriarchalisch geführten Unternehmen ein altbackenes Bild der Rollenverteilung bezüglich Mann und Frau. Auch Minderheiten finden bei diesem Führungsstil oft wenig Akzeptanz. In diesen Unternehmen herrscht oft Geschlechterungleichheit, was zur Benachteiligung von Frauen und Minderheiten führt.
- Abhängigkeit: Da die patriarchalische Führungskraft die einzige entscheidungsfähige Institution darstellt, ist das ganze Unternehmen von ihr abhängig. Trifft diese Führungskraft falsche Entscheidungen kann das ganze Unternehmen in Gefahr geraten, da keiner die Entscheidungen der Führung prüft oder gar infrage stellt. Die gleiche Situation tritt ein, wenn die Führungskraft aus persönlichen oder gesundheitlichen Gründen ausfällt.
Beispiele für patriarchalischen Führungsstil
Typische Beispiele für den patriarchalischen Führungsstil finden sich oft in Familienunternehmen, in denen der Firmengründer oder ein älteres Familienmitglied die Entscheidungen trifft und die jüngeren Familienmitglieder sowie Mitarbeitende eher in einer untergeordneten Rolle agieren.
Unternehmen werden im traditionellen Sinne der Familie an die nächste Generation weitergeben. Oft steht mit dieser Firmenübergabe an die Nachfolger die Bedingung, „dass alles bleibt, wie es ist“. Damit werden die Traditionen und somit auch der Führungsstil 1:1 vom Vorgänger übernommen:
Aldi (Karl und Theo Albrecht)
Die Brüder Karl und Theo Albrecht, Gründer von Aldi, führen das Unternehmen mit starker Hand. Sie treffen die Entscheidungen zentral und lenken das Unternehmen in allen Bereichen allein. Dieser Stil hat Aldi zu einem der erfolgreichsten Discounter weltweit gemacht, jedoch gab es kaum Raum für die Mitbestimmung der Angestellten.
Porsche (Ferdinand Porsche und Ferry Porsche)
Ferdinand Porsche und später sein Sohn Ferry führen Porsche sehr autoritär. Entscheidungen wurden meist im kleinen Kreis getroffen und strikt durchgesetzt. Mit dieser straffen Führung wurde Porsche zu einem führenden Unternehmen in der Automobilindustrie.
Bosch (Robert Bosch)
Robert Bosch, Gründer der Robert Bosch GmbH, führte sein Unternehmen ebenfalls nach patriarchalischen Prinzipien. Er hatte eine starke, autoritäre Hand und erwartete eiserne Disziplin und Loyalität von seinen Mitarbeitern. Seine Philosophie und sein Führungsstil waren das Geheimnis, wie das Unternehmen zu einem global agierenden Technologiekonzern wurde.
Schwarzkopf (Hans Schwarzkopf)
Hans Schwarzkopf führte das Unternehmen Schwarzkopf von einer kleinen Drogerie zu einem weltweiten Konzern mit starker Hand. Er trifft die wesentlichen Entscheidungen selbst und lenkt das Unternehmen zu einem erfolgreichen Kosmetikkonzern.
Würth (Reinhold Würth)
Reinhold Würth baute ab 1945 den Betrieb Adolf Würth GmbH & Co. KG auf und führte es sehr autoritär zu einem erfolgreichen Unternehmen. Reinhold Würth war bekannt für seine entschlossene und manchmal strenge Führung. Würth ist heute einer der führenden Anbieter im Handel mit Montage- und Befestigungsmaterialien.
Aktueller Trend der Führungsstile
In unserer heutigen Arbeitswelt herrscht ein anderes Verständnis davon, wie Mitarbeiter und Teams geführt werden sollten. Unternehmen werden zunehmend von Vielfalt, Inklusion und flachen Hierarchien geprägt. Der patriarchalische Führungsstil ist bis auf wenige Ausnahmen „aus der Mode gekommen“. Moderne Unternehmen bevorzugen partizipative oder transformative Führungsstile, die auf Teamarbeit, Eigenverantwortung und gegenseitigem Respekt basieren.
In unserer globalen digitalen Welt werden flexiblere und vielfältigere Führungsmodelle benötigt. Die Fähigkeit von Führungskräften, sich schnell an veränderte Umstände anzupassen, wird heutzutage immer zunehmend wichtiger, was starre, patriarchalische Strukturen immer mehr in Frage stellt.
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