Die Übertragung großer Datenmengen gehört seit der öffentlichen Verbreitung des Internets zu den wichtigsten und herausfordernden Aufgaben. Wenn Baupläne, Fotos, große Dokumente oder Filme von A nach B geschickt werden sollen, geraten konventionelle Möglichkeiten wie E-Mail oder Messenger auch heute noch an ihre Grenzen. Die Lösung sind spezielle Online-Dienste wie das Schweizer Unternehmen WeSendit, die den einfachen und schnellen Datentransfer von großen Datenmengen ermöglichen. Gründer und CEO Jens Herbst geht mit seinem Unternehmen nun den nächsten Schritt und transformiert das Geschäftsmodell von WeSendit in die Zukunft des Web 3.0. Welche Herausforderungen es dabei zu bewältigen gibt, warum die USA dabei eine Rolle spielen und welche innovativen Features die Kunden erwartet, erzählt er im Gespräch mit Business-Leaders.  

 

Business Leaders: Die Schweiz gilt als sicherer und verschwiegener Ort für Vermögenswerte. Lassen sich diese Eigenschaften auch auf den Umgang mit Daten übertragen?

Jens Herbst: Unbedingt, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ist die Schweiz rechtlich unabhängig und daher von der europäischen Datenschutzgesetzgebung nur indirekt betroffen. Zum anderen müssen und können wir den Schutz der persönlichen Daten gewährleisten, ein Bedürfnis, das für die Konsumentinnen und Konsumenten immer wichtiger wird. Aber auch Unternehmen wollen heute sicher sein, dass ihre Daten das eigene Land nicht verlassen. Das europäische Datenschutzrecht ist dafür nur ein Grund. Insgesamt werden die Verbraucher in dieser Hinsicht sensibler, und die Unternehmen müssen darauf reagieren. Diese beiden Aspekte haben wir bei der Entwicklung unserer neuen Plattform berücksichtigt, die wir ab Ende des dritten Quartals unseren Kundinnen und Kunden nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit anbieten können.

wesendit pitchdeck
Komfortabel und einfach zu bedienen wird das neue Dashboard von WeSendit 3.0 sichere und dezentrale Datenübertragungen ermöglichen.

Dabei setzen wir voll auf die dezentrale Struktur des Web3 mit seiner Blockchain-Technologie. Bisher läuft ein Großteil des weltweiten Datentransfers über das AWS-Netzwerk, also über Server aus dem Amazon-Universum. Diese sind zwar mittlerweile über den ganzen Globus verteilt, aber der Weg, den die Daten nehmen, ist für die Nutzer nicht nachvollziehbar. Es ist also nicht auszuschließen, dass Daten auf amerikanischen Servern landen. Doch genau das wollen immer mehr europäische Unternehmen vermeiden. Mit der neuen Plattform WeSendit 3.0 können wir unseren Kunden zusichern, in welchem Land oder in welcher Region ihre Daten gespeichert werden. Wir garantieren, dass die Daten die vereinbarten Grenzen nicht verlassen. Damit sind wir weltweit führend und bringen den Datentransfer auf ein neues Level.

Business Leaders: WeSendit setzt also zukünftig voll aufs Web 3.0. Das bedeutet aber viel mehr als nur ein neues Release. Der Datentransfer und die Datenspeicherung werden anders organisiert. Was bedeutet das für Ihr Geschäftsmodell und welche Veränderungen kommen auf die Kunden zu?

Jens Herbst: Mit unserer neuen Plattform bewegen wir uns in eine komplett andere Welt hinter der auch eine völlig andere Philosophie für den Umgang mit Daten steht. Das ist momentan noch für viele Nutzer sehr ungewohnt, aber es beschreibt die Zukunft, es ist eine konsequente Weiterentwicklung des Internets, wie wir es bisher nutzen. Wir sehen schon jetzt, wie sich immer mehr große Unternehmen mit der Blockchain-Technologie beschäftigen, um beispielsweise ihre Lieferketten zu tracken und zu analysieren. Hinzu kommen die schon angesprochenen Erwartungen an den sicheren Umgang mit Daten. Wir setzen also auf eine Technologie, die zwar noch in den Anfängen steckt, deren Verbreitung aber nicht mehr aufzuhalten ist und die auch schon einige spannenden Lösungen hervorgebracht hat.

 

Jens Herbst: „Der Schutz der übertragenen und gespeicherten Daten unserer Kunden und Kundinnen vor unberechtigtem Zugriff ist uns ein sehr wichtiges Anliegen.“

 

Für unsere Kunden bedeutet dies ein hohes Maß an Sicherheit und Funktionalität, wenn sie ab dem vierten Quartal unsere neue Plattform nutzen. Darüber hinaus erwartet sie eine komplett überarbeitete Benutzeroberfläche mit einem übersichtlichen Dashboard und bewährten, aber auch neuen Funktionen. Unsere Kundinnen und Kunden von diesen Vorteilen zu überzeugen, ist eine der Herausforderungen, an denen wir derzeit mit Hochdruck arbeiten. Für unsere bisherigen Premium-Kunden wird sich vorerst nicht viel ändern. Sie können wie gewohnt ihre Daten versenden und weiterhin alle Vorteile ihres Premium-Accounts nutzen. Bisher können WeSendit-Nutzer zwischen einem kostenlosen Basis- und einem kostenpflichtigen Premium-Account wählen. Dafür erhalten sie mehr Transfervolumen, passwortgeschützte Transfers, ein Adressbuch und weitere umfangreiche Möglichkeiten zur Datenverwaltung. Wir bilden nun dieses Gesamtpaket mit verbessertem Look&Feel auf der neuen Plattform ab und migrieren ihre Daten in das neue System. Besonderer Vorteil für unsere Kunden: Sie haben weiterhin Zugang zu diesen Premium-Diensten, und zwar zu den bisherigen Kosten.

Business Leaders: Bleibt die bisherige Pricing-Struktur mit einem kostenpflichtigen Premiumaccount und einem kostenfreien Basisaccount bestehen?

Jens Herbst: Grundsätzlich ja, aber es wird eine Erweiterung geben. Mit der Umstellung auf die WeSendit-Plattform 3.0 bieten wir neben den bisherigen Wahlmöglichkeiten noch einen Pro-Account an. Die beiden kostenpflichtigen Upgrades Pro und Premium schaffen dann den Zugang zu den neuen erweiterten Möglichkeiten des dezentralen Datentransfers über die Blockchain-Technologie. Dazu zählen die bereits genannten Sicherheitsfeatures wie die Auswahl der Speicherregion, deutlich mehr Speicherplatz, die Möglichkeit kostenpflichtige Downloadangebote zu integrieren und eine Team-Management-Funktion, die unter anderem die Datenfreigabe in Teams erleichtert. Besonders für Unternehmen ist die Möglichkeit interessant, ihre Daten in eigenem Corporate-Design zu verschicken. Alle diese Funktionen bieten wir in einem Produkt an, ohne dabei Abstriche bei der Datensicherheit zu machen. Der Schutz der übertragenen und gespeicherten Daten vor unberechtigtem Zugriff ist uns ein sehr wichtiges Anliegen. Außerdem können zukünftig über WeSendit Daten ohne vorherige Registrierung verschickt werden. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um die Privatsphäre der Anwender zu schützen.

 

                             

 

Business Leaders: Eine Besonderheit der neuen Plattform ist das Geschäftsmodell. Innerhalb des WeSendit-Universums werden die Leistungen über Token bezahlt. Wie funktioniert das?

Jens Herbst: Unser WeSendit-Token ($WSI) ist als sogenannter Utility-Token konzipiert. Damit sichern sich unsere Kunden und Kundinnen ihre digitalen Zugangsrechte innerhalb der Web3-Plattform. Das bedeutet sie können die Pro- bzw. Premium-Funktionen nutzen, oder weitere angebotene Dienste freischalten. Für die Nutzung gewähren wir ihnen Rabatte auf die kostenpflichtigen Accounts und sichern niedrige Transaktionskosten zu. Das alles ist im Vergleich zu großen Cloudanbietern deutlich preiswerter und durch unsere Zusammenarbeit mit großen Technologiepartnern wie beispielsweise Storj oder Filecoin auch umfangreicher nutzbar. In den kommenden Monat werden sich weitere Storage-Provider anschließen und unseren Web3-Kunden zur Verfügung stehen.

Umgekehrt kann man innerhalb des Systems den WSI-Token für die Weiterentwicklung des Netzwerkes sowie für die Bereitstellung von Speicherplatz (nodes) erhalten. Außerdem für Empfehlungen, in Form von Belohnungen für Datentransfers oder wenn unsere Nutzer am Bug Bounty System teilnehmen und uns Fehler melden, die bei der Nutzung auftreten.

Mit unserem Token gehen wir ebenso neue Wege wie mit unserer technologischen Ausrichtung. Und das wird schon jetzt von Kunden und Interessenten honoriert. Unser Pre-Sale im vergangenen Jahr hat innerhalb von 30 Minuten den Hardcap erreicht und zu Einnahmen von 1,2 Millionen Dollar geführt. Wir möchten aber den Preis des Tokens möglichst stabil halten und werden dafür regelmäßig Token aus dem Verkehr ziehen. Eine stabile Preisentwicklung ist wichtig, damit wir unsere innovative Plattform sicher etablieren können.

Business Leaders: Welche Ziele streben Sie an und was sind die nächsten Schritte?

Jens Herbst: Wir blicken inzwischen auf zehn Jahre Erfahrung mit dem Datentransfer im Web 2 zurück. In dieser Zeit vertrauten uns 3,5 Millionen Kunden aus mehr als 150 Ländern ihre Daten an. Dabei sind fast 2,9 Milliarden Transaktionen durchgeführt worden, von privaten Nutzern ebenso wie von international tätigen Konzernen (beispielsweise Meta oder Redbull) und Universitäten. Mit diesem Kundenstamm wollen wir nun die weltweit erste Web3-Dateiübertragungs- und Speicherlösung etablieren.

 

Jens Herbst: „Wir gehören mit unserer Web3-Plattform zu den Pionieren auf dem Gebiet der dezentralen Datenübertragung über die Blockchain und wollen unseren First-Mover-Advantage natürlich auch nutzen.“

 

Dabei streben wir einen Marktanteil von 0,2 Prozent an. Im vergangenen Jahr lag der weltweite Umsatz mit Datenmanagement- und Dateiübertragungslösungen bei etwa 92 Milliarden US-Dollar. Darauf bezogen würde unser angestrebter Marktanteil etwa 180 Millionen US-Dollar entsprechen. Allerdings bewegen wir uns in einem sehr dynamischen Umfeld. Die Nachfrage nach Lösungen die einen automatisiertem, sicheren und dezentralisierten Datentransfer ermöglichen, nimmt permanent zu und das in einem wachsenden Markt. Wir gehören mit unserer Web3-Plattform zu den Pionieren auf diesem Gebiet und wollen unseren First-Mover-Advantage natürlich auch nutzen. Für das erste volle Geschäftsjahr 2024 wollen wir 27.000 neue Kunden von unserem Angebot überzeugen. Deshalb arbeiten wir momentan mit Hochdruck an der Finalisierung, um wie gesagt zum Ende des dritten Quartals in den Live-Betrieb zu gehen. Dabei haben wir unsern Fokus ganz klar auf Sicherheit und Funktionalität gelegt. 

(TF)

Lesen Sie auch die Interviews mit Jens Herbst auf SCOREDEX „Jens Herbst: Der Datentransfer der Zukunft ist dezentral“ und SQUAREVEST „WeSendit – Dezentraler und sicherer Datentransfer im Web3“.