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Die windgetriebene Meerentsalzung auf Rügen, die erste ihrer Art auf der Welt, verlor wegen Bürgerprotesten ihr Windrad und muss nun teuer den Strom fremd einkaufen. Wohl ein Schildbürgerstreich.
Es ging dem Greifswalder Unternehmer Werner Haase (73, Alleininhaber der Wilhelm Banzhaf Krananlagen GmbH in Greifswald) immer darum, die Windenergie sinnvoll einzusetzen. Zum Beispiel für eine Meeresentsalzungsanlage auf der Ostseeinsel Rügen. Das Motto seiner WME Gesellschaft für windkraftbetriebene Meerwasserentsalzung mbH in Dranske:
Meerentsalzung – „Nimm den Wind und trinke das Wasser“
Das mit dem Wind geht nun nicht mehr.
Der aus Sachsen stammende Diplomingenieur, der 1969 nach Greifswald zog und zunächst im Atomkraftwerk Lubmin bei Greifswald arbeitete, bis es 1990 abgeschaltet wurde, stieg 2008 in die Meeresentsalzungsfirma Dranske ein. Die Firma baute die erste Meeresentsalzungsanlage der Welt. Die macht aus Salzwasser des Wieker Boddens Trinkwasser. Die Anlage kann in einer Stunde 12.000 Liter Trinkwasser produzieren. Das Ostseewasser hat vor Dranske einen Salzgehalt von 1 Prozent. Die Anlage arbeitet mit Dampfdruck und Elektrolyse völlig ohne Chemie.
Doch nun weiß der Ingenieur nicht, ob er lachen oder weinen soll
Für sein diesjähriges neues Ostprodukt „Rügener Tafelwasser“ aus der Ostsee wurde er 2021 vom Unternehmerverband Vorpommern e.V. aus Greifswald zu Vorpommerns Unternehmer des Jahres 2021 gekürt. Zugleich wurde ihm aber das einzige Windrad abgebaut, mit dem er seine Meerentsalzungsanlage in Starrvitz, einem Ortsteil von Dranske auf Rügen, betrieben hat.
Haase sagte dem NDR-Nordmagazin vom 20. November 2021: „Ich muss jetzt teuer Strom einkaufen.“ Für die erste Meerentsalzungsanlage der Welt wurde seinerzeit eigens ein Windrad gebaut. Es war aus Sicht von Haase ein nachhaltiges Kreislaufprinzip.
„Wie kann man Windenergie speichern?“
Haase erklärte vor wenigen Tagen dem NDR-Nordmagazin: „Windenergie war der Ausgangspunkt. Wie kann man Windenergie speichern? Das ist ja bislang schlecht möglich. Es gibt zwar Speichersysteme, wo man den Strom speichern kann. Aber wir haben dann die Idee entwickelt, dass wir sagen können: Wir nutzen die Windenergie, also regenerative Energie dazu, um Meerwasser zu entsalzen. Und dieses Trinkwasser kann man ja dann speichern.“
Doch vor drei Jahren musste das Windrad abgebaut werden. Auf Drängen einer Bürgerinitiative
Haase kommentiert: „Das widerspricht ja unserer Initiative, die wir unbedingt machen wollten. Auf der Strecke Umweltschutz, Trinkwasser, was alles so zusammenspielt, und dann mit regenerativer Energie arbeiten wir eigentlich gegeneinander.“ Als Chef ist er gewohnt, dass nicht alles glatt läuft. Für seine Firma ist er viel unterwegs. Um die Meerwasserentsalzung auf Rügen kümmert sich sein Wassermanager. Trinkwasserprobleme gibt es weltweit.
Die Meerentsalzungs-Anlagen der Rügener Firma können in Containern ganz einfach verschifft werden
Die Energie zum Betreiben der Anlagen kommt dann aus eigens dafür gebauten Solar- oder Windkraftanlagen – wenn nicht eine Bürgerinitiative etwas dagegen hat. Meeresentsalzung-Anlagen aus Vorpommern stehen zum Beispiel in Griechenland. Und bald auch im westafrikanischen Küstenstaat Senegal am Atlantik.
Wasserstoff und Lithium
Dass aus dem Meerwasser gewonnene Trinkwasser kann auch für die Wasserstoffproduktion genutzt werden. Und die Anlage hat Komponenten, mit denen man Lithium batteriefähig machen kann. Denn dafür wird enorm viel Wasser benötigt. Das Verfahren hat sich WME gerade erst im September 2021 patentieren lassen.
Haase: „Bei Lithium gibt es in Südamerika große Vorkommen. In Salzseen, das dort gewonnen wird. Und wir könnten dazu einen guten Beitrag leisten. Wir sind momentan auch mit einer größeren Firma in Kooperation, um diese Technologie weiter auszubauen.“
Wegen seines Engagements wird Werner Haase Unternehmer des Jahres 2021
Haase: „In erster Linie ist es ja auch eine kollektive Geschichte. Also das gesamte Team hat ja da mitgearbeitet. Dass ich nun, weil ich gerade der Chef bin, jetzt den Preis bekomme, also es ist für alle eine tolle Anerkennung.“
Der Multiunternehmensgründer ist nicht nur in der Region aktiv, er ist auch ein guter Botschafter für Vorpommern. Haase leitet drei Firmen mit insgesamt 90 Mitarbeitenden. In Neubrandenburg, in München, Berlin, Greifswald und eben in Dranske auf Rügen. (FM)
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