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► verteidigungsrelevante Vorräte sicherstellen
► Problem – Europa fehlt eine einheitliche Strategie
► Abhängigkeit von Drittstaaten gefährdet die technologische Souveränität
Taskforce Rohstoffversorgung – Strategic and Critical Materials Board of Directors
In einer Welt zunehmender geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Rivalitäten nehmen strategische Rohstoffe eine Schlüsselrolle ein. Angesichts der wiederholten Sanktionswellen zwischen den USA und China ziehen die Vereinigten Staaten nun Konsequenzen. Bis Ende des Jahres soll das Strategic and Critical Materials Board of Directors ins Leben gerufen werden – eine Taskforce zur Sicherung der Rohstoffversorgung, die vor allem für die Verteidigungs- und Technologiesektoren von zentraler Bedeutung ist.
Das Board wird den Staatssekretär des Verteidigungsministeriums für Beschaffung und Instandhaltung beraten, um strategische Lieferketten und verteidigungsrelevante Vorräte sicherzustellen. Es wird mit Vertretern aus verschiedenen Ministerien sowie den Streitkräfteausschüssen des Kongresses besetzt. Die übergreifende Zusammenarbeit zielt darauf ab:
- Den aktuellen Bestand an strategischen und kritischen Metallen zu analysieren,
- Den zukünftigen Bedarf zu ermitteln und
- Effektive Strategien zu entwickeln, um diese Metalle zu sichern, sei es durch eigene Förderung, Recycling oder internationale Partnerschaften.
Strategische Metalle wie Lithium, Kobalt, Seltene Erden oder Nickel sind essenziell für moderne Technologien wie Batterien, Halbleiter, erneuerbare Energien und Verteidigungssysteme. Der Handelskrieg zwischen den USA und China hat die Abhängigkeit des Westens von chinesischen Lieferketten verdeutlicht – insbesondere im Bereich der Seltenen Erden, bei denen China mehr als 70 % der globalen Produktion kontrolliert.
Noble BC – Warum gibt es solche Pläne nicht in Europa?
Während die USA mit ihrer Taskforce einen pragmatischen und zentralisierten Ansatz verfolgen, bleibt Europa hinterher. Der Critical Raw Materials Act der EU bietet lediglich einen allgemeinen Rahmen zur Sicherung der Rohstoffversorgung und den Ausbau strategischer Partnerschaften, etwa durch die Minerals Security Partnership. Doch konkrete Maßnahmen wie die gezielte Vorratshaltung oder der Aufbau von Recyclingkapazitäten fehlen vielerorts.
Ein weiteres Problem ist die fehlende einheitliche Strategie in Europa. Unterschiedliche Interessen und Prioritäten der Mitgliedsstaaten verhindern einen kohärenten Ansatz. Während Länder wie Frankreich oder Schweden verstärkt auf eigene Rohstoffförderung setzen, importieren andere Länder wie Deutschland den Großteil ihrer Rohstoffe und verlassen sich auf globale Lieferketten.
Taskforce Rohstoffversorgung für Kritische Rohstoffe
Andreas Kroll – Noble BC: Deutschland, als wirtschaftliche Lokomotive Europas, ist besonders gefährdet. Kritische Rohstoffe sind unverzichtbar für zukunftsweisende Industrien wie Elektromobilität, erneuerbare Energien und Künstliche Intelligenz. Dennoch fehlt es an strategischen Vorräten, eigenen Förderprojekten und Recyclinginitiativen in ausreichendem Umfang. Die Abhängigkeit von Drittstaaten gefährdet nicht nur die technologische Souveränität, sondern auch die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.
Was ist zu tun?
- Zentrale Taskforce schaffen: Deutschland oder die EU sollten eine eigene Taskforce einrichten, die strategisch die Rohstoffversorgung steuert, ähnlich dem US-Modell.
- Förderung eigener Ressourcen: Eigene Bergbauprojekte in Europa, wie die Förderung von Lithium in Deutschland (z. B. im Oberrheingraben), sollten priorisiert werden.
- Ausbau des Recyclings: Effektive Recyclingmethoden könnten die Abhängigkeit von Primärrohstoffen verringern und gleichzeitig die Nachhaltigkeit fördern.
- Diversifizierung der Lieferketten: Strategische Partnerschaften mit rohstoffreichen Ländern, abseits von China, müssen forciert werden.
Mit der Gründung der Taskforce setzen die USA ein starkes Zeichen in Richtung Rohstoffsouveränität und technologische Unabhängigkeit. Europa – und insbesondere Deutschland – darf diesen Entwicklungen nicht tatenlos zusehen. Lars Kruse – Noble BC: Die Zeit ist gekommen, eine eigene Strategie für kritische Rohstoffe zu entwickeln, bevor Europa endgültig den Anschluss an die großen Player verliert.
Der Wettbewerb um strategische Metalle wird die Grundlage für die technologische und wirtschaftliche Führungsrolle der Zukunft bestimmen. Europa muss jetzt handeln!
Taskforce Rohstoffversorgung – Die aktuelle Lage in Deutschland
Die aktuelle Lage der Rohstoffversorgung in Deutschland mit strategischen Metallen und seltenen Erden ist von zunehmender Knappheit und Abhängigkeit geprägt: Die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen steigt rasant, getrieben durch die Energiewende und Digitalisierung. Bis 2030 wird ein Nachfragewachstum von 40% für Kupfer, 60-70% für Nickel und Kobalt sowie 90% für Lithium erwartet.
Für einige Metalle drohen bereits kurzfristig Engpässe:
- Gallium und Germanium: mögliche Engpässe ab 2024
- Seltene Erden: potenzielle Knappheit ab 2025
- Lithium und Kupfer: erwartete Angebotsdefizite von 10% bis 2030
- Kobalt: prognostiziertes Defizit von 40% bis 2030
Deutschland verfügt über keine nennenswerten eigenen Vorkommen und ist stark von Importen abhängig, insbesondere aus China und politisch instabilen Regionen:
- Seltene Erden: 40% der weltweiten Reserven in China
- Kobalt: 75% der globalen Produktion in der DR Kongo
- Lithium: Hauptförderung in Chile, Australien, Argentinien
Diese Abhängigkeit macht Deutschland anfällig für geopolitische Spannungen und Handelsbeschränkungen.
Taskforce Rohstoffversorgung – Maßnahmen zur Sicherung der Versorgung
Die Bundesregierung hat 2020 eine Rohstoffstrategie mit 17 konkreten Maßnahmen verabschiedet, um die langfristige Versorgung sicherzustellen
. Diskutierte Ansätze umfassen:
- Diversifizierung der Lieferketten
- Ausbau von Kreislaufwirtschaft und Recycling
- Förderung heimischer Rohstoffgewinnung
- Beteiligungen deutscher Unternehmen an ausländischen Minen
Experten betonen jedoch, dass diese Maßnahmen allein nicht ausreichen werden und plädieren für eine Ausweitung der Rohstoffförderung in Europa, um die strategische Autonomie zu stärken
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Deutschland plant mehrere Maßnahmen, um die Versorgung mit strategischen Metallen zu sichern:
■ Diversifizierung der Lieferketten, um Abhängigkeiten von einzelnen Ländern zu reduzieren
■ Ausbau von Kreislaufwirtschaft und Recycling, mit finanziellen Anreizen und neuen Pflichten für Unternehmen
■ Förderung heimischer Rohstoffgewinnung und Ausbau des Bergbaus in Deutschland und der EU
■ Einrichtung eines Fonds zur finanziellen Förderung von Rohstoffprojekten in Deutschland, der EU und weltweit
■ Steuerliche Vergünstigungen für Unternehmen, um die Einlagerung kritischer Rohstoffe zu erhöhen
■ Prüfung einer möglichen staatlichen Lagerhaltung für strategische Rohstoffe
■ Verstärkte Beobachtung von Abhängigkeiten in den Lieferketten.
■ Aufbau strategischer Kooperationen mit Partnerstaaten
■ Unterstützung von EU-Initiativen zur Wiederbelebung der primären Gewinnung notwendiger metallischer Rohstoffe in den EU-Mitgliedstaaten
■ Einsatz von Fördermitteln und Kreditbürgschaften zur Rohstoffsicherung
■ Fortführung und Intensivierung der Rohstoffzertifizierung hinsichtlich Umwelt- und Sozialstandards durch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
■ Umsetzung der Extractive Industries Transparency Initiative (EITI) zur Förderung von Finanztransparenz und Rechenschaftspflicht im Rohstoffsektor
Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Abhängigkeit von Importen zu verringern, die Versorgungssicherheit zu erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu stärken.
Strategic and Critical Materials Board of Directors – Hintergründe der Gründung
Die Gründung dieses Gremiums erfolgt vor dem Hintergrund mehrerer wichtiger Faktoren:
● Sicherung der Verteidigungsfähigkeit: Das Board soll dazu beitragen, den Zugang zu Materialien und Mineralien sicherzustellen, die für wichtige Verteidigungsfähigkeiten grundlegend sind
● Geopolitische Spannungen: Die anhaltenden Handelsspannungen zwischen den USA und China haben Pekings strategischen Vorteil bei kritischen Mineralien hervorgehoben. China hat kürzlich Exportbeschränkungen für wichtige Materialien wie Gallium, Germanium und Antimon verhängt
● Technologische Abhängigkeiten: Kritische Materialien sind für Hightech-Industrien wie Halbleiter, Solarpanels und Elektrofahrzeuge von entscheidender Bedeutung. Die USA möchten ihre Abhängigkeit von importierten kritischen Mineralien reduzieren
● Nationale Verteidigungsstrategie: Die Gründung des Boards steht im Einklang mit der National Defense Industrial Strategy, die die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Stakeholdern zur Lösung komplexer Herausforderungen in der industriellen Basis betont
- Der Assistant Secretary of Defense for Industrial Base Policy (ASD IBP) wird den Vorsitz des Boards führen
- Mitglieder werden von den Ministerien für Verteidigung, Energie, Außenpolitik, Inneres und Handel sowie den Streitkräfteausschüssen des Senats und des Repräsentantenhauses ernannt
- Das erste Treffen des Boards wird voraussichtlich im Jahr 2025 stattfinden
Diese Initiative unterstreicht die wachsende Bedeutung der Sicherung kritischer Materialien für die nationale Sicherheit und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten.
Liste der strategischen und kritischen Rohstoffe
◆ Strategische Rohstoffe
- Aluminium/Bauxit/Aluminiumoxid
- Lithium
- Leichte Seltene Erden
- Siliciummetall
- Gallium
- Magnesium
- Kokskohle
- Phosphor
- Antimon
- Feldspat
- Scandium
- Arsen
- Flussspat
- Mangan
- Baryt
◆ Kritische Rohstoffe
- Kobalt
- Natürlicher Grafit
- Niob
- Platingruppenmetalle
- Schwere Seltene Erden
- Titan
- Wolfram
- Vanadium
- Beryllium
- Wismut
- Borat
- Germanium
- Hafnium
- Indium
- Naturkautschuk
- Phosphorit
- Strontium
- Tantal
Diese Listen werden regelmäßig, in der Regel alle drei Jahre, überprüft und aktualisiert, um sicherzustellen, dass sie die aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Realitäten widerspiegeln.
Sicherung kritischer Materialien und Infrastrukturen
▼ Zunehmende Bedrohungen: Kritische Infrastrukturen wie Energieversorger, Wassernetze und Verkehrssysteme sind verstärkt Cyberangriffen ausgesetzt, die ganze Städte lahmlegen oder sensible Daten gefährden können
▼ Komplexe Systeme: Die Einführung moderner Technologien wie Cloud-Computing und IoT-Geräte erhöht die Komplexität der Sicherheitsmaßnahmen und erfordert umfassende Risikomanagementstrategien
▼ Veraltete Systeme: Viele kritische Infrastrukturen leiden unter veralteten Systemen und unzureichenden Sicherheitsmaßnahmen, die Cyberkriminelle gezielt ausnutzen können
▼ Zugangskontrollen: Es ist eine Herausforderung, strenge Zugangskontrollen zu implementieren, um unbefugten Zutritt zu sensiblen Bereichen zu verhindern.
▼ Frühzeitige Erkennung: Die Installation und Wartung von Überwachungssystemen und Alarmanlagen zur schnellen Identifikation und Abwehr von Bedrohungen erfordert kontinuierliche Investitionen und Aufmerksamkeit.
▼ Interdependenzen: Viele kritische Infrastrukturen sind voneinander abhängig, was das Risiko von Dominoeffekten erhöht. Beispielsweise ist ein Wasserversorger auf den Energieversorger angewiesen
▼ Kaskadeneffekte: In besonderen Fällen kann der Ausfall in einem betroffenen Sektor stärkere Auswirkungen haben als der ursprüngliche Ausfall, was zu komplexen Kaskadeneffekten führt
▼ Flexibilität: Es ist eine Herausforderung, Systeme so zu gestalten, dass sie auf unterschiedliche Gefahren flexibel reagieren können
▼ Ganzheitlicher Ansatz: Die Stärkung der Resilienz erfordert die Betrachtung der Gesamtheit aller beteiligten Prozesskomponenten, was aufgrund der komplexen Verzahnung verschiedener Komponenten schwierig sein kann.
Diese Herausforderungen verdeutlichen die Notwendigkeit eines umfassenden und kontinuierlichen Ansatzes zur Sicherung kritischer Materialien und Infrastrukturen, der sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen umfasst.
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