Die Wüstennation Vereinigte Arabische Emirate will eine vertikale Landwirtschaft zur Herstellung von Tierfutter aufbauen. Ein Startup aus den VAE plant, bei lokalen Milch- und Fleischproduzenten vertikale Farmen zur Herstellung von Tierfutter zu errichten.

Vereinigten Arabischen Emirate wollen Tierfutter selbst produzieren

Die Vereinigten Arabischen Emirate setzen auf vertikale Landwirtschaft und Hydrokulturen, um in Zukunft Futter für die einheimische Viehzucht zu produzieren. Damit will der Wüstenstaat seine Abhängigkeit von Importen verringern und sich vor Unterbrechungen der globalen Lieferketten schützen. Der jüngste Konflikt zwischen der Ukraine und Russland hat gezeigt, wie anfällig die Lebensmittelbranche sein kann. Die Technik kommt bereits in den Niederlanden, USA und zahlreichen weiteren Staaten zum Einsatz, steckt aber noch in den Kinderschuhen.

Das in Abu Dhabi ansässige Startup Unternehmen World of Farming wird noch in diesem Jahr mit dem Aufbau einer vertikalen Landwirtschaft auf lokalen Bauernhöfen beginnen, um Futtermittel für Fleisch- und Milchproduzenten bereitzustellen, die derzeit zu 80 % bis 90 % auf Importe angewiesen sind, so Chief Executive Officer von Hatch & Boost Ventures. Das Unternehmen hat das neue Startup ins Leben gerufen.

„In dieser Region gibt es nicht viel Ackerland, und die Abhängigkeit von Importen wird zu einem Problem für alle lokalen privaten und kommerziellen Landwirtschaftsbetriebe“, so Faris Mesmar, CEO von Hatch & Boost, in einem Interview. Die lokalen Viehzüchter „haben keinen ständigen Zugang zu Nahrungsmitteln, um ihre Tiere zu füttern“.

Deglobalisierung im Lebensmittelmarkt durch vertikale Landwirtschaft

Länder vom Nahen Osten bis nach Asien, in denen Land und Ressourcen knapp sind, versuchen zunehmend, sich gegen Nahrungsmittelschocks und Unterbrechungen der globalen Versorgungskette abzusichern, die durch die Pandemie, die Politik und extreme Wetterbedingungen verursacht werden. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat die Lieferungen eines der weltweit größten Getreideexporteure unterbrochen, während Hitzewellen die Ernten in Europa und den USA verdorren ließen. So soll auch im größten Bauprojekt der Welt, The Line, die Lebensmittelversorgung mit der vertikalen Landwirtschaft sichergestellt werden.

Techniken wie Hydroponik, Tropfbewässerung und Anbau in kontrollierten Umgebungen ermöglichen es Wüstenstaaten wie den VAE, die teuren Importe zu reduzieren. Die in Dubai ansässige Fluggesellschaft Emirates eröffnete im Juli die nach eigenen Angaben größte Hydrokultur-Farm der Welt, um Blattgemüse für die Mahlzeiten an Bord zu liefern.

In Europa investiert die schweizer Unternehmensgruppe Mabewo in die Entwicklung und den Betrieb von innovativen vertikalen Farmen. Eines der kompakten Konzepte produziert die Nahrung direkt vor Ort in patentierten, solarbetriebenen Green-Domes. Die Green-Domes bieten eine autarke Stromversorgung und sauberes Trinkwasser. Mit einer modularen Einrichtung bietet die Mabewo AG die Möglichkeit Lebensraum zu schaffen, pharmazeutischer Produkte herzustellen oder eine nachhaltige Lösung für die vertikale Landwirtschaft.

In der vertikale Landwirtschaft wird die Hydroponik eingesetzt um Pflanzen in der Regel in Innenräumen ohne Erde anzubauen und mit einer Nährlösung auf Wasserbasis zu bewässern, wobei häufig künstliches Licht eingesetzt wird. Die Methode ist besonders effizient bei Blattpflanzen ohne Früchte, wie Salat, Basilikum und Spinat. Unter optimalen Bedingungen kann 3x so oft geerntet werden, wie beim Feldanbau, während 95 % des Wassers eingespart wird.

Regale voller Salat werden in Lagerhallen dicht an dicht zwischen Lampen angeordnet
Regale voller Salat werden in Lagerhallen dicht an dicht zwischen Lampen angeordnet

Hightech Systeme optimieren den Anbau

Dennoch ist es selten, dass die vertikale Landwirtschaft für die Tierernährung eingesetzt wird. World of Farming behauptet, seine Technologie ermögliche eine Futtermittelproduktion mit einem deutlich geringeren CO2-Fußabdruck als die traditionelle Freilandlandwirtschaft und benötige weniger Wasser und Platz. Lediglich der Stromverbrauch ist durch das künstliche Licht enorm hoch, es wird mindestens 3x so viel CO2 produziert wie in der klassischen Landwirtschaft, wenn kein grüner Strom verwendet wird. In den VAE (engl. UAE) und der Mittelmeerregion im nahen Osten könnte die vertikale Landwirtschaft mit 100% Solarenergie versorgt werden.

Das Unternehmen nutzt Kameras und Sensoren mithilfe von künstlicher Intelligenz, um die Gesundheit und die Wachstumsrate der Pflanzen zu überwachen, und kann die Produktion je nach den sich ändernden Bedürfnissen der Tiere, die sie füttern sollen, optimieren. Futtermittel können mehr als 60 % der laufenden Kosten für die Produzenten von tierischem Eiweiß ausmachen. „Wenn die vertikale Landwirtschaft eine durchgängig erschwingliche Futtermittelquelle bieten kann, kann sie einen großen Beitrag zu einem widerstandsfähigeren Lebensmittelsystem hier in den VAE leisten“, so Greg Ohannessian, Mitbegründer des in den VAE ansässigen Beratungsunternehmens Soma Mater.

Das Startup World of Farming plant den Aufbau, den Betrieb und die Verwaltung von Anbaubetrieben auf privaten und kommerziellen Farmen im gesamten Nahen Osten und Nordafrika, wobei die Viehhalter eine monatliche Gebühr für das produzierte Futter zahlen. Hatch & Boost hat sich verpflichtet, World of Farming eine Vorfinanzierung zukommen zu lassen und strebt an, in einer Finanzierungsrunde im Laufe dieses Jahres mehr als 2 Millionen Dollar zu erhalten.

(TB)