(New York 2010) Adam Neumann bricht sein Studium ab und gründet sein erstes Start-up. Es kommt nicht zum gewünschten Erfolg, aber die Büroflächen sind langfristig angemietet. Neumann entschließt sich spontan die Büroflächen weiter zu vermieten. Das war die Geburtsstunde von Wework, der Beginn einer einzigartigen Erfolgsstory. Von diesem Zeitpunkt an kannte Wework nur noch eine Richtung – zu den Sternen! (USA, Kanada im November 2023) Wework meldet in den USA und in Kanada Insolvenz und Gläubigerschutz an. Der schon länger erwartete Insolvenzantrag soll aber nicht das Ende von Wework bedeuten hofft Adam Neumann, Gründer von Wework.
Aufstieg und Fall von Wework
Heute steht der Büroimmobilienmarkt weltweit auf der Kippe. Als Wework die erste Insolvenz beantragte ging ein weit hörbares Beben durch die Branche. Noch 2018 war das amerikanische Vorzeigeunternehmen mit 47 Milliarden US-$ das am höchsten bewertete Start-up der Welt. Am letzten Handelstag der Aktie an der New Yorker Börse hatte Wework noch einen Wert von läppischen 44 Millionen US-$, was dem tausendsten Teil der damaligen Bewertung entspricht.
Japanische „Softbank“ ist mit 60% an Wework beteiligt
Die japanische Softbank besitzt einen Anteil von 60 Prozent an Wework. Das Unternehmen, das einst mit einer Bewertung von 47 Milliarden Dollar als vielversprechend galt, hat sich innerhalb von fünf Jahren zu einem Debakel entwickelt. Softbank hat bereits 6 Milliarden US-$ in die Sanierung von Wework investiert.
Der Tech-Investor Softbank hat aufgrund der Insolvenz des US-Bürovermieters Wework einen erheblichen Verlust verzeichnet. Im zweiten Quartal 2023 ergab sich so ein Verlust von 789 Milliarden Yen (etwa 4,88 Milliarden Euro). Dies ist der vierte, aufeinanderfolgende Verlust für Softbank im Zusammenhang mit Wework. 2022 hatte das Unternehmen noch einen Überschuss von rund 3 Milliarden Yen, hauptsächlich durch Gewinne aus Termingeschäften mit Aktien des chinesischen Alibaba-Konzerns.
Der Trend zum homeoffice, verstärkt durch die Corona-Pandemie, hat das Geschäftsmodell von Wework zunehmend infrage gestellt. Zudem haben ungünstige Währungseffekte die Kosten der auf Dollar lautenden Schulden von Softbank erhöht und zusätzlichen Druck auf die Bilanz ausgeübt.
Trotz der Verluste bei Wework hat Softbank 2022 mit ihrem Vorzeige-Investment, dem „Vision Fund“, einen Überschuss von 21,4 Milliarden Yen erzielt. Dies ist jedoch ein deutlicher Rückgang im Vergleich 2021 von plus 1,38 Milliarden Yen. Der Finanzvorstand der Softbank, Yoshimitsu Goto, äußerte sich jedoch optimistisch und erklärte, dass Softbank das Schlimmste hinter sich habe und auf dem Weg zur Rentabilität sei.
Büroimmobilien – Der Tanz auf dem Vulkan
Der Markt für Gewerbeimmobilien, besonders im Bürobereich, wird derzeit global mit großen Herausforderungen und Unsicherheiten konfrontiert. Die Warnungen vor einer großen Pleitewelle in den USA und der zunehmende Preisdruck in Europa sind deutliche Zeichen, dass die Branche vor schwierigen Zeiten steht.
Thomas Olek, CEO der NEON Equity AG und Branchenkenner
„Das ist alles nur der Anfang. Die Insolvenz von Wework ist ein deutliches Zeichen dafür, welche Auswirkungen der Immobilienboom in Zukunft noch haben wird. Alle Investoren, die die deutlichen Warnsignale des Marktes überhört haben, werden nun die Auswirkungen spüren. Wenn große Mieter jetzt ausfallen, ist das für viele Immobilienentwickler der Anfang vom Ende, wie wir es in den letzten Monaten schon beobachten konnten.
Schon vor zwei Jahren habe ich dieses Szenario vorausgesagt. Wenn jetzt noch die Benko Immobilien auf den Markt kommen ist das kein gutes Zeichen für den Markt.
Nochmal: Wir sind erst am Anfang einer Abwärtsspirale auf dem Büro-Immobilienmarkt. Es wird weitreichende Folgen für Investoren, Finanzinstitute und den gesamten Immobilienmarkt haben. Das weltweite Kreditvolumen auf dem Gewerbeimmobilienmarkt beträgt etwa zwei Milliarden Dollar. Die sich fortsetzende geringe Bewertung von Büroimmobilien und die steigenden Zinsen werden zum Rückzug vieler Banken führen. Schaut man sich die Leerstände der Gewerbeimmobilien in New York an ist das beängstigend. Nach der Insolvenz von Wework wird diese Zahl noch weiter steigen, denn die waren die größten Mieter von Büroimmobilien in New York City.
Der Markt wird Jahre brauchen, um sich wieder zu stabilisieren. Investoren sollten sich schon heute auf erhebliche Verluste einstellen.“
Es gibt schon lange Warnungen und deutliche Zeichen für die rückläufige Gewinnerwartung bei Gewerbeimmobilien in Europa, insbesondere im Bereich der Büroimmobilien. Der Preisdruck bei Gewerbeimmobilien ist deutlich höher, als bei privaten Wohnimmobilien. Insbesondere bei Büroimmobilien wird erwartet, dass die Preise weiterhin im Abwärtstrend bleiben.
Die Prognosen des Index-Anbieters MSCI deuten darauf hin, dass die Bewertungen an den größten europäischen Büromärkten, insbesondere in Großbritannien und Deutschland, voraussichtlich um bis zu 13 bis 15 Prozent sinken werden.
Büroimmobilien werden global zum Risiko
Die Insolvenz von Wework hat zweifellos erhebliche Auswirkungen auf den Büroimmobilienmarkt, der bereits durch verschiedene Faktoren vorbelastet ist. Die gestiegenen Zinsen, sinkende Gebäudebewertungen und der Trend zum Homeoffice sind bereits Herausforderungen, denen sich der Markt gegenübersieht.
Wework war ein Produkt des Immobilienbooms. Investoren ignorieren in ihrer Gier während des Booms oft die Warnsignale des Marktes. Schon der Verlust eines einzigen großen Mieters in einer Zeit, in der die Vermietung von Büroflächen bereits schwierig ist, beeinträchtigt den Cashflow der Immobilienentwickler und führt zum Wertverlust von Bürogebäuden. Weitere Leerständen verstärken die negative Stimmung der Branche auf dem Markt.
Besonders besorgniserregend ist die Aussicht, dass viele Akteure im nächsten Jahr große Hypotheken refinanzieren müssen. Die Schwierigkeiten, die Wework erlebt hat, könnten die Finanzierung für andere Gebäude erschweren, die in den nächsten 12 bis 18 Monaten refinanziert werden müssen. Dies wird zu einem Dominoeffekt führen, bei dem weitere Unternehmen Schwierigkeiten bei der Refinanzierung ihrer Kredite haben werden.
Die Schätzung des weltweiten Kreditvolumens am Gewerbeimmobilienmarkt von rund zwei Billionen US-$ zeigt die riesigen finanziellen Ausmaße dieses Sektors. Die Verteilung zwischen den USA und Europa gibt auch Einblicke in die regionalen Unterschiede. In den USA teilt sich das Kreditvolumen etwa hälftig zwischen Banken und anderen Finanzierern auf, während in Europa der Großteil auf Banken (85%) entfällt.
Insgesamt verdeutlicht die Insolvenz von Wework die Vulnerabilität des Büroimmobilienmarktes. Das Aus für Wework ist symbolisch für die gesamte Branche zu sehen. Die Herausforderungen in diesem Sektor werden sich, zumindest bis 2026, weiter verschärfen.
Wework in Deutschland nicht insolvent
Die Insolvenz von Wework hat auf den deutschen Markt für Coworking-Spaces laut Analysten nur begrenzte Auswirkungen. Obwohl Wework weltweit an 777 Standorten in 39 Ländern vertreten ist, wurde von einem Sprecher des Unternehmens betont, dass die Aktivitäten des Unternehmens in Deutschland nicht Teil des Insolvenzverfahrens sind und das Geschäft normal weiterläuft. Wework ist in Deutschland an 22 Standorten vertreten, darunter in Städten wie Berlin, München, Köln und Frankfurt.
Der Fokus der Neustrukturierung liegt nun darauf, sich von teuren und unnötig großen Flächen zu trennen. Dies soll Teil der Bemühungen sein, die finanzielle Stabilität des Unternehmens wieder herzustellen.
Die deutsche Coworking-Branche verzeichnete in den letzten drei Jahren ein Wachstum von rund 50 Prozent. Trotz der globalen Unsicherheiten wird erwartet, dass die Nachfragesituation weiterhin positiv ist. Daher rechnet man insgesamt nicht mit schwerwiegenden Auswirkungen der Wework-Insolvenz auf den deutschen Markt für Coworking-Spaces.
Gescheiterte Sanierungspläne von Wework
Wework hatte einst das Ziel, den Mietmarkt für Büroimmobilien zu revolutionieren. Aufgrund der Pandemie und der damit verbundenen Büroschließungen kamen zunehmend Schwierigkeiten dieses Geschäftsmodell aufrecht zu erhalten. Die Strategie, Büroflächen langfristig anzumieten und kurzfristig weiterzuvermieten, stieß angesichts der Veränderungen im Arbeitsverhalten während der Pandemie auf Probleme.
Die geplanten Kostensenkungsmaßnahmen sind aufgrund der Schwäche des Büroimmobilienmarkts gescheitert. Dazu kam die geringe Bereitschaft der Vermieter, Mietkürzungen zu verhandeln. Mit dem Insolvenzantrag hat Wework entschieden, die Mietzahlungen für weitgehend ungenutzte Gebäude einzustellen, was wiederum Auswirkungen auf die betroffenen Kunden hatte.
Die Insolvenz von Wework ist ein möglicher Vorbote für die Zukunft des Büroimmobilienmarktes. Sie ist ein Zeichen für eine allgemeine Unsicherheit auf dem Markt. Büroimmobilienvermieter versuchen zwar sich an die sich verändernde Dynamik anzupassen, scheitern aber zum großen Teil an den derzeit vorhandenen Marktbedingungen.
Wework hat bereits im September 2023 seine Vermieter über seine finanzielle Situation informiert. Einige Vermieter haben bereits begonnen nach alternativen Kunden Ausschau zu halten. Die Probleme von Wework sind also nicht plötzlich aufgetreten, sondern haben sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Wework gilt in der Branche als völlig überbewertet. Schwarze Zahlen konnte das Unternehmen in seiner gesamten Geschichte nie schreiben.
Es bleibt abzuwarten, wie andere Unternehmen in der Branche auf die Herausforderungen reagieren werden und sich inwieweit der Büroimmobilienmarkt in der Zukunft verändern wird.
Neumann glaubt fest an eine erfolgreiche Umstrukturierung
Noch kurz bevor Wework hat den ersten Insolvenzantrag gestellt hat gab sich der Gründer Adam Neumann optimistisch über die Zukunft des Unternehmens. Es sei möglich mit der richtigen Strategie und dem richtigen Team eine erfolgreiche Neustrukturierung umzusetzen, so Neumann. Wework plant, unrentable Mietverträge loszuwerden oder neu zu verhandeln und Schulden in Höhe von drei Milliarden Dollar abzubauen.
Das Unternehmen wird nach der möglichen Sanierung seinen bisherigen Kreditgebern gehören. 92 Prozent der gesicherten Gläubiger haben bereits zugestimmt, Wework-Schulden in Eigenkapital zu tauschen.
Branchenkenner argumentieren, dass Wework vor allem an einen eigenen Fehlern gescheitert sei. Die übermäßige Wachstumsstrategie des Unternehmens wird im Nachgang als nicht nachhaltig betrachtet. Einige Experten sind der Auffassung, dass Wework nicht wirklich ein Coworking-Space-Anbieter gewesen sei, sondern eher ein klassischer Büroimmobilienvermieter, der lediglich den Begriff Coworking genutzt habe.
Neumanns exzentrisches Verhalten hat außerdem viele Investoren verschreckt, was zum Platzen des geplanten Börsengangs im Jahr 2019 führte. Die Glaubwürdigkeit von Wework erlitt jedoch einen weiteren schweren Schlag. Die Börsenbewertung des Unternehmens sank 2021 dramatisch. Nach der erfolgreichen Fusion mit einem leeren Börsenmantel (Spac) wurde Wework zumindest noch mit acht Millarden US-$ bewertet. Davon übrig blieben dann noch 44 Millionen US-§ am Tag vor der Insolvenz, eine beeindruckende Bilanz.
Wie sieht die Zukunft der Büroimmobilien aus?
Die Büroimmobilienbranche ist heute, mehr denn je, mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Die Insolvenz von Wework verschärft diese Probleme. Die Zunahme des Homeoffice, insbesondere aufgrund der COVID-19-Pandemie, hatte und hat erheblichen Einfluss auf die Nachfrage nach Büroflächen. Die zunehmenden Leerstände und die sinkenden Bewertungen der Immobilien sind Zeichen dafür, dass die gesamte Branche vor strukturellen Veränderungen steht.
Thomas Olek, Großinvestor und Branchenkenner
„Die Insolvenz von Wework sollte ein Warnsignal für alle Akteure in der Branche sein. So steht 2024 und 2025 die Refinanzierung großer Hypotheken für viele Unternehmen an. Mit steigenden Zinsen und dem zunehmenden Vertrauensverlust der Banken wird sich der Druck auf den Büroimmobilienmarkt erhöhen. Weitere, auch große Immobilienentwickler, werden 2024/25 Insolvenz anmelden.
Den Unternehmen der Büroimmobilienbranche kann ich nur raten, dass bestehende Geschäftsmodelle neu überdacht werden sollten. Man muss flexible Lösungen entwickeln, um den sich neuen Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden. Das kann zum Beispiel die Umwandlung von Büroflächen in flexible Arbeitsräume, Coworking Spaces oder andere innovative Konzepte bedeuten.“
Unser Fazit
Der einst gefeierte Aufstieg von Wework, einem erfolgreichen Start-up, fand ein tragisches Ende mit den Insolvenzanträgen in den USA und Kanada. Der Gründer, Adam Neumann, der einst an die Unsterblichkeit von Wework glaubte, hofft trotz der Insolvenz auf eine erfolgreiche Neustrukturierung.
Die Insolvenz von Wework wirft einen düsteren Schatten auf den weltweiten Büroimmobilienmarkt. Warnungen vor einer Pleitewelle und zunehmender Preisdruck deuten auf schwierige Zeiten hin. Die Büroimmobilienbranche steht vor enormen Herausforderungen, insbesondere durch die Pandemie und damit verbundenen steigenden Leerständen. Experten warnen vor dramatischen Entwicklungen und weitreichenden Folgen für Investoren und Finanzinstitute.
Die gescheiterten Sanierungspläne von Wework zeigen, dass das ursprüngliche Geschäftsmodell nicht nachhaltig war. Die Pandemie und Arbeitsverhaltensvänderungen haben die Strategie von Wework obsolet gemacht. Die Insolvenz ist ein Vorzeichen für die Zukunft des Büroimmobilienmarktes. Branchenexperten raten Immobilienentwicklern, bestehende Geschäftsmodelle neu zu überdenken und flexible Lösungen anzustreben, um den neuen Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden.
Heino Zießnitz
Redakteur
Als Küchenmeister und Veranstaltungskaufmann in Berlin bin ich auch als Marketing- und Strategieberater sowie Finanzjournalist tätig, mit Fokus auf ETFs und alternative Investments. Meine Leidenschaft für Berlin, Familie, Wein und Reisen prägt meine Arbeit.
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