Einst eine kleine Siedlung von Perlentauchern und Fischern, entwickelte sich Dubai Mitte des 20. Jahrhunderts dank des Ölbooms zu einem der reichsten Länder der Welt. Doch das Ölgeschäft wird immer schlechter, und die Emirate sind sich bewusst, dass es bald ganz zum Erliegen kommen wird.

Dubai bereitet sich vor

„Mein Großvater ritt auf einem Kamel, mein Vater ritt auf einem Kamel, ich fahre einen Mercedes, mein Sohn fährt einen Land Rover, sein Sohn wird auch einen Land Rover fahren, aber dessen Sohn wird wahrscheinlich wieder auf einem Kamel reiten…“ sagte einst der Herrscher von Dubai, Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum.

Kamele in Dubai
Kamele in Dubai

Zu den zehn ölreichsten Ländern gehören neben Saudi-Arabien der Iran, der Irak, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate. Vor allem in diesen Ländern hat die Zeit nach dem Öl längst begonnen. Dubai und Abu Dhabi sind die beiden größten der sieben kleinen Golfstaaten, die sich 1971 zu den Vereinigten Arabischen Emiraten zusammenschlossen. Beide Städte sind auf dem besten Weg, internationale Drehkreuze für Tourismus, Handel und Finanzen zu werden. Im Jahr 1999 begeisterte Dubai die Welt mit dem Luxushotel Burj Al Arab, das wie eine Leinwand auf einer künstlichen Insel steht, und 2007 mit dem Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt, das über 700 Meter hoch ist. Das größte Einkaufszentrum der Welt und der größte Themenpark der Welt werden ebenfalls in Dubai gebaut.

Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt
Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt

In einer Zeit, in der der US-Präsident den Klimawandel leugnet, ist Dubai vom Gegenteil überzeugt und bereitet sich auf eine klimafreundliche Zukunft vor. Zu diesem Zweck unternimmt sie große Anstrengungen, um ausländische Fachleute für die Entwicklung der Forschung im Emirat zu gewinnen. Die Regierung hat 100 Millionen Dollar bereitgestellt, um Technologie-Start-ups aus der ganzen Welt nach Dubai zu holen. Diese werden dazu beitragen, die Klimaanpassung zu Dubais neuer wirtschaftlicher Basis zu machen. Der Mohammed-bin Rashid Al Maktoum Solar Park soll innerhalb von 13 Jahren 25% des gesamten Energieverbrauchs in Dubai decken. Ein mit Solarzellen betriebener Osmose-Wasserfilter verwandelt bereits Grundwasser in reinstes Trinkwasser. Dubai druckt bereits Gebäude mit einem 3D-Drucker und arbeitet daran, Straßen durch Solarzellen zu ersetzen, die Elektroautos drahtlos aufladen, während sie darauf fahren. Das Ziel: die Schaffung einer Gemeinschaft von Wissenschaftlern, die Dubai zu einem der wichtigsten Wissenschaftszentren der Welt machen soll.

Saudi-Arabien geht ähnlichen Weg

In Saudi-Arabien und Namibia werden riesige grüne Wasserstoffanlagen gebaut. Deutschland ist ein Partner. Doch der neue Energieträger birgt auch Risiken. Der Weg zur Stadt der Zukunft führt durch unberührte Wüstenlandschaften. Hier und da ziehen ein paar Kamele über die Straße, gefolgt von Beduinenhirten. Ansonsten: nichts. Wären die Schilder nicht, könnte man meinen, man hätte sich mitten im Nirgendwo verirrt. Sie sagen „Neom„. Das ist der Name der geplanten Stadt, die sich über den gesamten Nordwesten Saudi-Arabiens erstrecken wird. Gleichzeitig ist Neom aber auch ein Versprechen. Dieser Neologismus bedeutet „neue Zukunft“. Und genau das will die saudische Königsfamilie verkünden.

Das saudische Öl sprudelt weiter und schafft Wohlstand. Doch Kronprinz Mohammed bin Salman, getrieben von seiner „Vision 2030„, trifft Vorsichtsmaßnahmen und sucht nach neuen Einnahmequellen, darunter Wasserstoff. In Neom graben Experten von Unternehmen wie ThyssenKrupp eine riesige Produktionsanlage aus dem Boden. Saudi-Arabien will in Zukunft 650 Tonnen grünen Wasserstoff pro Tag produzieren und in die ganze Welt exportieren. „Wir sind überzeugt, dass wir der wettbewerbsfähigste Produzent sein werden“, so Energieminister Abdulaziz bin Salman Al Saud. Das ist das Ziel: Nach Jahrzehnten als weltgrößter Benzinproduzent strebt Saudi-Arabien eine führende Position auf dem Wasserstoffmarkt an.

Einer der Partner bei diesen Plänen ist Deutschland. Im März 2021 unterzeichnete der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ein Abkommen mit dem saudischen Energieminister. Auch bei grünem Wasserstoff will Deutschland zum weltweiten Vorreiter werden. Aber nicht als Produzent, sondern in erster Linie als Lieferant und Konsument. „Grüner Wasserstoff ist das Öl der Zukunft“, heißt es in der nationalen Wasserstoffstrategie. Er wird fossile Brennstoffe vor allem in den Bereichen Industrie, Verkehr und Heizung ersetzen.

„Ohne Importe von grünem Wasserstoff wird das in Deutschland nicht möglich sein“, sagt Malte Küpper vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Die Forscher schätzen, dass Deutschland bis zum Jahr 2030 50-60 Terawattstunden grünen Wasserstoff benötigen wird. Dies entspricht etwa einem Zehntel des gesamten Stromverbrauchs des Landes. Wenn es nach der Ampelkoalition geht, kann Deutschland bis 2030 etwa die Hälfte dieser Menge selbst produzieren. Die Frage: Woher soll der restliche grüne Wasserstoff kommen?

(FW)