Grüne Stromerzeuger profitieren mit ihren Windkraftanlagen und Photovoltaikanlagen massiv von den Rekordpreisen in Deutschland. Die Anlagen erhalten massive staatliche Subventionen, profitieren von den steigenden Strompreisen an den Strombörsen, während sich die eignen Kosten nicht ändern.

Brandbrief eines Betreibers von Windkraftanlagen

Der Windkraftanlagenbetreiber Maka Windkraftanlagen GmbH aus Brakel (Nordrhein-Westfalen) erhält seit Monaten Rekordgewinne auf den von ihm produzierten Strom und gehört damit ganz klar zu den Gewinnern der Krise. Der Chef der Maka Anlagen, Wolfgang Kiene, ist alles andere als glücklich über diese Situation. „Täglich dreht sich mir der Magen um.“ fängt er seinem offenen Brandbrief vom 17.09.2022 an die Politik an. Der Geschäftsführer kann die täglichen Nachrichten über steigende Preise und insbesondere Strompreise eigener Aussage zufolge nicht mehr hören.

Aus erster Hand beschreibt er die Situation als grüner Stromproduzent. Wolfgang Kiene nach ist der Strom nicht knapp, sondern einfach nur teuer. „Unser Windpark in Fürstenau läuft nur noch wenig. Zumindest, wenn Wind weht. Nicht, weil die Maschinen defekt sind. Nicht etwa, weil das Netz knapp ist. Nein. Weil an der Börse gezockt wird“, ärgert sich Kiene. Dem geltenden Gesetzt nach sind alle Stromproduzenten verpflichtet ihren Strom an einer Strombörse wie der European Energy Exchange (EEX) anzubieten. In seinem Brandbrief lässt er seine Wut darüber aus, dass er den Strom gar nicht billiger weitergeben könnte.

„Für den Monat August 2022 gab es rund 46 Cent für unsere Produktion an der Börse. Dafür muss man sich schämen. Das darf man niemanden erzählen. Aber wir können nichts dafür. Wir müssen an die Börse. Wenn der Strom wenigstens knapp wäre und wir liefern auf Angebot und Nachfrage für diesen Preis. Nein!“ Die Preise an der Strombörse spielen verrückt. Vor gut einem Monat waren die Futures an der EEX auf zukünftige Stromlieferungen kurzzeitig bei dem 20-30 fachen Preis, im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Frankreich hat ein Gesetz zur Versorgungssicherheit erlassen und daraufhin eine Menge Strom mit staatlicher Unterstützung aufgekauft, dazu kommt, dass der Markt verunsichert ist wegen ausfallender Gaslieferungen.

Geld fürs Nichtstun – Strom voll vergütet ohne Produktion

Am Tag der Veröffentlichung des Brandbriefes, hätte die Windkraftanlage der Maka GmbH pro Stunde rund 8.000 KWh produzieren können. „Er [Die Anlage] ist aber abgeregelt. Abgeregelt, weil an der Börse wieder spekuliert wird“, erklärt Kiene. „Jetzt sollte uns das gar nicht stören. Wir bekommen nämlich den abgeregelten „Strom” voll vergütet. Zahlt ja der Kunde. Dem wird erzählt, der Strom sei knapp und er müsse sparen. In Wahrheit zahlt er den abgeschalteten und den dadurch verknappten Strom und weiß nicht, wie er das stemmen soll. Pervers. Sorry.“ Das muss man erst mal verdauen. Es geht also gar nicht um eine Überlastung vom Netz oder das der grüne Strom nicht zwischengespeichert werden kann. Dem Geschäftsführer der Maka Windkraft zufolge zocken uns ein paar Börsenhändler ab.

Hunderttausende Kilowattstunden sind so schon bei uns nicht produziert worden.“, und das nicht nur in den Maka Windkraftanlagen, rechnet der Geschäftsführer vor. Er richtet sich mit seinem Brandbrief an die Politik und damit vor allem an den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. „Weil die Politik das gar nicht auf dem Schirm hat. AKWs einschalten, weil der Strom knapp ist. Kohle wieder verbrennen, weil der Strom knapp ist und auch ordentlich noch Gas in die Kraftwerke, weil der Strom knapp ist. Und Windparks ausstellen – damit der Strom knapp bleibt. Lieber Stromkunde: Sie werden verarscht und wir auch“, schreibt Kiene mit einer fast spürbaren Wut und Verzweiflung.

Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist zuletzt durch einen Patzer in der Talkshow von Maischberger negativ aufgefallen. In der Diskussion über eine mögliche Insolvenzwelle im kommenden Winter, unter anderem bei Bäckereien, führte der Fachmann für Wirtschaft seine Ansichten aus. „Ich kann mir vorstellen, dass bestimmte Branchen einfach erst mal aufhören zu produzieren. Nicht insolvent werden… Man würde dann insolvent werden, wenn man mit der Arbeit immer größeres Minus macht.“ Wie man aber das Minus verhindern soll, wenn man nichts mehr produziert konnte der Bundeswirtschaftsminister nicht erklären und wurde von Maischberger stark belächelt.

Windkraftbetreiber möchte Strom billiger anbieten

Der Windkraftanlagen Chef Kiene bezieht sich in seinem Brief ebenfalls auf den Bäcker aus der Nachbarschaft. Er möchte den nächsten Bäcker, die nächste Siedlung oder die nächste Fabrik mit bezahlbarem Strom beliefern, aber: „Ich darf es nicht. Weil die Großen das Geschäft machen, für sich und nicht für die Allgemeinheit. Und die Politik spielt mal wieder mit.“ Damit beendet der Wutentbrannte Windkraftanlagenbetreiber seinen Brandbrief an die Politiker in Deutschland.

Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat diesen Punkt im Maischberger Interview ebenfalls angesprochen, aber wie so oft heißt es, „man arbeitet an einer Lösung“. Die Ampelkoalition ist sich in diesem Punkt nicht einig, Vor allem der Bundesfinanzminister Christian Lindner aus der FDP ist gegen eine Übergewinnsteuer. Der Vorschlag von Habeck war es eine Übergewinnsteuer einzuführen, mit der staatliche Abzüge auf Gewinne von Unternehmen bestimmter Branchen möglich wären, die durch eine Krise – derzeit etwa den Ukraine-Krieg und seine Folgen – deutlich besser verdienen als normalerweise.

Kleinere Anbieter, wie der Betreiber der Maka Windkraftanalgen haben gar keine Plattform um ihren Strom billiger anbieten zu können. Die europäische Union hat bereits eine Strategie zur Digitalisierung des europäischen Stromnetzs in Planung. Das Projekt soll mit 565 Milliarden Euro eine bessere Plattform für grünen Strom von Windkraftanlagen bieten und die einzelnen Länder besser vernetzen. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine hat das Projekt in Fahrt gebracht, um mehr Unabhängigkeit von Russland zu erlangen.

Windkraftanlagen stehen still obwohl es Abnehmer und genügend Wind gibt
Windkraftanlagen stehen still obwohl es Abnehmer und genügend Wind gibt

Stromspeicher auf Hochkonjunktur in Europa

Die Ziele aufgrund des Klimawandels sind in Europa klar vorgegeben. Neben dem Problem des Stromhandels an den Energiebörsen, fehlen für eine erfolgreiche grüne Wende noch zahlreiche Stromspeicher für grünen Strom aus Windkraftanlagen in Deutschland und Europa. Der Triodos Energy Transition Europe Fund (Börsenticker TRTREQE:NA), der in Wind-, Solar- und Energiespeicherprojekte investiert, ist in diesem Jahr bisher um fast 50 % gestiegen. Kein anderer Fonds, der als Artikel 9 registriert ist – die grünste Klassifizierung innerhalb des EU-Regelwerks für ökologische, soziale und Governance-Investitionen – hat sich besser entwickelt, so die Daten bis Ende Juli.

Dem Triodos-Fonds ist es gelungen, an der Schnittstelle zwischen Europas Energieversorgungsengpässen und der wachsenden Nachfrage nach der saubersten Fondskategorie des Blocks einen Glücksgriff zu tun. Im letzten Quartal etwa 6 Milliarden Dollar in Artikel 9-Fonds, während etwa 30 Milliarden Dollar aus einer weniger strengen ESG-Kategorie, bekannt als Artikel 8, abgezogen wurden. Vincent van Haarlem, der den 190-Millionen-Dollar-Fonds aus den Niederlanden verwaltet, sagte, die Strategie bestehe darin, sich auf private Unternehmen und Start-ups im Bereich der neuen Technologien zu konzentrieren.

(TB)