Leadership
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Hybride Arbeitsmodelle erfordern hybride Führung
Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren – spätestens seit Covid 19 – grundlegend gewandelt. Mit der zunehmenden Digitalisierung und den Erfahrungen aus der Corona Pandemie hat sich in den meisten Unternehmen hybrides Arbeiten als neue Normalität etabliert.
Hybride Arbeitsmodelle stellen dabei einen vielversprechenden Ansatz dar, die Vorteile von Remote- und Büroarbeit optimal zu nutzen. Doch die alten Führungsstile- und methoden funktionieren jetzt nicht mehr. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Führungskonzepte an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen.
Was ist hybride Führung?
Hybride Führung beschreibt ein Managementkonzept, das eine Mischung aus virtueller und präsenter Führung ermöglicht. Dabei arbeiten Mitarbeitende sowohl im Homeoffice als auch vor Ort im Unternehmen. Führungskräfte müssen Strategien entwickeln, um beiden Arbeitsmodellen gerecht zu werden und eine produktive Zusammenarbeit sicherzustellen.
Herausforderungen und Probleme mit hybriden Arbeitsmodellen
Problem/ Herausforderung
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Details |
Kommunikation und Transparenz |
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Mitarbeitermotivation und -bindung |
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Leistungsbewertung |
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Technische Herausforderungen |
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Vorteile der hybrider Arbeitsmodelle
Vorteil
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Details |
Erhöhte Flexibilität |
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Größere Arbeitgeberattraktivität |
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Produktivität und Innovationskraft |
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Kosteneinsparungen |
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Deutsche Unternehmen mit hybriden Arbeitsmodellen
Siemens
Siemens setzt auf ein hybrides Arbeitsmodell, das den Mitarbeitenden große Flexibilität bietet. Beschäftigte können selbst entscheiden, an welchen Tagen sie im Büro oder im Homeoffice arbeiten. Ergänzend bietet Siemens moderne digitale Plattformen zur Unterstützung der virtuellen Zusammenarbeit.
SAP
SAP verfolgt einen „Flex Work“-Ansatz, bei dem Mitarbeitende individuell festlegen können, wie oft sie im Büro arbeiten. Zusätzlich investiert das Unternehmen in moderne Arbeitsplatzkonzepte, die sowohl Präsenz- als auch Remote-Arbeit bestmöglich integrieren.
Deutsche Telekom
Die Deutsche Telekom nutzt hybride Führung gezielt, um die Vernetzung und den Wissensaustausch zu fördern. Neben flexiblen Arbeitszeiten setzt das Unternehmen auf regelmäßige digitale Teammeetings, um den Teamzusammenhalt zu stärken.
BMW
BMW kombiniert hybride Arbeitsmodelle mit agilen Methoden, um die Zusammenarbeit über verschiedene Standorte hinweg zu optimieren. Das Unternehmen setzt zudem auf digitale Weiterbildungsmöglichkeiten, um Führungskräfte und Mitarbeitende für die hybride Arbeitswelt fit zu machen.
Bosch
Bosch bietet seinen Mitarbeitenden ein flexibles Arbeitsmodell mit bis zu 80 % Homeoffice-Anteil. Ergänzend hat das Unternehmen digitale Plattformen eingeführt, die hybride Meetings effizienter gestalten.
Allianz
Die Allianz hat ein hybrides Arbeitsmodell eingeführt, das Mitarbeitenden ermöglicht, flexibel zwischen Büro und Homeoffice zu wechseln. Führungskräfte erhalten spezielle Schulungen, um in hybriden Arbeitsstrukturen erfolgreich zu agieren.
Tesla und hybride Arbeitsmodelle
Wieder mal Elon Musk!
Elon Musk, CEO von Tesla, hat von allen Mitarbeitenden gefordert, mindestens 40 Stunden pro Woche im Büro zu arbeiten, andernfalls müssten sie das Unternehmen verlassen. Tesla verfolgt eine strikte Präsenzkultur und lehnt hybride Arbeitsmodelle – ohne wenn und aber – ab.
Diese Haltung führte zu Widerstand, insbesondere im deutschen Werk in Grünheide, wo sich Mitarbeitende mit Unterstützung der IG Metall gegen das Homeoffice-Verbot wehrten.
Im Gegensatz dazu setzen viele Unternehmen in Deutschland auf hybride Arbeitsmodelle, die eine Mischung aus Büropräsenz und Homeoffice ermöglichen. Eine Studie von Deloitte ergab, dass 66 % der deutschen Unternehmen auch nach der Pandemie die flexiblen Arbeitsmodelle weiterführen.
Die strikte Präsenzpflicht bei Tesla steht somit im Gegensatz zum allgemeinen Trend in Deutschland, der zunehmend auf flexible und hybride Arbeitsmodelle setzt.
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Expertenmeinung zum Thema „Hybride Arbeitsmodelle“
Herr Jörg Trübl, CEO der MABEWO AG
„In der heutigen Geschäftswelt ist Flexibilität kein Luxus mehr, sondern eine Notwendigkeit. Ich habe in den letzten Jahren selbst erlebt, wie sich die Anforderungen an Unternehmen und Mitarbeiter plötzlich verändert haben. Früher waren starre Bürozeiten die Norm – heute wäre ein solches Modell in vielen Branchen schlicht nicht mehr zeitgemäß. Deshalb setzen wir bei MABEWO auf hybride Arbeitsmodelle, die Büropräsenz und Remote-Arbeit intelligent miteinander verbinden.
Dieses Modell bietet nicht nur den Mitarbeitern Vorteile, sondern auch uns als Unternehmen. Ich sehe es in meinem Unternehmen: Wenn die Mitarbeiter die Freiheit haben, wann und wo sie wollen zu arbeiten, dann steigt ihre Produktivität. Sie sind motivierter, zufriedener und bringen bessere Ergebnisse. Und es geht nicht nur um Zufriedenheit.
Ich kann durch hybrides Arbeiten auch erhebliche Kosten einsparen. Weniger Bürofläche bedeutet geringere Miet-, Energie- und Betriebskosten. In manchen Bereichen konnten wir die Fixkosten um 20 bis 30 Prozent senken, einfach weil wir Büroräume effizienter nutzen.
Aber Hybrides Arbeiten funktioniert nicht von selbst. Es braucht klare Strukturen, feste Kommunikationsregeln und eine Kultur des Vertrauens. Ich habe gelernt, dass es nicht reicht, einfach Homeoffice zu erlauben – man muss in digitale Zusammenarbeit investieren, klare Erwartungen formulieren und eine Umgebung schaffen, in der sich jeder auch ohne tägliche Anwesenheit im Team eingebunden fühlt.
Ein weiterer entscheidender Vorteil ist der Zugang zu Talenten. Früher waren wir bei der Personalsuche auf unsere Region beschränkt. Heute arbeiten wir mit Fachkräften aus ganz Deutschland – teilweise sogar international. Das erweitert unseren Talentpool enorm und ermöglicht uns, die besten Leute für jede Position zu finden, unabhängig vom Standort.
Ich bin überzeugt: Hybride Arbeitsmodelle sind nicht nur ein Trend, sondern eine langfristige Entwicklung. Wer sich darauf einlässt, kann nicht nur Kosten senken, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit seines Unternehmens in vielerlei Hinsicht erheblich verbessern.“
Hybride Führung erfolgreich gestalten – Worauf es wirklich ankommt
Tendenz zu hybriden Arbeitsmodelle in Deutschland
Die Arbeitswelt in Deutschland entwickelt sich zunehmend in Richtung hybrider Arbeitsmodelle. Aktuellen Studien zufolge arbeiteten im Jahr 2024 etwa 64 % der deutschen Beschäftigten hybrid, was einen Anstieg von 13 Prozentpunkten gegenüber 2023 darstellt. Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen, die vollständig im Büro tätig sind, auf 30 % gesunken – ein Rückgang um 16 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.
Trotz dieser Entwicklung haben einige Unternehmen ihre Richtlinien angepasst und fordern eine verstärkte Präsenz im Büro. Beispielsweise haben SAP, Amazon und die Deutsche Bank zuletzt strengere Anwesenheitspflichten eingeführt. Dennoch bleibt der Wunsch nach Flexibilität bei den Mitarbeitenden hoch: Zwei Tage im Büro und drei Tage im Homeoffice gelten als bevorzugtes Modell. Lediglich 2 % der Befragten möchten freiwillig fünf Tage pro Woche im Büro arbeiten.
Die Bedeutung von Flexibilität spiegelt sich auch in der Bereitschaft der Beschäftigten wider, den Arbeitsplatz zu wechseln. Etwa 23 % würden sich nach einer neuen Stelle umsehen, wenn keine Möglichkeit zur flexiblen Arbeitsgestaltung besteht.
Zusammenfassend zeigt sich, dass hybride Arbeitsmodelle in Deutschland weiterhin an Bedeutung gewinnen. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die Balance zwischen betrieblicher Präsenz und den Flexibilitätswünschen ihrer Mitarbeitenden zu finden, um für Mitarbeiter langfristig attraktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Zum Schluss
Denkt man an Deutschland – denkt man gleichzeitig an ein Büro (oder mehrere). In dem arbeiten die fleißigen Amts-Schimmel mit ihren schönen Akten und Stempeln und Kopiergeräten.
Und das soll jetzt alles vorbei sein? Alten „Büro-Hengsten“ laufen sofort kalte Schauer den Rücken runter, wenn sie den Begriff „Hybrides Arbeiten“ nur hören. Die Büro-Romantik in Deutschland soll jetzt bald ein Ende haben.
Vorbei sind die Zeiten der Vorzimmerdamen mit dem grimmigen Blick. Keine Gummibäume mehr, keine Aktenkarren in den Fluren und keine blubbernden Kaffeemaschinen mehr in jedem Büro.
Hybride Arbeitsmodelle sind aber zeitgemäß und effizient. Sie bieten zahlreiche Vorteile, stellt aber auch Unternehmen und Führungskräfte vor neue Herausforderungen. Für eine erfolgreiche Umsetzung der zweigleisigen Führungskultur braucht es die Bereitschaft der Mitarbeiter sowie der Führungskräfte sich auf einer „anderen Ebene“ zu begegnen.
Unternehmen und Teams, die diesen Wandel mit offener Kommunikation aktiv gestalten, können langfristig von gesteigerter Mitarbeiterzufriedenheit, Produktivität und Innovationskraft profitieren.
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